Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane
fragte die Elektronik der Maschinenräume ab. Ohne Ergebnis. Die künstliche »Stimme« der Ingenieurs-Automatik meldete sich nicht. Ebenso signalisierte kein entsprechendes Sichtzeichen in der Wand einen Schaden oder einen Fehler. Nach einer Weile war Charivari klar, daß er das Schiff nicht mehr unter Kontrolle hatte.
»Es steuert, wohin es will«, sagte Gérard. Mit Glotzaugen starrte er in den Fahrtenschreiber-Lichtball. Inzwischen hatte sich Superhirn wieder etwas überlegt. »Sind die Suchstrahlen noch ausgefahren?« forschte er. Sein Gesicht war bleich und spitz. »Befinden sich unter diesen Spürstrahlen neue, etwa solche, die wir nicht kennen?«
»Ja. Und einer, den ich vor dem Geräteausfall nicht mehr rechtzeitig einziehen konnte, macht mir die meiste Sorge. Es ist ein stark verbesserter Hohlraumsucher«, erwiderte Charivari. »Er ist dazu da, Höhlen oder Blasen im Erdinnern aufzuspüren, und zwar von Lebewesen bewohnte oder geschaffene.«
»Mit welcher – welcher Genauigkeit kann dieser Spürstrahl das ertasten?« fragte Superhirn gespannt.
»Mit derselben Genauigkeit, wie ein geschultes Auge auf einem Luftfoto natürliche Bodenerhebungen von künstlichen unterscheidet«, erwiderte Charivari prompt. »Etwa von überwachsenen, uralten Festungswällen. Oder wie das Auge eines Höhlenforschers auf einem Bild erkennt, ob die betreffende Höhle Merkmale von menschlicher Bearbeitung aufweist.«
»Dann sind wir verloren!« entfuhr es Superhirn.
Rettung in letzter Sekunde
Im Kommandoraum herrschte gespenstisches Schweigen. Bis Prospers Stimme die lähmende Stille durchbrach. »Wa-wa-was redest du denn, Superhirn?« rief er schrill. Er hampelte herum, als sei er am Durchdrehen. »Du machst ja alle ganz verrückt mit deinem dauernden Gequassel!«
»Reiß dich zusammen!« herrschte Tati ihn an. »Wenn einer die anderen verrückt macht, dann bist du's! Nimm dir ein Beispiel an Micha!«
Prosper schwieg.
»Der Hohlraum-Spürstrahl könnte uns also automatisch in 'ne Art Gedanken-Munitionsfabrik des Ragamuffins führen«, begriff Henri entsetzt.
»Ja! Und dann kriegen wir die geballten Ladungen in die Saugdüsen – und in die Maschinen«, sagte Superhirn heiser.
Über Mikrofon und mit Hilfe seiner Mini-Geräte, die er am Leibe trug, versuchte der Professor auf den Kurs einzuwirken und den Sicherheitschef in der außerirdischen Überwachungsstation zu erreichen. Vergeblich! Das Fahrtenschreiber-Pünktchen im Lichtballon sank immer tiefer. Hustend und bellend kam der Pudel aus der Hauptschleuse gesprungen. Er gebärdete sich wie toll. Diesmal begriff der Professor als erster, was los war.
»Es riecht nach Schwefel und Maschinenöl!« schrie Micha.
Mit verzerrtem Gesicht drückte Charivari auf einen roten Gefahrenknopf in der Wand.
»Der funktioniert«, keuchte er erleichtert.
Jetzt stieß auch Tati einen Schrei aus. In der Hauptschleuse standen – fünf Gestalten. Sie trugen Werkanzüge und silbrige Schutzhelme. Jeder hatte ein Gerät in der Hand: eine Art Stemmeisen, eine Zange, eine Axt, einen Spezialbohrer und einen enormen Schraubenschlüssel. Das war ein Teil des »Maschinenpersonals«. Es handelte sich aber nicht um Menschen, denn ein Lebewesen konnte das höllische Gebrodel nicht betreten. Es waren Roboter, hitzebeständige, programmierte Automaten in Menschengestalt. Hilfsaggregate, denen der Professor ihr schauriges Aussehen nicht zuletzt deshalb gegeben hatte, um unerwünschte Eindringlinge abzuschrecken. Sie mußten ein Signal falsch verstanden haben, oder die defekte Übermittlung hatte ihnen falsche Impulse eingegeben. Jedenfalls waren sie durch mehrere Hinterschleusen über die Kühlschleuse in die Hauptschleuse gekommen. Normalerweise reagierten sie auf eingespeicherte Reizsignale oder sogar -worte. Doch diesmal sah man sofort, daß ihre Steuerungen kaputt waren. Sinnlos tappten sie durcheinander.
»Warum schieben Sie die Tür nicht vor die Schleuse?« brüllte Gérard. »Die sollen mit mir nicht Fußball spielen!«
»Der Kommandoraum ist abgeblockt«, sagte Charivari beruhigend. »Und zwar mit einem Luftpanzer! Den durchdringen sie nicht!«
»Ha-ha-hat man so was schon erlebt?« stammelte Prosper. »Die Kerle bringen sich gegenseitig um. Sie dreschen aufeinander ein und reißen sich die Köpfe ab!«
Tatsächlich wurden sie Zeugen der gegenseitigen Zerstörung des Maschinen-Teams. Ein schauderhafter Anblick. Offenbar gaben die Roboter wegen des Durcheinanders von Fehlimpulsen einander
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