Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane
Gesicht! Du hast dich geirrt. Das Wrack ist nicht unser Ziel gewesen! Wir sind längst wieder auf Gegenkurs! Siehst du die Brücke von Brac? Rechts ist die Bucht und der Hafen von Monton! Nun sausen wir über den Ferienstrand ... über die hohen Tafelfelsen ... Richte dich nach dem Leuchtturm! Da!«
»Schaut nur, unser Fahrzeug geht plötzlich runter wie ein Hubschrauber!« bemerkte Superhirn. »Haha – wir stehen schon, wir sind gelandet! Drei, vier Kilometer von der Küste entfernt! Könnt ihr was erkennen? Ganz öde Gegend, scheint mir!« Plötzlich leuchtete vor ihnen eine Einfahrt auf: Als hätte der Pförtner einer enormen Tiefgarage gleißendes Licht eingeschaltet. Aber in dieser Gegend gab es keine Tiefgaragen. Es war der Rumpf eines technischen »Ungeheuers«, der eine seiner Luken geöffnet hatte. Eine Lastenrampe schob sich wie die »Zunge« dieses »Ungeheuers« heraus, das Auto rollte an und fuhr so sicher darüber hinweg, als sei es »eingefädelt«!
Und plötzlich ertönte die freundliche Stimme Professor Charivaris: »Willkommen an Bord meines Erdschiffs Giganto!«
Eisgedanken aus der Tiefe!
Die Türen des Autos waren aufgesprungen, doch die Öffnung in der Wand der Erdrakete hatte sich bereits geschlossen. Tati, Micha, Gérard, Superhirn, Prosper und Henri stiegen blinzelnd aus. Die Helligkeit im Lasten-Raum des Giganto blendete sie. Freudig bellend hopste Loulou auf die hagere Gestalt Professor Charivaris zu. Der kahlschädlige Mann mit dem lackschwarzen Fadenbart lächelte. Seine schmalen, etwas schrägen Augen unter den dunklen Brauen glänzten wie gewohnt. Und seine Stimme war weich, fast sanft, als er den Pudel scherzhaft ansprach. Charivari war ähnlich gekleidet, wie ihn alle sechs (samt Hund!) zuletzt gesehen hatten: Er wirkte wie der Trainer eines Sportklubs. Wenigstens auf den ersten Blick. Sah man genauer hin, bemerkte man, daß der scheinbare »Trainingsanzug« eine raffinierte technische Kombination mit vielen schräg und waagerecht angebrachten Taschen, Leisten, Knöpfen und reißverschlußähnlichen »Zügen« war. Auch die Ringe an seinen schmalen Händen dienten nicht als Zierde, sondern zum Empfang und zur Ausstrahlung verschiedener Signale. Professor Charivari war seine eigene, wandelnde Befehlszentrale.
»So, nun seid ihr in Sicherheit«, sagte er erleichtert. »Ich mußte euch bei der Fernsteuerung ein wenig in die Irre lotsen. Wegen möglicher Verfolger.«
»Und warum haben Sie uns auch vorher an der Nase herumgeführt?« fragte Tati. »Nicht euch, sondern unsere Feinde«, stellte der Professor richtig. »Habe ich nicht am Telefon etwas von Alarmstufe l erwähnt?«
»Ja, aber das Theater mit dem komischen Besuch! Mit dem Fahrer in der silbergrauen Staatskarosse. Waren Sie wirklich dieser unbekannte Vater'?« bohrte Tati weiter. Charivari nickte. Superhirn und Henri hätten gern auf der Stelle gewußt, welche direkte Gefahr ihnen drohte. Doch jetzt, da er seine jungen Freunde hier hatte, war der Professor beruhigt. Er antwortete auf Tatis Frage: »Nun, der silbergraue Rolls-Royce gehört mir. Der Fahrer, einer meiner Assistenten, hat ihn bereits wieder nach Lyon gebracht. Tja, und warum ich maskiert zu Madame Claire kam? Ich mußte ihr einen Vorwand liefern, damit sie euch gehen ließ. Deshalb die Komödie.« Er bestätigte dem ungläubigen Micha wiederholt, daß er wirklich der verkleidete und geschickt maskierte »Vater« von Tatis angeblichen Schulfreundinnen und dem nicht vorhandenen Freund »Paul« gewesen war.
»Klar! Ich habe Stimmveränderungs-Geräte«, lachte er auf Superhirns Frage. »Wenn ich da hineinspreche, kann ich – je nach Druck auf eine Vorwahltaste – für den Empfänger wie eine alte Dame, ein herrischer Brummbaß oder ein kleines Mädchen klingen. Auch als ich mich mit Madame Claire unterhielt, trug ich so ein Ding im falschen Wallebart, allerdings ein kleines – mit nur einer Fremdstimme«.
»Da fällt mir ein: Wir müssen Madame Claire sofort anrufen«, rief Micha.
»Ja«, nickte Charivari. »Aber erst mal in den Lift und in die Desinfektions- und Registrierungsschleuse: Alle Persönlichkeitsdaten – und sogar die des Pudels – sind im Giganto eingespeichert. Die Strahlen, die euch abtasten, sowie die übrigen in der Kontrollschleuse verborgenen Meß-Systeme werden also keinen Bord-Alarm auslösen. Danach führte der Professor seine jungen Gäste in den Befehlsraum des Erd-Erkundungsschiffes. »Irre ich mich – oder ist's hier noch
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