Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
stieg, die Zahlen der Opfer niedriger als bei den Krawallen in La Plata oder der Nilkatastrophe. Das kam wahrscheinlich daher, daß, als die Schlacht über die Ogallala-Wasserader voll entbrannt war, immer noch hie und da kleine aber feuchte Poren blieben, die ein jeder verteidigen konnte.
    Staub ließ sich nieder über braunen runden Flecken, wo üppiges Wachstum geherrscht hatte. Er bedeckte verrostende Bewässerungstürme und die Fenster leerer Wohnhäuser.
    Dicht hinter dem Staub wurde Sand hereingeweht.

 
• EXOSPHÄRE •
     
    Flimm’re, flimm’re, kleiner Stern…
    Einem gewissen Zittern zum Trotz übte sich Teresa darin, während ihres ersten Ausflugs in den Weltraum ruhig zu bleiben. Sie kontrollierte öfters; aber ihre Signalbaken schwankten nicht. Die Kontinente hatten sich nicht merklich verschoben. Ihre alten Freunde, die Sterne, lagen in der gleichen Anordnung da, wie sie sie kannte. Verstreute Wegzeichen, die unverwandt eine Beständigkeit verhießen, auf die die sich stets verlassen hatte.
    Oh, wie seh’ dein Licht ich gern…
    »Lügner!« beschuldigte sie sie. Denn ihr Versprechen hatte schon getrogen. Wer, der das durchgemacht hatte wie sie, konnte je sicher sein, daß diese Konstellationen sich nicht entschließen würden, wieder flüssig zu werden, zu schmelzen und zu strömen und mit dem Chaos in ihr eins zu werden?
    »Mutter, was war das? Hast du etwas gesagt?«
    Teresa merkte, daß sie laut in ein offenes Mikrophon gesprochen hatte. Sie blickte nach draußen, wo entfernte, in Raumanzüge gekleidete Gestalten über ein Gitterwerk von Trägern und filigranen Pylonen krochen. Sie waren zu weit entfernt, um individuelle Gesichter erkennen zu lassen.
    »Oh, tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte gerade…«
    Eine zweite Stimme mischte sich ein: »Sie gluckt nur, um sicher zu sein, daß ihre Küken alle in Ordnung sind. Stimmt’s, Mammy?«
    Diese Stimme kannte sie. Für eine Arbeitsgruppe bei Arbeiten im freien Raum konnte es üblich sein, den Wachpiloten als ›Papa‹ anzusprechen. Oder in ihrem Falle ›Mutter‹. Aber nur Mark Randall hatte den Nerv, sie über einen offenen Kanal ›Mammy‹ zu nennen.
    »Aufhören, Randall!« Diesmal mischte sich Oberst Glenn Spivey ein, um das Geschwätz zu unterbinden. »Ist etwas los, Captain Tikhana?«
    »Hm – nein, Colonel.«
    »Sehr wohl also. Danke dafür, uns abzuhören – still!«
    Teresa kniff sich in den Schenkel. Verfluchter Kerl! Spiveys Version von Höflichkeit würde frischgepflückte Äpfel verderben. Sie schob ihr Wangenmikrophon zur Seite, damit das nächste beiläufige Wort nicht die Aufmerksamkeit dieses schrecklichen Mannes erregte.
    Ich bin nicht ich selbst. Das wußte sie. Außengespräche auf offenem Kanal waren nicht ihre Art. Aber es war immerhin auch weder Spionage oder Verrat.
    Sie schaute auf ihr linkes Knie. Der kleine Recorder, den sie dort angebracht hatte, war gut außer Sicht verstaut und zapfte den Hauptcomputer des Shuttles durch eine Faser an, die so dünn war, daß man sie kaum sehen konnte. Es war fast zu einfach gewesen. Die benötigten Instrumente waren schon an Bord der Plejaden. Sie brauchte nur die Einstellungen leicht zu verändern, damit enge Datenfenster von ihrem kleinen Datenspeicher erfaßt werden konnten.
    Es half, daß dies ein Konstruktionsauftrag war. Sie würde stundenlang hintereinander allein gelassen werden, während Randall und Spivey und die anderen draußen waren und die Roboter beim Bau von Erewhon II überwachten. Die Verteidigung wollte das neue Gebäude rasch in Stellung gebracht haben, was die Benutzung unbeschädigter Teile der Reagan-Station sowie von Teilen, die man aus Reserven zusammengeschustert und mit schweren Boostern eilends hochgeschickt hatte, erforderte.
    Das war der Vorteil davon, daß ›nationale Sicherheit‹ Vorrang hatte. Man würde nicht erlauben, daß das Unglück alle Raumfahrtaktivität lähmte, wie es geschehen war nach der Challenger- Katastrophe oder dem schrecklichen Lamberton- Fiasco.Andererseits wurden sonstige Programme dafür beschnitten. Der zivile Weltraum würde noch lange zu leiden haben.
    Draußen in der Finsternis sah Teresa zu, wie Figuren systematisch einen gewaltigen Lastenbeförderer zerlegten. Sie öffneten die große Rakete wie eine sich entfaltende Blüte. Weltraumarbeiter prahlten wie Metzger einst in einem Schlachthof, daß sie für alles eine Anwendung finden könnten ›außer dem Gequieke‹. Es war lange her, seit die NASA zum erstenmal

Weitere Kostenlose Bücher