Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane
Hand hat.
Superhirn lachte still in sich hinein.
»Na ja«, fuhr Tati fort. »Wie kann sich Fußball mit Schachspiel messen. Außer daß beide Kampfspiele sind. Schach gilt als das Spiel der Könige. Fußball ist nur groß in Mode.«
Jetzt geriet Prosper vor Aufregung ins Stottern: »Hast du noch nie von Au-Au-Ausgrabungen gehört?«
»Jedenfalls noch nie was davon, daß Archäologen einen Fußball ausgebuddelt hätten. Uralte, verschüttete Städte mit kostbaren Hausgeräten und Schmuckstücken, ja. Sogar Wikingerschiffe holt man vom Meeresboden rauf. Fußbälle kauft man im Sportgeschäft.«
»Irr-Irr-Irrtum!« fauchte Prosper. »Auf Reliefs der ollen Römer kannst du schon Fußballer sehen! Geh mal in so'n Museum!«
»Stimmt das, Superhirn?« fragte Tati verblüfft.
»Hm. Wenn ich mich nicht irre, fand man sogar altägyptische Darstellungen vom Fußballspiel. Und bevor Kolumbus Amerika entdeckt hatte, kickte man in Florenz. Hundert Jahre später, aber so ganz genau weiß ich das nicht, gab es die ersten Spielregeln«, murmelte Superhirn. Henri wußte noch mehr: »In England traten Mannschaften schon im dreizehnten Jahrhundert gegeneinander an. Das ist sogar schriftlich erhalten!«
»Aber nicht mit der Schreibmaschine«, lachte Tati. »Und wie ging das weiter, Superhirn?«
Superhirn zuckte die Achseln. Da er niemals Lust gehabt hatte, einen Fußball etwa an seinen empfindlichen Kopf – womöglich auf die Brille – geschmettert zu kriegen, waren ihm Herkunft und Entwicklung dieses Spiels nicht so wichtig.
Tati atmete auf. Sie lachte.
»Endlich mal etwas, das Superhirn nicht weiß! Kinder, dafür gibt's heute Kuchen!«
»Na, und wenn du denkst, Fußball wäre auf dem Schulweg erfunden worden, mit 'ner getrullerten Konservenbüchse, bist du auf der falschen Hochzeit, Tati«, grinste ihr Bruder.
»Obwohl es was mit Schule zu tun hat – sogar mit, mehreren: piekfeinen, zum Beispiel Eton und Harrow in England. Da haben sie Fußball als Freizeitgestaltung neu entdeckt. Denke mal: Noch bevor es eine Eisenbahn gab!«
»Jetzt versteh ich überhaupt nichts mehr«, staunte Tati.
Bevor sie noch etwas sagen konnte, verstärkte sich das Zuschauergebrüll. Von beiden Seiten trabten die Jugendmannschaften auf das Feld: Von links kam die Monton-Elf im grünen Dreß, von rechts die aus Segerac in Gelb.
Gérard sah in seiner Hemdbluse, seiner kurzen Hose und den Strümpfen an den drallen Beinen sehr komisch aus. Und sein Kopf war fast so rund wie der Fußball, den der Schiedsrichter in der Hand hielt.
»Hoffentlich hat man ihm passende Fußballschuhe gegeben«, brummte Henri besorgt. »Die sind wichtig! Spezialschuhe mit Knöchelschutz, besonderen Kappen und genau vorgeschriebenen Sohlen!«
Tati hatte Gérard immer für ein Trampeltier gehalten, und sie zog ihn gern damit auf: »Wo du hintrittst, wächst kein Gras mehr!« Aber als das Spiel im Gange war, wunderte sie sich doch: Wie er flitzte und federte!
»Die Gäste ...«, so wurden die Gegner aus Segerac vom schreienden Reporter genannt, » ... retten sich in den Angriff! Irgend etwas macht sie nervös! Wahrscheinlich, weil sie auf einem fremden Platz spielen! Sie ergreifen die Flucht nach vorn! Kommen dem Tor gefährlich nahe! Da ... da ... der Bomber Napoleon! Erwischt er den Ball?«
Man sah den stiernackigen Spieler aus Segerac herumfliegen. »Schuß! Tor!« Aber Napoleon hatte über die Latte hinweggekickt.
Enttäuschungsschrei auf seiten der gegnerischen Schlachtenbummler, Jubel bei den Zuschauern aus Monton.
»Wieder Napoleon! Herrlicher Schuß aus der Drehung!« schrie der Reporter ins Mikrofon. »Leider noch mal über das Tor!«
Hohngebrüll des einheimischen Publikums. Micha sprang auf die Bank. Der Pudel sauste zu Boden und überschlug sich kläffend. Tati hielt sich die Ohren zu. Prosper klatschte fortwährend die Hände über dem Kopf zusammen, Henri rief durch die hohlen Hände: »Gérard ... Gérard ... Gérard ...«
Superhirn grinste nur. Aber er beobachtete die Spieltechnik der beiden Parteien höchst aufmerksam. Das eine begriff er besser als jeder andere Zuschauer, nämlich das, was mit Entfernungsberechnung, Winkelzuspielung und jeder Art von Kalkulation zusammenhing.
Schneller als der Reporter hatte er heraus, daß die Mannschaft von Monton besser aufeinander »eingespielt« war – obwohl die Gegenseite über den »Bomber Napoleon« verfügte und die Jungen von Monton Gérard als Fremden in ihren Reihen hatten.
»Jemand aus Segerac
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