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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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etwas sagen, aber da gab es einen mörderischen Ruck, der die gesamte Besatzung zu Boden warf Über alle Lautsprecher meldete eine künstliche Stimme aus der Betriebszentrale des Giganto: »Außentemperatur 118 Grad minus ... Außentemperatur 200 Grad minus ... Außentemperatur 202 Grad minus ...«
    Der Professor raffte sich auf, warf sich förmlich über die Bogenplatte und programmierte Kursänderung.
    Loulou winselte jammervoll.
    Die junge Besatzung hockte auf dem Boden und beobachtete wie gebannt den Fahrtenschreiber. Der rötliche Lichtpunkt, der den Giganto darstellte, stand – und bewegte sich dann ganz langsam rückwärts.
    Über Mikrofon fragte Charivari hastig die Außentemperaturen ab. Die künstliche Stimme nannte laufend »steigende« Werte, über Null und höher, immer höher, bis sie für das Erdinnere und den Giganto normal waren.
    Der Professor atmete auf Superhirn, Tati, Henri, Prosper, Gérard und Micha rappelten sich hoch. Micha bestürmte Charivari mit Fragen.
    »Der Ragamuffin hat uns einen seiner Eisgedanken-Schüsse vor den Bug gesetzt«, erklärte Charivari.
    »Getroffen hat er uns nicht. Was dann passiert wäre, weiß ich nicht. Mir machten schwankende Werte – die ich hier auf der Bogenplatte ablas – bereits Kopfschmerzen. Aber der plötzliche Kältesturz hat mich glatt überrumpelt.«
    »Aber warum der Ruck, wenn uns kein Kältestrahl getroffen hat?« wollte Henri wissen.
    »Die Saugdüsen sind gleichzeitig Fühler, sagte Charivari. »Kältegrade von über 200 minus nehmen sie nicht an!« Er überlegte: »Trockeneis, also Kohlensäure-Schnee, hat 118 Grad minus. Bei 273,16 Grad minus liegt der absolute Nullpunkt. Wenn der absolute Nullpunkt erreicht ist, bewegt sich nichts mehr. Nichts, nichts, nichts ... kein Atom. Dann gibt's auch keine Flüssigkeiten und keine Gase mehr ...«
    »Sie überlegen, ob der Ragamuffin Gedankenstrahlen von solcher Kälte abschießen kann?« fragte Superhirn. Seine Stimme klang gepreßt.
    Bevor der Professor antworten konnte, meldete sich wieder die Maschinenstimme aus der Betriebszentrale: »Leck im Schiff! Giganto-Backbordwand-Außenhaut ... Leck im Schiff ...«
    Diesmal stand der Professor selber, als sei er zu Eis erstarrt.
    »Leck im Schiff ... ???«
    Das bedeutete für den Giganto in dieser Tiefe-Schiffbruch in der Erde ... Charivari gab entsprechende Meldung an Raumstation Monitor. Aber wer konnte dem Giganto jetzt noch helfen?
Suche nach verschollener U-Stadt
    Während die Giganto-Besatzung noch dabei war, ihre entsetzliche Lage zu begreifen, spielten sich nicht minder schreckerregende Zwischenfälle an der Erdoberfläche ab. Beim Anflug auf Island wurde dem Postflugzeug, das von Kopenhagen kam und auf die Minute genau, nämlich 11.23 Uhr, die Funkverbindung mit der Küstenstation 2 S b aufnahm, von unten her – aus der See heraus – die rechte Tragfläche abgerissen. Die Maschine (Kommandant Flugkapitän Sumar) schrammte ab. Er, sein Copilot und der Posthalter – die einzigen, die sich an Bord befanden – konnten von einem Fischereifahrzeug gerettet werden.
    Etwa zur gleichen Zeit, nach der Weltzeituhr drei Stunden früher, traf gänzlich unvermutet den 29.353-Tonner »Emperor« auf dem Atlantik – Richtung New York, von Liverpool, Großbritannien, kommend – ein Schlag, wie ihn die Seeleute noch nie erlebt hatten: Die »Emperor«, Baujahr 1938, Passagierschiff der Luxusklasse, gehörte einer Größenordnung an, die man ehemals zu den sogenannten »Ozeanriesen« zählte. König Georg VI. hatte das Schiff getauft, da er zu jener Zeit selbst ein »Emperor«, ein Kaiser, nämlich der von Indien, war. Doch die wechselvolle Geschichte des so stolzen weißgoldenen Schwans war nicht glücklich verlaufen. Ein Brand im Frisiersalon hatte Schlagzeilen gemacht, wegen eines Ruderschadens mußten sämtliche Fahrgäste einmal auf hoher See ausgebootet und von anderen Schiffen übernommen werden, zuletzt war die »alte Tante« nicht mehr gefragt, und nun befand sie sich auf dem Weg nach den USA, um dort verschrottet zu werden.
    Chefingenieur Wilson hatte sich eben einen Becher Tee bringen lassen ... Eine trübe Reise, dachte er. Im ruhigen Gleichklang liefen die Maschinen ... Das Leben pulsierte noch im Bauch des Kastens. Oben aber war alles tot. Rauchsalons, Theater, Kino, Turnräume, Küchen, Konditorei und Bäckerei, Spiel-Zimmer für Kinder, Speisesäle, Schwimmbad, Ballsaal, Bars, Büchereien, Schreibzimmer, Bäder und Schönheitssalons und die vielen

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