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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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tauschten einen schnellen Blick.
    »Ach«, sagte Tati ärgerlich. »Mein Reisewecker ist kaputt. Und so ein blöder Zufall: Meine automatische Armbanduhr tut's auch nicht mehr.«
    Henri und Superhirn schoben das Mädchen beiseite und drängten ins Zimmer. Micha schlief friedlich. Seine Wangen schimmerten rosig. Er mußte etwas Hübsches geträumt haben. Henri beugte sich über ihn und zog die Decke sacht vom linken Arm des kleinen Bruders. Micha trug seine Armbanduhr auch immer nachts, obwohl man ihm oft genug eingeschärft hatte, das sei nicht gesund.
    Michas Uhr zeigte 0.16 Uhr.
    »Was soll denn das!« zischte Tati. »Seit wann macht ihr hier Morgenvisite? Und noch dazu in Pyjamas? Ist das ein neues Spiel? Hospital – und Chefarzt und Oberarzt?«
    »Uhrmacher!« erwiderte Henri spöttisch. »Wir spielen Uhrmacher und so was. Verflixt ungemütliches Spiel!« Er sah sich um. »Hat der Pudel irgendwann geknurrt?«
    »Nein«, sagte Tati. Ihre Augen weiteten sich. »Das darf doch nicht wahr sein. Gibt es schon wieder ein Ragamuffin-Problem?«
    »Erraten«, murmelte Superhirn. »Ein Problem für Nußknacker!«
    »Was heißt das?«
    »Ein Mensch beißt sich die Zähne daran aus.« Superhirn lief rasch ans Fenster. Er betrachtete Barometer und Thermometer, die dort hingen.
    Er lachte leise. »Nach Anzeige dieser Instrumente müßten wir Orkan haben – und eine Kälte von 30 Grad unter Null.«
    »Waaas?« rief Tati. »Die Dinger sind immer genau!«
    »Ich sehe keine Eisbären«, grinste Henri. »Außerdem weht draußen nur ein morgendliches Sommerlüftchen.«
    Superhirn blickte zum Transistor-Radio auf Tatis Nachttisch.
    »Hast du Zeitansage und Wetterbericht gehört?«
    Tati faßte sich an den Kopf.
    »Auch kaputt«, hauchte sie. »Ich dachte, ein blöder Zufall. Ich dachte ... Quatsch!« sagte sie dann energisch. »Ich dachte gar nichts. Ich hab mich bloß geärgert. Wir wollten doch heute zur Ponyfarm, und da fängt der Tag so schiefgewickelt an.«
    »Barometer, Thermometer, Transistorgerät!« Superhirn legte die Stirn in Falten und äugte durch die riesigen Brillengläser. »Ich wette, nicht nur die Uhren haben was abgekriegt, sondern auch der Fotoapparat, da, auf dem Koffer!«
    Micha war inzwischen aufgewacht.
    Und der Zwergpudel saß freudig gähnend im Körbchen. Sein Blick war putzmunter.
    »Es ist ein Vava-Spion des Ragamuffin hiergewesen«, teilte Superhirn seine Beobachtungen mit. »Er hat die Uhren zum Stehen gebracht. Außerdem hat er ...«
    Micha sprang aus dem Bett.
    »Die Uhren?« rief er. »Ja, wahrhaftig!« Er glotzte auf seine Armbanduhr. »Aber was soll der Blödsinn? Hält er uns für so doof, daß wir glauben, die Zeit steht still?«
    »Laß mich ausreden«, sagte Superhirn. »Der Vava hatte sicher den Auftrag, technische Geräte zu zerstören. Der dumme Bursche kennt aber kaum den Unterschied zwischen Kuckucksuhren und Radiogeräten.«
    Henri lachte. »Möchte ich wetten! Er hat einfach alles mit seinen Augen durchsiebt, was er für wichtig hielt. Vielleicht hat er sich im Park sogar auf 'ne alte Mähmaschine gestürzt.«
    »Das meine ich nun wieder nicht«, sagte Superhirn ernst. »Der unbekannte Machthaber in der Erde weiß sehr wohl, welche Art von Professor Charivaris Technik ihm nicht paßt.« Und er wiederholte: »Nur das Aussehen und die spezielle Bedeutung vieler Dinge ist ihm und seinen Leuten nicht klar. Deshalb hat unser nächtlicher Besucher zum Beispiel die alte Pendeluhr, das harmlose Barometer und andere – für ihn ganz unwichtige – Geräte zerstört.«
    »Aber warum?« ertönte eine verschlafene Stimme von der Tür her.
    Auf der Schwelle standen der rundköpfige Gérard und der spitznäsige Prosper. Prosper stotterte erregt: »Mei-mei-meine Armbanduhr ist ka-ka-kaputt. Sie war furchtbar teuer. Ich ver-verlange Schadenersatz!«
    »Na, dann nimm dir mal 'nen Spaten und grab dich durch die Erde!« feixte Henri. »Der Ragamuffin wird dein Gesicht zu einem vergoldeten Zifferblatt machen. Übrigens eignet sich deine Nase prachtvoll für den großen Zeiger.«
    Niemand lachte.
    Das Wort Ragamuffin hatte einen unheimlichen Klang. Und die Vorstellung, daß der verkapselte Vava-Spion noch im Schloß sein könnte, ließ alle frösteln.
    »Eins ist mir klar«, begann Superhirn rauh, »der Ragamuffin arbeitet an einer neuen Masche.«
    »Wieso?« fragte Tati.
    »Der verkapselte Spion ist diesmal nicht hergekommen, um Unguts- oder Unmutsgedanken auf einen von uns zu übertragen. Oder ist jemand

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