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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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immer, was ihr denkt, ja, sogar, was ihr sprecht. Denn das Gehirn ist ja tätig, wenn der Mensch spricht. Aus euren Gesprächen erfahre ich also auch, wo ihr seid und was euch bewegt. Das ist wichtig für mich und euch: Ich kann jederzeit eingreifen, falls einer von euch in Gefahr ist.«
    »Ach, und so sind Sie auf das komische Schachspiel gekommen?« rief Tati. »Sie haben schon Superhirns ersten Schock empfangen?«
    »Ja. Aber bereits lange vorher eine seltsame Erscheinung: Wir verzeichnen seit über einem Jahr Gehirnwellen, die wir nicht entschlüsseln können, weil ganz offenbar andere Zusammenhänge zwischen der Gehirntätigkeit des Absenders und ihrer Bedeutung bestehen. Zwischen den Gehirnwellen von Tieren und der Bedeutung solcher Tiergehirnwellen bestehen wiederum andere Zusammenhänge.«
    »Aber Sie konnten feststellen, daß die komischen 'Menschengehirnwellen' aus der Erde kamen?« fragte Henri gespannt.
    »Richtig. Und noch mehr: Es waren Unmuts-oder Unguts-Gedanken.«
    »Unguts-Gedanken?« staunte Henri. »Schlechte Gedanken?«
    »So komisch es klingt.« Charivari blieb stehen. »Ja. Ich habe mich und einige Mitarbeiter einem Test unterzogen, diese Gedanken aus dem Diagramm 'entfesselt' und auf uns einströmen lassen.«
    »Und ... ???« forschte Superhirn gespannt.
    »Die Wirkung war verheerend. Wir wurden mißmutig, gereizt, keiner ließ die Meinung des anderen gelten. Ja, alle Vorformen der Aggression zeigten sich: Augenrollen, Gesichtsverzerrungen, Fuchteln mit den Fäusten, drohendes Recken des Kinns – ja, sogar Zähnefletschen. Hätte ich das Diagramm nicht abgestellt, so hätten wir uns wahrscheinlich gegenseitig erschlagen.«
    »Na ja, man weiß ja schon lange, daß es ansteckende gedankliche und seelische Ausstrahlung gibt«, meinte Tati. »Wenn ich wütend bin – oder wenn irgendwas mit mir los ist –, brauch ich kein Wort zu sagen. Da verdrückt sich der Pudel, und selbst Micha und Henri gehen mir aus dem Weg.«
    »Und man sagt doch auch, Fröhlichkeit, ach, jede Stimmung, überträgt sich auf andere«, rief Prosper eifrig.
    »Ja. Aber das ist ein weites Forschungsfeld«, nickte Charivari. »Hier sind so viele Dinge maßgebend, daß ich sie nicht alle auf einmal nennen kann. Jedenfalls wurde uns eins klar ...«
    »Was ... ?« hauchte Micha. Es war plötzlich sehr still.
    »Daß aus dem Erdinnern negative Gedankenstrahlen unbekannter Lebewesen eindringen, die den Lauf der Geschichte, die Einigung der Menschheit, den technischen Fortschritt ungünstig beeinflussen, ja überhaupt verhindern könnten. Und wahrscheinlich ist das sogar die Absicht des Ragamuffins!«
    »Ragamuffin?« fragten Prosper, Gérard und Henri fast gleichzeitig.
    »Ragamuffin?« echoten Tati und Micha.
    Superhirn schwieg.
    »Ragamuffin ist eine alte englische Bezeichnung, die soviel wie Lump bedeutet. Ohne diese treibende Kraft in der innerirdischen Befehlshöhle zu kennen, nannten wir sie erst einmal so.«
    »Nicht schlecht!« grinste Superhirn.
    Charivari fuhr fort. »Der Ragamuffin ist offenbar ein Magier. Was ich bisher ahnte, weiß ich jetzt: Er ist mein Gegenspieler. Ich will den Fortschritt, er will ihn aufhalten. Der Ragamuffin muß mich schon lange beobachten. Aber wahrscheinlich begreift er die Geschehnisse an der Erdoberfläche und im Weltraum trotz seiner Klugheit nicht. Deshalb arbeitet er mit der stillen Unterjochung. Er braucht keine sichtbare Gewalt, keine Kriegsgeräte ...«
    »Aber mit Ihrem Erdschiff können Sie doch in seine Zentrale durchstoßen, oder?« fragte Gérard eifrig.
    Professor Charivari seufzte. »Ich habe die innerirdische Zentrale des Ragamuffin bisher nicht anpeilen können, obwohl ich es auch mit Satelliten versucht habe. Dieser schlaue Bursche scheint irgendeine Möglichkeit zu haben, seine Wellen im Erdinneren so zu brechen oder steuern zu lassen, daß sie von einer riesigen Kugel zu kommen scheinen.«
    »Kugel ... ???« wunderte sich Prosper.
    Der Professor lachte. »Diese Kugel, die scheinbar die Wellen nach allen Richtungen ausstrahlt, hat einen Durchmesser von ungefähr 2.500 Kilometer. Ihr Mittelpunkt ist auch der Erdmittelpunkt. Wenn ihr mich als Physiker fragt, so kann ich nur sagen: Es ist der Erdkern. Nun ist es aber völlig unmöglich, daß die Wellen von dorther kommen – und daß dort die Zentrale des Ragamuffin-Staates ist. Die Wissenschaft vermutet da nämlich Temperaturen zwischen vielleicht 9.600 und 17.000 Grad. Der Ragamuffin kann den Erdkern also nur als eine Art

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