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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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heftig, und Xel mag den Regen nicht.« Er schwieg einen Augenblick. »Eure Augen sehen mich an, als verstündet Ihr alles, was ich sage. Ich wünschte, ich wüßte Euren Namen. Ich wünschte.« Seine Stimme verklang; seine Augen blieben nachdenklich auf Morgons Gesicht.
    So plötzlich wie er sich niedergesetzt hatte, stand er auf und nahm von seinem Bücherbord einen schweren Folianten, in den in Gold ein Name geprägt war: Aloil. Das Buch war mit zwei anscheinend nahtlosen Eisenbändern verschlossen. Erberührte sie, murmelte ein Wort, und sie sprangen auf.
    Morgon trat zu ihm; er blickte auf. »Wißt Ihr, wer Aloil war?«
    Morgon schüttelte den Kopf. Dann aber weiteten sich seine Augen flüchtig, als es ihm einfiel. Astrin jedoch fuhr schon fort
    zu sprechen.
    »Die meisten haben ihn vergessen«, sagte er. »Er war der Zauberer, der den Königen von Ymris neunhundert Jahre lang diente, ehe er nach Lungold ging und dann vor siebenhundert Jahren mit der ganzen Schule der Zauberer vom Erdboden verschwand. Ich habe das Buch von einem Händler gekauft; zwei Jahre brauchte ich, um das Wort zu finden, das es öffnet. Viele der Verse, die Aloil schrieb, waren an die Zauberin Nun gerichtet, die in den Diensten von Hel stand. Ich versuchte, mit ihrem Namen das Buch zu öffnen, aber das ging nicht. Dann fiel mir der Name ihres Lieblingsschweins aus allen Schweineherden von Hel ein: der Name des sprechenden Schweins, Hegdis-Noon - und das war das Schlüsselwort.«
    Er legte den schweren Band auf den Tisch und blätterte darin.
    »Irgendwo in diesem Buch steht der Zauberspruch, der den Stein auf der Ebene von Königsmund zum Sprechen brachte. Kennt Ihr diese Sage? Aloil war voller Zorn auf Galil Ymris, weil der König sich weigerte, während einer Belagerung von Caerweddin seinem Rat zu folgen und als Folge davon Aloils Turm niedergebrannt wurde. Aloil ließ deshalb einen Stein auf der Ebene oberhalb von Caerweddin acht Tage und acht Nächte lang mit so lauter Stimme sprechen, daß man bis Umher und Meremont seine Worte vernahm, und der Stein trug alle von Galils heimlich geschriebenen, schlechten und armseligen Versen vor. Daher hat die Ebene ihren Namen.« Er blickte auf und sah Morgons Lächeln. »Soviel habe ich schon einen ganzen Monat lang nicht mehr gesprochen. Xel kann nicht lachen. Ihr bringt mir in Erinnerung, daß ich ein Mensch bin. Ich vergesse das manchmal; nur wenn Rork Umber hier ist, erinnere ich mich allzugut, wer ich bin.« Er blickte wieder auf das Buch hinunter und schlug eine Seite um. »Hier ist es. Wenn ich seine Handschrift lesen kann...«:
    Eine Weile blieb er still, während Morgon ihm über die Schulter blickte und las und der Schein einer Kerze flackernd über das Papier spielte. Schließlich richtete sich Astrin auf. Behutsam nahm er Morgon beim Arm.
    »Ich denke mir«, sagte er langsam, »wenn dieser Zauberspruch einen Stein zum Sprechen bringen kann, wird er vielleicht auch Euch zum Sprechen bringen. Ich habe mich nicht viel mit Seelenarbeit befaßt; ich bin in Xels Seele hineingetaucht und einmal in Rorks, mit seiner Erlaubnis. Wenn Ihr Angst habt, so werde ich dies nicht tun. Aber vielleicht kann ich Euren Namen finden, wenn ich tief genug hineintauche. Wollt Ihr, daß ich es versuche?«
    Morgon legte beide Hände auf seinen Mund. Er nickte, die Augen auf Astrin gerichtet, und Astrin holte tief Atem.
    »Gut, setzt Euch. Sitzt ganz ruhig. Das ist der erste Schritt. Ihr müßt wie der Stein werden...«
    Morgon setzte sich auf den Hocker. Astrin, der ihm gegenüber stand, schien zu einem reglosen, dunklen Schemen im flackernden Licht zu erstarren. Morgon nahm eine seltsame Verwandlung des Raums wahr, als überlagerte ein anderes Bild desselben Raumes sein eigenes, und er blinzelte ein wenig, um schärfer sehen zu können. Abgerissene Gedankenfetzen stiegen in ihm auf: die Ebene, die er betrachtet hatte, Xels Gesicht, die Felle, die er zum Trocknen aufgehängt hatte. Dann kam nichts mehr; nur eine lange Finsternis und ein Zurückweichen.
    Bewegung kam wieder in Astrin, seltsam spiegelte sich das Feuer in seinen Augen.
    »Es war nichts da«, flüsterte er. »Es ist, als hättet Ihr keinen Namen. Ich konnte den Ort nicht erreichen, wo Ihr Euren Namen und Eure Vergangenheit vor Euch selbst verborgen habt. Es liegt tief, tief unten.«
    Er brach ab, als Morgon aufstand. Fest umschlossen Morgons Hände Astrins Arme; er schüttelte Astrin ein wenig, drängend, fordernd.
    »Ich will es weiter versuchen«,

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