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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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Schatten wahrnahm.
    »Und da drunter liegt das Schiff?« flüsterte Micha. »Das Erdschiff Giganto? Etwa im Brunnenwasser?«
    Man hörte am Tonfall, daß der Professor lächelte. »Mein Giganto ist zwar eine Art U-Boot, aber doch ein bißchen zu groß für den Brunnen. Die Wasserader ist im Augenblick abgedrängt, wir steigen über eine Leiter in den Schacht, direkt in die Schiffsluke hinein.«
    Er ließ kurz seinen Fingerring-Scheinwerfer aufblitzen.
    Tati stieß einen unterdrückten Schrei aus.
    »Über dem Brunnen schwebt was!« flüsterte sie. »Etwas mit schillernden Augen.«
    Der Pudel bellte kurz und sprang mit einem Satz in die Höhe.
    »Spu – Spu – Spuk ... !!!« stammelte Prosper.
    »Der Hund rennt doch über der Brunnenmitte – oder?« Das war Gérards entsetzte Stimme. »Warum fällt er nicht hinein?«
    »Weil ich einen Deckel aus Geballter Finsternis darübergesprüht habe«, erklärte der Professor. Er klopfte an eine seiner Taschen: »Darkness Spray. Das wird so hart, daß keine menschliche Gewalt es knacken kann.« jetzt lachte er leise. »Die Augen, die ihr saht, gehörten einer Katze. Und der ist Loulou nachgesprungen. Tati, nimm den Pudel runter. Ich löse den 'Patentdeckel' mit einem Gegenmittel.« Er zog etwas hervor, das offenbar nicht größer als ein Feuerzeug war. Zisch machte es.
    Superhirn tastete den Brunnenrand ab. »Offen!« verkündete er. »Ha, und hier fühle ich eine Leiter. Ein ausfahrbares Gerät des Erdschiffes?«
    »Ja«, sagte Charivari. »Geh du mit Henri voraus. Tati kommt mit dem Pudel nach. Euer Waschzeug reiche ich euch zu, wenn ich mit Micha folge!«
    Geräuschlos vollzog sich die Einbootung.
    Als der Professor noch auf der Leiter im dunklen Brunnen stand, Micha mit seinem Oberkörper abstützend, hörte man oben einen Automotor.
    »Die Klapperkarre vom Gärtner!« rief Henri gedämpft herauf. »Madame Claire ist aus Monton zurück.«
    »Möchte mal wissen, warum das Wasser am Tor aus der Erde kommt«, ertönte die Stimme des Gärtners. »Ist der Brunnen etwa verstopft?«
    O Schreck! Madame Claire beugte sich über den Brunnenrand. Da es in dem runden Schacht noch dunkler war als oben, sah man den Schatten ihres Kopfes. Ausgerechnet in diesem Moment berührte Micha aus Versehen den Fingerring-Scheinwerfer des Professors.
    Der Scheinwerfer leuchtete kaum eine Sekunde lang auf, aber Micha rief erschrocken: »Hach!« und Loulou machte Wuff!
    »Micha!« schrie Madame Claire. »Was suchst du da unten?« Ihr Kopf verschwand. Aufgeregt teilte sie dem Gärtner mit: »Ich glaube, da ist jemand im Brunnen.«
    »Was?« Man hörte derbe Schuhe auf dem Kies. »Na, das werden wir gleich haben!« Und der Gärtner befahl lautstark seiner Frau, ihm die Taschenlampe aus dem Auto zu reichen.
    »Schnell!« rief Madame Claire. »Schnell. Die Kinder können ja ertrinken!«
    Eilends kraxelten Charivari und Micha ins Erdschiff hinunter.
    »Verflixt«, wisperte Superhirn. »Zu spät! Wir sind entdeckt!«
Giganto meldet: »Vorstoß in die Erde!«
    Doch bevor der Gärtner seine Taschenlampe in die Tiefe richten konnte, ließ Charivari wieder das Sprühgerät zischen. Von oben, durch das Rund der Öffnung, drang nicht mehr der geringste Schimmer des Nachthimmels herein. Man sah auch keinen Schatten des hohen, auf vier Säulen ruhenden Brunnendachs.
    »Ich habe einen Deckel aus geballter Finsternis über uns gelegt«, sagte der Professor. »Die Dunkelheit gerinnt mit dem Spray, wie Wasser zu Eis erstarrt. Nur wird diese Abschirmung härter als Tresorstahl. Kein Gegenstand, kein Licht, kein Laut kann hindurchdringen.«
    Er schaltete den Fingerring-Scheinwerfer an, stellte ihn auf sehr stark und leuchtete an der Leiter hinab in die Bootsluke.
    »Ich komme jetzt mit Micha!«
    Die Leiter – sie war sehr fest, schien aber fast spinnwebenhaft leicht zu sein – war doch länger als Micha gedacht hatte. Und Charivaris Ring schoß einen breiten, blendenden Lichtkegel. Er strahlte nicht nur in die Einstiegsluke auf Tati, Prosper, Henri, Gérard, Superhirn und Loulou herab, sondern er erfaßte auch einen Teil der oberen Außenhülle des riesigen Erdschiffs Giganto.
    »Aaahhh!« staunte Micha. Er blieb auf einer Leitersprosse stehen und blickte wie gebannt unter Charivaris Achsel hindurch. Tief unter dem Brunnen hatte der Professor den Wasserverlauf geändert und seinem Giganto einen »Parkplatz« geschaffen. Immerhin war so viel freier, luftgefüllter Raum vorhanden, daß man den Rumpf erkennen konnte.

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