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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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meinte Micha. »Ich verstehe ja auch überhaupt nichts vom Schach. Ich kann keinen König von 'ner Dame unterscheiden. Und die Spielregeln könnte ich niemals lernen.«
    In dieser Nacht heulte der Pudel nicht. Er war satt und müde, und der Tag mit seinen Eindrücken hatte ihn genauso abgelenkt wie die Geschwister und ihre Freunde. Ins Kaminzimmer des Schlosses ging keiner mehr. Trotzdem sollten die vertrackten Schachspiele, die mit den winzigen Figürchen im Salon -und die mit den großen auf dem Volksfest-, ein grauenvolles Nachspiel haben. Superhirn war schon selber im Schachmatt einer Gewalt, die der ganzen Erdbevölkerung unbekannt war.
    Unauffällig zwischen den vielen Gegenständen auf dem Kaminsims, ja, sogar für Madame Claire wie eine festgefügte Verzierung, stand die unheilvolle, überzählige Schachfigur: Der Bauer mit der Hand über den Augen und dem hochgereckten Gesicht – wie angeschmiedet oder in den Sims eingefügt. Und es strahlte jetzt nichts mehr von ihm aus. Doch das sollte nicht so bleiben.
Gérards Fußballtag
    Am folgenden Tag, der so schrecklich enden sollte, gab es für Gérard eine freudige Überraschung: Herr Limmat rief in der Villa Monton an. Herr Limmat war der Trainer der Jugend-Fußballmannschaft: Er teilte Gérard mit, sein Linksaußen sei über irgend etwas verärgert, und er, Gérard, dürfe für ihn einspringen.
    Auch Micha war so begeistert, daß er deckenhoch sprang – und mit ihm Loulou. Obwohl doch der dumme Pudel gar nicht wußte, worum es eigentlich ging.
    Der Gärtner fuhr die Gefährten samt Hund in seinem klapprigen, offenen Geräte-Auto schleunigst hinunter. Es war Eile nötig. Die gegnerische Mannschaft war schon in ihrer Baracke am Platz. An beiden Seiten des Spielfeldes hatte man Bretterbänke aufgestellt. Auf einem rostigen Signalmast der stillgelegten Eisenbahnanlage hockte ein Junge mit einem Mikrofon. Der Kampfverlauf sollte durch Lautsprecher in jeden Winkel der kleinen Stadt und des Hafens übertragen werden. Zuschauer, Kinder und Jugendliche, viele mit ihren Vätern – schrien aufgeregt durcheinander. Manche drehten Handrasseln, andere bliesen in komische Tuten. Es hörte sich wie Schafsgeblöke an. Mit der gegnerischen Mannschaft waren auch Schlachtenbummler aus Segerac gekommen. Beide Zuschauerpartelen erkannte man nicht nur an ihren Ausrufen, sondern auch an kleinen Fähnchen, die die Farben der Orte Monton oder Segerac trugen.
    Gérard trabte in die Monton-Baracke zum Trainer Limmat und dessen Elf, wo er seinen Dreß – und natürlich noch einige Anweisungen – verpaßt kriegen sollte.
    »Wie wir erfahren«, hallte die Stimme des Jugendreporters durch den Lautsprecher am Spielfeld, »hat Segerac seinen Bomber mitgebracht, Pascal Didier. Damit hatte Monton nicht gerechnet, denn gestern abend hieß es noch, dieser spielwütige Napoleon sei verreist. Seine Beteiligung vermindert die Chancen Montons beträchtlich.«
    »Napoleon?« fragte Micha verwundert. Er saß, mit dem Pudel auf dem Schoß, in der ersten Reihe zwischen Prosper, Tati, Henri und Superhirn.
    »Na, das ist der Bomber, eine Spielkanone – hast du doch gehört!« belehrte ihn Henri. »Napoleon ist bestimmt deshalb sein Spitzname, weil er ein Draufgänger ist.«
    Die Ungeduld erreichte den Höhepunkt.
    Im Chor brüllten die Zuschauer: »Anfangen ... anfangen ... anfangen ... !!!«
    »Also, ich weiß nicht«, meinte Tati. »Ich versteh überhaupt nicht, warum die so außer Rand und Band sind. Eigentlich bin ich nur wegen Gérard mitgekommen. Dieses Gebolze mit dem blöden Ball reizt mich wenig.«
    »Na, hör mal!« verwahrte sich Prosper. Eifrig fuchtelnd setzte er Tati auseinander, daß Fußball eine große Kunst sei.
    »Wenn's gute, aufeinander abgestimmte Spieler sind, die auf eine gleichwertige Gegenmannschaft stoßen, ja!« nickte Henri. »Wenn man die Regeln nicht kennt und nicht weiß, was die markierten Linien auf der Spielfläche bedeuten, versteht man allerdings recht wenig.«
    »Dann begreift man höchstens, was ein Tor ist!« rief Micha verächtlich. Und er ließ auf seine arme Schwester Begriffe einprasseln, wie: Pfosten, Latte, Torraum, Torlinie, Eckball, Strafraum, Abseits, Mittellinie, Mannschaft, Mittelstürmer, Libero, Verteidiger ...
    »Aber ich weiß nie, woran ich erkenne, was ein Stürmer und was ein Läufer ist«, unterbrach Tati. Und sie erinnerte sich wieder an das Schach: Beim Schachspiel merkt man sogar im Dunkeln, ob man einen Springer oder einen Läufer in der

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