Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane
allerdings sehr schwach und verstümmelt. Wir verstanden nicht, ob es heißen sollte: Können uns nicht länger halten oder: Können uns ... länger halten! Zwischen den ersten und den letzten Worten war eine Störung!«
Charivari notierte alle Positionsangaben, die General Brain durchgegeben hatte, ebenso die Funktexte – ob verstümmelt oder nicht.
»Was für Nachrichten liegen sonst noch vor?« fragte er ungeduldig. Biggs' Stimme drang jetzt etwas klarer aus dem Kästchen: »Jede Menge, Professor! Jede Menge! Der Ragamuffin sollte Präsident des Olympischen Komitees werden. Oder Fußballtrainer!«
»Verschonen Sie mich mit Dummheiten!« rief Charivari.
»Ehrlich! Er hält die ganze Welt in Atem, wie nicht einmal ein Spiel um die Weltmeisterschaft! Wenn ich von dem ein Autogramm kriegen könnte ...«
»Schluß!« unterbrach der Professor. Ruhiger fügte er hinzu: »Der Ragamuffin scheint mir eher ein Schachspieler zu sein. Besser: ein Pokerspieler. Was sagten Sie da von der ganzen Welt'?«
»Ich gebe Einzelheiten«, kam Biggs Antwort.
Biggs meldete zunächst den rätselhaften Unfall des Postflugzeugs Kopenhagen-Island. Dann den Untergang des alten Fahrgastschiffs »Emperor« mit den durchgefunkten Begleitumständen. Besatzung sei gerettet.
Eifrig machte Charivari sich Notizen.
»Gestern, 20 Uhr Mitteleuropäischer Zeit, meldeten Amsterdam, Kopenhagen, Hamburg, Oslo und Rom: Holländische, dänische, deutsche, norwegische und italienische Schiffe aller Art hätten seltsame Notrufe empfangen«, berichtete Biggs. »Übereinstimmend war man aber der Meinung, diese Nachrichten kämen von einem unbekannten Forschungsschiff im Nordpolarmeer. Auf eine geheime U-Stadt, wie Gigantopol, ist keiner gekommen!«
»Gut. Weiter!«
»Auf folgenden Flugrouten empfingen Fahrgast- und Frachtflugzeuge ebensolche verwirrende Signale Gigantopols: die planmäßige Maschine Moskau-Kopenhagen-New York. Die Maschine Frankfurt-London-Seattle, USA. Letztere streift die Südküste Grönlands. Dann: die Maschine Damaskus-Rom-New York. Und viele andere. Ich weise besonders auf die Fahrgastmaschine Frankfurt-Anchorage-Alaska-Tokio hin, die über den Nordpol fliegt. Auf der Nordpolroute bemerkte Flugkapitän Brower Wolkenbänke über dem Polarmeer – zu dieser Zeit völlig ungewöhnlich. Er gab diese Beobachtung an alle Bodenstationen weiter.«
»So. Das übrige kann ich mir vorstellen«, sagte Charivari.
»Eben nicht«, schallte Biggs Stimme aus dem Kästchen. »Um 7 Uhr Osteuropäischer Zeit benutzte die sowjetische Regierung in Moskau den heißen Telefondraht nach Washington. Zu dieser Zeit lag der Präsident der USA im Bett. Wir hörten das Ergebnis des Gesprächs über normale Welt-Rundfunkstationen: Man einigte sich auf ungeklärte Naturereignisse.«
»Und?« fragte Charivari ungeduldig.
»Kanadische Wetterstationen, wie solche in Alaska, auf Nowala-Semlja – überhaupt um das gesamte Nordpolarmeer herum, hatten ihre Regierungen längst beraten und gewarnt. Was da seit gestern morgen bereits abgebaut und verlassen wird, ist sagenhaft! Kanadische Wetterflugzeuge vom Typ Scout, die modernsten, die es gibt, meldeten, daß militärische Beobachtungs-Stützpunkte in verblüffender Anzahl geräumt werden. Aber die militärischen Einheiten der Anliegernationen haben auch versucht, der Naturerscheinung auf den Grund zu kommen: Ihrer Majestät Schiff, die Korvette Mercury, unter Lieutenant-Commander Jenkins, traf sich in der Dänemarkstraße mit der amerikanischen Fregatte Jefferson unter dem Kommandanten Ross. Beide verständigten sich angesichts der jahreszeitlich rätselhaften Eiswolken, daß sie die Verantwortung für die Besatzung nicht länger übernehmen könnten. Sie drehten ab. Ebenso zog sich der russische Eisbrecher Eugen Onegin unter Admiral Bulow zurück. Dieselbe Begründung. Im Sommer gibt es keine Wolkenbänke, keinen Nebel und keine zusätzlichen Vereisungen im Nordpolar-Raum. Da herrscht immer schönstes Wetter. Die teilweisen Wintereinbrüche lassen Uneingeweihte eine Polarkatastrophe befürchten.«
»Um so besser, wenn sich alles aus der Gegend zurückzieht«, meinte der Professor. »Ich kann die versprengte Stadt Gigantopol ohne lästige Geheimhaltungs-Maßnahmen suchen. Wir gehen an Bord, Biggs. Wir starten dicht unter dem Meeresboden bei Einschaltung aller Ortungsgeräte. Jede Funk-Vorsicht wird außer acht gelassen.«
Charivari ging nun ran wie der Teufel.
Nur eine Stunde später hatte der Giganto Kontakt
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