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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Meinung geändert, als der Amerikaner Verbesserungen für die Fundamente der Hauptgeneratoren vorschlug. Er drängte auf einen neuen Besuch Logans für eine Fortsetzung. Das wäre eine lukrative Beratung; und die Partner in New Orleans hatten darauf gedrängt anzunehmen.
    Zumindest war diese Reise bequemer als es jene haarsträubende Lastwagenfahrt von Bilbao gewesen war. Damals, beim ersten Mal, hatte Logan nur den Gezeitenstaudamm gesehen – eine Kette unfertiger Sperren, die sich über eine Einbuchtung in der baskischen Küste hinzogen. Seit damals hatte er viel mehr über diese kühne Art von Wasseringenieurtechnik gelernt.
    Entlang der ganzen Küsten erreichten die Gezeiten des Atlantiks eine hohe Stärke, angetrieben von Wind und zusammengedrängt durch die Konvergenz von Frankreich und Spanien. Andere Anlagen holten Gigawatts an Energie aus Wasser, das zweimal täglich in die Iberische Bucht strömte, ohne nur ein einziges Gramm Kohlenstoff in die Atmosphäre abzugeben oder eine Unze Gift auf das Land zu bringen. Die Energie kam letztlich aus einem fast unerschöpflichen Vorrat – dem Bahnimpuls des Systems Erde-Mond. Auf dem Papier war es der Traum eines Umweltfanatikers – die optimale erneuerbare Ressource.
    Aber versuche einmal, das diesen Demonstranten in Bordeaux zu erzählen!
    An diesem Morgen hatte er die Anlage besucht, die schon an Ort und Stelle war längs der früheren Schlammflächen des Beckens von Arcachon, nahe der Stelle, wo die Flüsse Garonne und Dordogne an einem der besten Weinbaugebiete der Welt vorbeifließen. Der Gezeitenenergiestaudamm von Arcachon lieferte jetzt saubere Energie für einen großen Teil des südwestlichen Frankreichs. Er war auch allein in diesem Jahr dreimal bombardiert worden, darunter einmal von einem Kamikaze-Piloten, der einen selbstgemachten Ornithopter mit Pedalen antrieb.
    Demonstranten marschierten vor dem Betriebseingang, wie sie es seit vierzehn Jahren getan hatten. Sie schwenkten Fähnchen und den uterusförmigen ›Kreis der Mutter‹. Es schien, daß selbst ein verschmutzungsfreies Kraftwerk – das Energie aus der friedlichen Mondbahn entnahm – in diesen Tagen seine Gegner haben müßte. Die Protestierenden beklagten frühere Feuchtgebiete, die manche Leute als nutzlose Schlammflächen angesehen hatten, die aber auch zahllose Seevögel ernährt und geschützt hatten, ehe sie in eine eingedeichte Ebene voll ansteigenden trüben Salzwassers verwandelt wurden.
    Dann war da die andere Hälfte von Eric Sauvels Projekt, um die noch mehr Kontroversen quirlten. »Wieviel Sediment werden Sie mit Ihren Schaufelrädern vor der Küste hochbringen?« fragte Logan den Projektmanager.
    »Nur ein paar Tonnen täglich. Es ist wirklich erstaunlich, wie wenig Grundschlamm gehoben werden muß, wenn er gut gelöst ist. Eintausend Bagger sollten mehr als genug Nährstoffe umwenden, um die Düngungsleistung des Humboldtstroms vor Chile zu erreichen. Und es wird natürlich sehr viel zuverlässiger sein. Wir wollen keinen klimatischen Brüchen wie El Niño unterworfen sein.
    Vorläufige Tests besagen, daß wir eine Blüte von Phytoplankton schaffen werden, die die Hälfte der Bucht bedeckt. Photosynthese wird – ist das der richtige Ausdruck? – raketenartig hochschießen.«
    Logan nickte. Sauvel fuhr fort. »Zooplankton wird das Phytoplankton verzehren. Fische und Kalmare werden Zooplankton fressen. Dann planen wir, näher an der Küste einen großen Seetangwald einzurichten, zusammen mit einer Otterkolonie als Schutz vor hungrigen Seeigeln…«
    Das alles klang zu gut, um wahr zu sein. Bald könnten Erträge aus dem Golf von Biscaya den Anchovisfischern des östlichen Pazifiks Konkurrenz machen. Derzeit war das klare Wasser unten so unfruchtbar wie der schimmernde Sand von Oklahoma.
    So mußte Sauvel die Bucht heute betrachten – als eine riesige nasse Wüste, die aber voller Möglichkeiten war. Man mußte nur Sedimente des Meeresbodens emporheben, um die Basis der Nahrungskette zu speisen – schwebende mikroskopische Algen und Diatomeen –, dann würde der übrige Teil der Lebenspyramide gedeihen.
     
    Trockene Wüsten können erblühen, wenn man für Wasser sorgt. Feuchte brauchen wenig mehr als schwebenden Schlamm – nehme ich an.
    Aber wir haben doch wohl gelernt, wie verheerend die Folgen auf Land sein können, wenn die Bewässerung falsch gemacht wird. Ich frage mich, was hier der Preis sein wird, wenn wir diesmal etwas vergessen haben.
     
    Als Liebhaber von

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