Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane
Oma nichts erzählt«, ließ Prosper sich hören.
»Bleib uns mit deiner Oma vom Hals!« sagte Tati ärgerlich und drohte ihm mit dem Finger. Gérard guckte so ausdruckslos, als habe wenigstens schon er ein paar Eiswürfel im Gehirn.
»Also, was ich da von Eis lese«, maulte Micha, »gefällt mir nicht. Schokoladeneis wär mir lieber!«
»Was ist das für eine neue Unterseestation GP?« erkundigte sich Superhirn. Der Professor war sichtlich noch dabei, die Schreckensmeldungen zu »verdauen«. Jetzt wandte er den Kopf.
»Damit ist meine geheime subarktische Station gemeint. General Brain ist ihr oberster Sicherheits-Ingenieur, Gewöhnlich nennen wir die Station Gigantopol, weil sie unterm arktischen Treibeis am Nordpol liegt. Es handelt sich nicht um einen kleinen Stützpunkt, sondern um ein Riesenwerk, dessen Rundbasis einen Durchmesser von 15 Kilometern hat. Diese Unterseestadt liegt – so müßt ihr euch das vorstellen – in einer gewaltigen Luftblase.«
»Und was stellt das Werk her?« staunte Henri.
»Nichts. Es ist eine Erfindungsindustrie. Dort werden Berufe weiterentwickelt – wenn ich mich so ausdrücken darf. Neue Forschungsziele werden geschaffen, zum Beispiel im Bereich der Lichtwissenschaft und der Kunststoffe.«
»Und gerade auf diese Unterseestadt hat's der Ragamuffin abgesehen?« rief Superhirn.
»Scheint so«, murmelte der Professor. Er trat an die Bogenplatte und beobachtete die Laufziffern, den augenblicklichen Erdausschnitt und andere Kontrollzeichen. Der Widerschein der vielen Lämpchen ließ seinen Kahlschädel bald gelblich, grünlich, bläulich oder rötlich erscheinen. Es war ein unheimlicher Anblick.
»Wir sind immer noch auf Wartekurs unter der Grönlandspitze«, sagte er. »Hier werden wir uns mit den beiden anderen Erdraketen zum unterirdischen Marsch auf das Werk Gigantopol vereinigen, um General Brain zu Hilfe zu kommen. Ich rufe jetzt wieder Biggs. Und ihr schlaft ein paar Stunden! Eure Kammern sind im Obergeschoß!«
Schweigend verließen die sechs mit dem Hund den Kommandoraum. Der Professor wollte offensichtlich allein sein. Übrigens war die junge Besatzung samt Pudel »hundemüde«. Wie so ein Erdschiff eingerichtet war, wußten sie ja schon. Der neue Giganto war nur viel größer. In drei Fahrstühlen sausten sie nach oben: Superhirn mit Henri, Gérard mit Prosper – und Tati mit Micha und Loulou.
Als sie sich auf dem Gang des Wohntraktes wiedertrafen, lachte Gérard: »Na, Tati? Wann schreist du wieder: Wie im Hotel!'?«
»Wenn ich glücklich zurück in Monton bin, bei Madame Claire«, erwiderte das Mädchen. »Ist ja alles herrlich hier – aber wenn ich an die letzten Meldungen denke, dann hab ich Eis in der Nase.«
»Suchen wir uns erst mal die Kammern aus«, sagte Superhirn. »Ha! Da. Auf einer der Türen ist ein Sichtzeichen Hund'! Schätze, diese Kammer hat nicht nur Bad und Dusche und so weiter, sondern auch ein Hunde-Klo!«
Also blieb für Tati und Micha mit Loulou keine andere Wahl. Gérard und Prosper zogen in die nächste Kammer und Henri und Superhirn in die übernächste.
In den Schränken fand man Pyjamas in allen Größen, in den blitzblanken Badezimmern komplettes, neues Waschzeug.
»Ich wundere mich, daß Micha nicht in die Bordkantine zum Bonbon-Automaten gelaufen ist«, gähnte Henri, als er in seiner Wandkoje lag.
Superhirn nahm bedächtig die große Brille ab, legte sie aufs Abstelltischchen und streckte sich ebenfalls aus.
»Micha wird wohl genausowenig Appetit haben wie wir alle«, meinte er. »Daß diese Eisgedankenstrahl-Sache schlimmer ist, als alles, was wir bisher erlebt haben, merkt doch auch der jüngste!«
»Ich laß mich überraschen!« Henri gähnte wie ein Flußpferd. »Diese Meldungen waren übrigens reichlich unklar. Na, dann: Schlaf gut!«
Superhirn antwortete schon nicht mehr. Er hatte viel zuviel nachgedacht. Doch gerade, als Henri das gemütliche »Schlaf gut!« murmelte, empfing Professor Charivari unten im Kommandoraum eine Schreckensnachricht von Captain Biggs. Eine Meldung, die die schlimmsten Befürchtungen weit, weit übertrafen ...
Wer ist General Brain?
Bordzeit: 8.20 Uhr.
Tati und Micha hatten schon geduscht, ihre Sachen durch die Blitz-, Wasch- und Trockenanlage im Badezimmer gezogen und sich angekleidet. Micha hielt es nicht länger in der Giganto-Kabine aus. Er ging in die Befehlszentrale hinunter, zuerst aber in die automatische Küche. Ihn lockte der Bonbon-Automat. Tati ordnete ihr Haar im
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