Erde
sich verstärkenden Treibhauseffekt bis hin zu Geologie und Evolution. (Und wenn wir schon einmal dabei sind, wollen wir noch elektronische Medien, die Gaia-Hypothese und das Wesen des Bewußtseins hinzutun.)
Während ich Nachforschungen für dies Buch anstellte, hörte ich Nachrichten von Erdbeben in Armenien und Supertankerkatastrophen in Alaska und wurde ständig davon erschüttert, wie töricht Illusionen über Stabilität und Veränderungslosigkeit aussehen für uns, die wir auf der bebenden Kruste eines aktiven Planeten hocken. Geschichte und Geologie zeigen, daß es nur einen Wimpernschlag gedauert hat, seit unsere jetzige komfortable Zivilisation entstanden ist. Und eben diese Zivilisation verbraucht absolut alles in einem wilden Tempo.
Dennoch gibt es positive Anzeichen, die darauf hindeuten, daß im allerletzten Moment die Menschheit erwachen könnte. Wird das schnell genug gehen, um die Welt zu retten? Das kann niemand sicher wissen.
Eines, das für die nächsten Dekaden als sicher gelten dürfte, ist eine starke Ironie. Angenommen etwa, daß unter den Völkern wirklich Friede ausbricht. Die heute für Waffen aufgewendeten geistigen und materiellen Ressourcen könnten anders eingesetzt werden und eine phantastische Kreativität für unsere dringenderen Bedürfnisse freisetzen. Aber was wird die Geschichte dann über Wasserstoffbomben sagen, wenn wir schließlich dazu kommen, sie alle abzuschaffen? Daß die schrecklichen Dinge, welche den Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts in Angst versetzt haben, sein Verhalten geändert haben? Daß sie geholfen haben, ein Gleichgewicht der Macht zu erhalten, das es ermöglichte, nur einen kleineren Bruchteil der Menschheit als Soldaten beizubehalten – oder von Soldaten verletzt zu werden – als in jeder vorangegangenen Generation? (Ein schwacher Trost für die Leute in Kambodscha und Afghanistan und Libanon, wo die Mittelwerte nicht zutreffen.) Wie seltsam, wenn die Bombe rückschauend als wichtigstes Mittel unserer Rettung erschiene!
Wie, wenn alle diese Ingenieure ihr Augenmerk wirklich von Abschreckung auf Produktivität richten würden? Manche Aussichten sind furchteinflößend… künstlicher Scheintod, künstliche Organe, verstärkte Intelligenz, Raumfahrt, intelligente Maschinen… die Liste ist atemberaubend und etwas erschreckend. Falls solche gottgleichen Kräfte jemals die unseren sein sollten, würden wir sicher mit Fragen konfrontiert werden wie denen, die man so lange bezüglich der Bombe gestellt hat. Etwa der, wie wir mit all diesen glänzenden Dingen zu Weisheit gelangen.
Im Volk geht eine Sage um. Danach hätte die westliche Zivilisation etwas besonders Korruptes an sich – als ob sie Krieg, Ausbeutung, Unterdrückung und Verschmutzung erfunden hätte. Falls dem so wäre, könnten die Probleme der Welt gewiß einfach durch Rückkehr zu ›alten, besseren Methoden‹ gelöst werden. Viele haben sich der Phantasie verschrieben, daß diese oder jene nichtwestliche Kultur ein Patent auf allgemeines Glück hätte.
Ach, wenn das nur so leicht wäre!
In seinem Buch Eine Waldreise: Von Mesopotamien bis Nordamerika (A Forest Journey: The Role of Wood in the Development of Civilization, Norton 1989) zeigt John Perlin, wie die weiten fruchtbaren Ebenen und Gebirge von Griechenland, der Türkei und dem Mittleren Orient durch alte Zivilisationen zu öden Wüsten gemacht wurden. Der Rekord an Ausplünderung geht Jahrtausende zurück bis zum frühesten bekannten Epos, der Sage von Gilgamesch, über einen König, der urtümliche Zedernwälder abholzen ließ, um Bauholz für seinen Stadtstaat Uruk zu gewinnen. Dürren und Fluten suchten das Land bald danach heim, aber weder Gilgamesch noch irgendeiner seiner Zeitgenossen erkannte da einen Zusammenhang.
Die sumerische Zivilisation fuhr fort, Eichen aus Arabien, Wacholder aus Syrien, Zedern aus Anatolien zu rauben. Die Flüsse des Vorderen Orients füllten sich mit Schlamm, der Häfen und Bewässerungskanäle verstopfte. Ausbaggern setzte nur tiefere Salzschichten frei, die schließlich alles an Boden ruinierten, was nicht schon fortgeblasen war. Das Ergebnis war nach Jahrhunderten eine Region, die uns heute wohlbekannt ist als ein Reich von Flugsand und heftigen Winden, die aber früher der ›fruchtbare Halbmond‹ hieß, das Land voll Milch und Honig.
Wir brauchen keine mystischen Konjekturen über ›Zyklen der Geschichte‹, um zum Beispiel den Fall von Rom zu erklären. Perlin zeigt, wie das
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