Erde
nicht genügten, erwacht eine der kleinen rotierenden Kugeln sogar.
»ICH BIN…«, erklärt sie, in die Finsternis singend.
»ICH BIN, ICH BIN, ICH BIN!«
Worauf die Dunkelheit eine Antwort hat, die auf jeden Neuling paßt.
»NA UND? GROSSE SACHE, GROSSE SACHE… ALSO WAS?«
Der späteste kleine Weltgeist grübelt über dieser Antwort und kommt schließlich zu dem Schluß: »ALSO IST AUCH DIES NUR EIN ANFANG?«
»KLUGES KIND«, lautet die einzig mögliche Antwort, »DU VERSTEHST ES.«
Gaia dreht sich weiter und denkt stumm darüber nach, was es heißt, in ein sarkastisches Universum geboren zu sein.
Sie murmelt leise zu sich selbst: »WIR WERDEN UNS DARUM KÜMMERN« und schnurrt wie eine bunte Katze.
»WIR WERDEN SEHEN.«
SCHLUSS
WORT
Dieser Roman stellt einen der vielen Wege da, wie die Welt heute in fünfzig Jahren aussehen könnte. Er ist nur eine Extrapolation – was ein Physiker als Gedankenexperiment bezeichnen würde –, nicht mehr.
Und dennoch kommt mir, während ich dasitze, um dieses Postscriptum zu schreiben, der Gedanke, daß wir auch etwas lernen können, wenn wir in die umgekehrte Richtung schauen. Zum Beispiel herrschte vor genau fünfzig Jahren in Europa noch Friede.
Oh, im August 1939 stand das Menetekel schon an der Wand. Nachdem er schon mehrere kleine Nachbarn erledigt hatte, unterzeichnete Adolf Hitler in diesem Monat einen verhängnisvollen Vertrag mit Josef Stalin, der das Schicksal Polens besiegelte. China stand schon in Flammen. Und dennoch hofften viele, daß Staatsmänner der Welt kurz vor dem Abgrund Einhalt gebieten würden. Die Zukunft schien gleichermaßen Hoffnung wie Drohung zu bieten.
Bei der Weltausstellung in New York konnte man zum Beispiel durch die Westinghouse-Schau gehen und die Wunder von morgen sehen. Ein Futurama zeigte die ›typische Stadt von 1960‹ – voll allen technischen Schnickschnacks, von dem die Amerikaner der Depressionsperiode nur träumen konnten, von elektrischen Geschirrspülern und Superfernstraßen bis zu Roboterdienstmädchen und persönlichen Hubschraubern. Natürlich konnte es zu jener fernen Zeit keine Armut geben. Die Phrase von der ›ökologischen Degradation‹ war noch nicht geprägt worden.
Wir mögen den Kopf schütteln über die Naivität jener Leute von 1939. Mit der Vorhersage von Autobahnen und Fernsehen haben sie recht gehabt, aber wer wußte damals etwas über Atombomben? Oder Fernraketenabwehr? Oder Computern? Oder giftigen Abfall? Vielleicht einige Verfasser von Zukunftsromanen, deren prophetische Geschichten nach heutigen Maßstäben aber doch wunderlich und primitiv erscheinen.
Fünfzig Jahre sind eine lange Zeit, und das Tempo der Veränderung hat sich nur beschleunigt.
Dennoch – und das ist das Komische dabei – gibt es immer noch viele Menschen, die jeden Tag von August 1939 bis zur Gegenwart durchlebt haben. Ihnen erscheint die Welt der neunziger Jahre nicht bizarr oder erstaunlich. Sie hat sich entwickelt, Bit um Bit, Schritt um Schritt. Jedes Ereignis ergab sich ganz glaubwürdig aus dem, was am Tag zuvor gekommen war.
Das ist es, was eine Vorschau über ein halbes Jahrhundert zu den am schwierigsten zu verfassenden spekulativen Romanen macht. Um eine nahe Zukunft zu beschreiben, sagen wir in fünf oder zehn Jahren, braucht ein Autor nur die gegenwärtige Welt zu nehmen und irgendeinen laufenden Trend im Interesse eines dramatischen Effekts zu übertreiben. Und bei der Darstellung von Gesellschaften viele Jahrhunderte in der Zukunft ist die Aufgabe auch verhältnismäßig einfach. (Alles geht, sofern man es vage plausibel macht.) Aber fünf Dekaden sind gerade ein hinreichend kurzer Zeitraum, um ein Gefühl von Vertrautheit zu erfordern, und doch weit genug entfernt, um auch zahllose Überraschungen zu verlangen. Man muß es als glaubhaft erscheinen lassen, daß Menschen, die gerade zu diesem Zeitpunkt herumlaufen, auch in jener künftigen Zeit existieren und Bedingungen vorfinden werden, die dann – wenn auch nicht alltäglich – so doch mindestens normal wirken würden.
Darum meine Entschuldigung. Dieser Roman ist keine Vorhersage. Er stellt nur ein mögliches Morgen dar – eines, das sicher manche als zu optimistisch und andere als viel zu finster betroffen machen wird. Sei’s drum!
Was ist eine Welt? Eine Myriade von Themen und gegenteiligen Begriffen, alle verwoben in ein Chaos von Details. Und so muß dieser Roman alles einschließen von der abnehmenden Ozonschicht und dem
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