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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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eine Art von Willenskraft, die den Erdbewohnern nicht eigen war. Aber sie verfügten über seltsame Vorstellungen von menschlicher Technologie. Wahrscheinlich hielten sie die jungen Freunde für die engsten Mitarbeiter des Professors und den Professor selbst für den mächtigsten Staatsmann der Welt.
    Ob ein »innerirdischer Spion« hiergewesen war? Der Gedanke war komisch, aber nicht von der Hand zu weisen: Das rätselhafte Lebewesen konnte die Uhren für gefährliche heimliche Vernichtungs-Instrumente gehalten und deshalb zum Stehen gebracht haben. Drei Uhren zeigten annähernd die gleiche Zeit. Der alte Pendelkasten an der Wand war immer nachgegangen!
    Darum stellte Superhirn ihn abends jedesmal vor, damit er morgens nicht so weit nachhinkte. Er betrachtete das Zifferblatt noch einmal aus der Nähe. Jetzt sah er, daß sie im Vergleich zu seiner Präzisionsuhr bereits um eineinhalb Minuten zurück war. Trotzdem: Sie stand. Alle drei Uhren im Zimmer standen.
    Superhirn rüttelte Henri an der Schulter.
    »He! Aufwachen!« sagte er ihm scharf ins Ohr. »Es ist wieder mal dicke Luft!«
    »Waaa ... ?« murmelte Henri unwillig. Er wollte sich auf die andere Seite drehen. Superhirn ließ nicht locker: »Wach auf, Mensch! Putz dir die Augen blank. Ich fürchte, das wird nötig sein!«
    Wie an der Strippe gezogen, setzte sich der Freund auf.
    »Ist Professor Charivari da?« fragte er rasch.
    »Nee. Aber einer seiner Feinde, wenn ich mich nicht täusche!«
    Henri brauchte sich die Augen nicht blank zu putzen. Er war hellwach.
    »Ein Spion vom Ragamuffin?« hauchte er.
    Der Professor hatte den Herrscher des geheimnisvollen Staates in der Erde diesen Namen gegeben. Es ist in der Wissenschaft üblich, auch unbekannte Erscheinungen oder ungelöste Probleme durch Symbole zu kennzeichnen.
    Seit einiger Zeit drangen Gehirnwellen, Gedankenströme aus dem Erdinnern: Strahlen von unvorstellbarer Stärke und Gefährlichkeit. Längst weiß man, daß menschliche Gehirnwellen mit eigens dafür konstruierten technischen Geräten meßbar sind. Gewöhnliche Forscher erzielen damit nur geringste, theoretische Erkenntniseffekte ohne praktische Bedeutung. Professor Charivari aber besaß in seinen geheimen Versuchsstationen Hirnwellen-Empfangsgeräte, mit denen er menschliche Gedanken-Impulse enorm verstärken und sogar in Schrift (also im Klartext) umsetzen konnte. Da er ein Friedenstechnologe war und alle seine Mittel und Fähigkeiten für die friedliche Erd- und Weltraumentwicklung einzusetzen gedachte, war es für ihn dringend erforderlich, über die heuchlerischen und ganz und gar nicht friedlichen Absichten mancher Staatsmänner im Bilde zu sein. Denn Diktatoren, Präsidenten, Minister in aller Welt verschleiern ihre Ziele oft. Und sehr oft reden sie anders als sie denken. Die Hirnwellen-Empfangsgeräte vermittelten dem Professor ihre neuen Waffensysteme, arglistige Vorhaben und unausgesprochene Bestrebungen der Mächtigen auf der Oberfläche unserer Erde. Daraufhin konnten Charivari und seine Geheimwissenschaftler sofort auf mannigfache Weise eingreifen und die Weichen zugunsten des Friedens stellen. Der Erdbevölkerung mit ihren Regierungen war es natürlich nicht bewußt, aus welchem Grunde und durch wessen und durch welchen Trick Kriegsgefahren verhindert wurden oder die Feuer in den sogenannten Krisenherden plötzlich erloschen.
    Die Gedanken-Empfangsgeräte auf dem Mond sowie in der größten Raumstation im Weltall, dann unter dem irdischen Nord- und Südpol und am Grunde der Ozeane, hatten sich bewährt, jedenfalls, was die Vorgänge auf der Erdoberfläche betraf.
    Da aber war plötzlich etwas Grausiges geschehen: Charivaris größte Weltraumstation, die unortbar das All durchmaß, empfing entsetzliche Gedankenströme. Hirnwellen, die ohne Zweifel »menschlichen Ursprungs« – aber nicht zu entschlüsseln waren. Sie kamen scheinbar wirr, mit ungeahnter Hochspannung – und erzielten eine sonderbare Wirkung: Charivaris Wissenschaftler beschimpften sich, sie gingen aufeinander los. Ja, sie prügelten sich sogar. Schließlich zersprangen die Gedanken-Empfangsgeräte. Und das war ein Glück, denn sonst wären die Besatzungen von Charivaris Geheimstationen am Ende wahnsinnig geworden. Fieberhaft unternommene Peilungen ergaben, daß die furchtbaren Hirnwellen aus dem Inneren der Erde kommen mußten, aus der Machtzentrale eben jenes unbekannten Wesens, das man den Ragamuffin nannte. Und endlich schien es, als habe der Herrscher im

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