Erde
Freiheiten, die ich mir genommen habe, Erklärungen.
Zunächst habe ich im Interesse der Dramatik das Ausmaß übertrieben, um welches die Erwärmung durch den Treibhauseffekt den Meeresspiegel bis zum Jahr 2040 ansteigen lassen dürfte. Obwohl echte Verluste und Leiden erschütternd sein könnten, glauben nur wenige Gelehrte, daß die Gletscherschmelze zu dem Zeitpunkt so weit fortgeschritten sein wird, wie ich es dargestellt habe. Man scheint sich einig zu sein, daß der Eisschild der Antarktis bis spät ins nächste Jahrhundert hinein sicher ist. Gleichermaßen habe ich die Wetterverhältnisse in Indien übertrieben, um einen dramatischen Akzent zu setzen.
Eine weitere von mir gemachte Annahme ist die, daß es wieder zu Energieknappheit kommen wird. Die meisten Experten sind sich da ziemlich sicher, aber ich räume ein (und hoffe sogar), daß die abnehmenden Erdölreserven zum Teil durch neue Entdeckungen kompensiert werden würden. Bestimmt dürften Durchbrüche bei der Sonnenenergie oder Zugang zu Ressourcen im Weltraum oder sogar etwas völlig Unerwartetes für Besserung sorgen können. (Gleichzeitig wächst auch unsere Liste möglicher Katastrophen an. Wer kann sagen, daß wir uns das Schlimmste überhaupt schon vorgestellt haben? Darauf würde ich keine Wette riskieren.)
Einige von mir beschriebene geologische Züge entsprechen den besten modernen Theorien. Andere, wie mögliche supraleitende Hochtemperaturbereiche tief drunten, sind höchst spekulativ und sollten nicht allzu ernst genommen werden.
Ähnliches gilt dafür, daß die Handlung dieses Romans um ein besonders wildes Tierchen kreist – eine Art von Gravitationssingularität, die sogar Stephen Hawking oder Kip Thorne den Atem verschlagen kann. Diese und andere Physiker berechnen, daß das Universum wahrscheinlich eine große Menge Schwarzer Löcher jenes Typs enthält, über den die Leute so viel gehört haben und für etliche von denen Astronomen schon Hinweise gesehen haben wollen. Es könnte sogar gigantische kosmische Saiten oder Fasern – strings – geben, die die Leere zwischen den Galaxien erfüllen. Schwarze Mikrolöcher bleiben andererseits völlig theoretisch. Abgestimmte Saiten und kosmische Knoten sind von mir erfunden.
Interessanterweise erfuhr ich aber nach Fertigstellung dieses Buches, daß zwei Astronomen der Universität Cambridge, lan Redmount und Martin Rees, jetzt vorhersagen, daß von bestimmten überschweren Objekten da draußen gebündelte Gravitationsstrahlung ausgesandt werden könnte. Also, wer weiß? Auf jeden Fall behaupte ich, obwohl ich von Beruf Physiker bin, nicht, auf dem Spezialgebiet der Allgemeinen Relativitätstheorie qualifiziert zu sein. Über die Disziplin der ›Cavitronik‹ kann man als eine wohlmeinende Geste hinwegsehen.
Natürlich hatte Beta im Buch eine höhere Aufgabe, als nur wilde physikalische Konjekturen zu verbrechen. Im taniwha habe ich auch die eigentlichen Innereien der Erde behandelt – ihren komplexen Mantel und geschichteten Kern –, als zentrale Anliegen meiner Personen. (Welches Buch könnte behaupten, von der ganzen Erde zu handeln, wenn es über neunundneunzig Prozent des Volumens und der Masse des Planeten ausließe?) Jedenfalls verleiht nichts einem Roman mehr Würze als ein Monstrum, das die Welt zu verschlingen droht.
Soziologische Trends sind noch problematischer als die Physik von morgen. Während dies Buch in Arbeit war, schienen Veränderungen in der realen Welt meine wildesten Spekulationen noch fast zu überholen. So ergab es sich, daß Leser früher Entwürfe meinten, ich sei viel zu optimistisch mit der Vorhersage eines Endes der Spannungen des Kalten Krieges. Aber bei dem endgültigen Entwurf machten einige kehrt und klagten, daß ich kurzsichtig sei, weil Sicherheitsbündnisse wie die NATO in fünfzig Jahren noch existieren könnten! So groß war der Unterschied zwischen den Entwürfen gar nicht. Die Welt war es, die einen schnellen Vorwärtsgang bei den Veränderungen eingelegt hatte.
(Nicht, daß ich überzeugt wäre, wir hätten Zeiten der Entspannung zu erwarten, bloß weil ein paar Mauern abgerissen worden sind. Man könnte vorbringen, der Kalte Krieg würde großenteils abebben, weil keine der beiden Seiten ihn sich noch leisten könne. Andere ernsthafte Bedrohungen erheben sich, um seinen Platz einzunehmen. Und Nationen werden wahrscheinlich immer noch Bündnisse abschließen und brechen, wenn sie um schwindende Ressourcen ringen.)
Gleichermaßen
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