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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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ausdruckslose Stimme – offenbar aus dem Autoradio: »Anschnallen! Festhalten!«
    Die Türen schlossen sich.
    Schweigend warteten die Insassen, was nun geschehen würde.
    Kein Parklicht, kein Abblendlicht und kein Scheinwerfer leuchtete auf. Ängstlich brach Micha die Stille: »Ich ... ich bin gespannt, wann's losgeht ... !«
    »Ich spür's, wir fahren nicht, wir steigen. Wir sind genau über dem Park und gehen jetzt auf Vorwärtskurs«, rief Superhirn. »Seht, da vorn: Die Hafenlichter ... !«
    »Was denn? In die Luft gehen wir?« rief Gérard. »Ich denke, in die Erde! Wenigstens zu Charivaris Erdschiffliegeplatz!«
    »Zum Erdschiff!« echote Micha. »Zum Giganto!«
    »Laß dieses komische Auto sofort landen«, forderte Tati. »Superhirn! Hörst du nicht?«
    »Erst mal können vor Lachen«, erwiderte der spindeldürre Junge. »Die Lenkvorrichtung ist außer Kraft. Da kann ich drehen, ziehen und drücken, wie ich will. Wir werden ferngesteuert!«
    »Ich ... ich ... ich springe raus!« Prospers Stimme überschlug sich. »Unten ist Wasser. Ich springe.« Er machte ein verängstigtes Gesicht.
    »Dir ist dein Verstand schon davongesprungen!« unterbrach ihn Henri. »Bist du 'ne Möwe? Wir sausen jetzt in etwa hundert Meter Höhe über die neue Brücke! Wenn du aufs Wasser knallst, bist du weg!«
    »Fallgeschwindigkeit 150 km/st!« bestätigte Superhirn. »Das Wasser würde dich regelrecht totschlagen.« Er tastete umher. »Die Fenster kann man nicht öffnen. Auch die Türen sind so dicht, als wären sie zugeschweißt.«
    »Aber ...« Prosper starrte nach vorn. Das merkwürdige Schwebeauto befand sich direkt im Licht des Mondes, das sich von fern her auf dem Wasser spiegelte. Selbständig hatte das Fahrzeug den Kurs gewechselt. Im grüngelblichen Schimmer, der das Innere schwach erleuchtete, wirkte Prospers Nase noch spitzer als sonst. »Aber wir sind schon über der offenen See ... !«
    »Na und? Da kannst du erst recht nicht rausspringen«, meinte Henri. Er wandte sich an Superhirn: »Was glaubst du: Was ist das für eine Kiste, in der wir hocken?«
    »Ein Mehrzweck-Leisestrahl-Fahrzeug aus Relaxoplast«, antwortete Superhirn prompt. »Eine Erfindung, die nur von einem einzigen stammen kann: von Professor Charivari. Deshalb: Nur Ruhe! Wir werden nicht im Bauch eines feuerspeienden Drachens ins Reich der Fabel geschleppt.« Er lachte. »Übrigens hat er das Auto nicht gezaubert, wie Micha vielleicht glaubt. Er ist der Normalwissenschaft nur ein bißchen voraus. Bedeutende Gelehrte knobeln seit langem an der Verwirklichung der Idee: Wie kann man Dinge durch Veränderung und Steuerung der Molekular-Abstände verkleinern oder vergrößern?«
    »Aber wenn er uns jetzt nicht richtig fernsteuert?« murmelte Tati, noch immer höchst besorgt. »Ich dachte, ihr seid sicher, daß das Erdschiff Giganto in der Gegend von Brac wartet!«
    »Ja, und dabei kurven wir jetzt um einen scheußlichen Felsen!« rief Prosper. »Und dahinter liegt der Hammer der Sieben Meere.« Der »Hammer der Sieben Meere« war das Wrack eines englischen Frachtdampfers. Er war vor Jahren im Sturm gestrandet und steckte wie ein auf der Seite schlafender Riese im Sand. Trotz seines stolzen Namens hatte nun ihn der Hammer getroffen, der unerbittliche Hammer der See, deren donnernde Brandung für alle Ewigkeiten über ihn hinweggehen würde. Jedes Jahr kletterten neue Sprengkommandos unter großer Gefahr an Bord, um wenigstens Teile der teuren Maschine zu bergen. Bisher umsonst. Einer, der angeseilt drei Tage und drei Nächte wie ein Zirkuskünstler im Schiffsbauch hin und her gependelt war, hatte danach in eine Heilanstalt gemußt: Er war buchstäblich verrückt geworden. Auch ihn hatte der Hammer der See getroffen. »Warum fliegen immer nur die Möwen um das Schiff herum?« flüsterte Micha. »Was gibt's denn für die noch zu holen ...« Er unterbrach sich und fragte entsetzt: »Wir landen doch nicht etwa auf dem Wrack?«
    »Sieht so aus«, sagte Superhirn wie zu sich selbst. Auch er war jetzt besorgt. Das Schwebemobil umkurvte den gestrandeten Frachter beängstigend tief und nahe. Teile der herausragenden Aufbauten und über den Rumpf hinwegrauschender Brandungsgischt schimmerten im Licht des Mondes. Der dicke, altmodische Schornstein wirkte wie ein dunkler Schlund.
    »Wir fahren da rein ... !« ächzte Prosper. »Die Schornsteinhöhle ... sie saugt uns an! Sie saugt uns ins innere ... !«
    »Was willst du denn?« fragte Henri ruhig. »Nimm die Hände vom

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