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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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nach Westen so weit sein Auge reichte. Nicht fern vom Haus erhoben sich düstere, formlose Steingebilde, die im verblassenden Licht verwischt wirkten. Im Süden zog sich wie eine Grenze zwischen zwei Ländern die dunkle Linie tiefer Wälder hin. Der Wind, der vom Meer hereinblies, heulte rastlos in hohl klingendem Gewimmer. Er brachte den Geruch von Salz und Nacht mit, und während Morgon seinem Gesang lauschte, flak- kerte flüchtig eine Erinnerung an Finsternis und schäumendes Wasser, an Eiseskälte und tobende Winde in ihm auf, und er umklammerte den Türpfosten, um nicht zu fallen. Doch das verschwommene Bild löste sich auf, und er fand keine Worte für es.
    Er drehte sich um. Seltsame Dinge lagen auf Astrins breitem Tisch. Neugierig berührte er sie; einzelne Stücke zersprungenen, wunderschön gefärbten Glases, Scherben fein bemalter Keramik, einige Glieder einer schweren Kupferkette, eine zerbrochene Flöte aus Holz und Gold. Ein Spiel von Farben zog sein Auge auf sich; er streckte die Hand danach aus. Es war ein geschliffener Edelstein von der Größe seines Handtellers, und durch ihn hindurch zogen, während er ihn drehte, alle Schattierungen der Meeresfarben.
    Er hörte Schritte und blickte auf. Astrin kam herein, Xel an seiner Seite. An der Feuerstelle legte er einen schweren, schmutzverschmierten Sack ab.
    Während er das Feuer schürte, sagte er: »Er ist herrlich, nicht wahr? Ich habe ihn am Fuß des Turms der Winde gefunden. Kein Händler, dem ich ihn zeigte, konnte mir für diesen Stein einen Namen nennen, deshalb brachte ich ihn nach Isig, zu Da- nan Isig selbst. Er sagte, nie hätte er in seinem Berg einen solchen Edelstein gesehen, und er wüßte auch keinen außer sich selbst und seinem Sohn, der ihn so makellos hätte schleifen können. Er schenkte mir Xel aus Freundschaft. Ich konnte ihm nichts geben, aber er meinte, ich hätte ihm ein Geheimnis geschenkt, und das wäre manchmal ein kostbares Ding.« Er schaute in den Topf über den Flammen, griff dann zu dem Sack und zu einem Messer, das am Feuer hing. »Xel hat zwei Hasen gefangen; ich mache sie zum Nachtmahls«
    Er blickte auf, als Morgon seinen Arm berührte. Er ließ es zu, daß Morgon ihm das Messer abnahm.
    »Könnt Ihr sie häuten?«
    Morgon nickte.
    »Ihr wißt also, daß Ihr das könnt. Könnt Ihr Euch sonst an irgend etwas erinnern, was Euch selbst angeht? Denkt nach. Versucht - « Er brach ab, als er Morgons gequältes Gesicht sah. Vorsichtig nahm er Morgon beim Arm. »Macht nichts. Es wird Euch schon wieder einfallen.«
    Beim Schein des Feuers aßen sie zu Abend, schlössen die Tür, als draußen plötzlich heftiger Regen herabströmte. Astrin aß schweigend, während Xel zusammengerollt zu seinen Füßen lag. Er schien in ein gewohnheitsmäßiges Schweigen verfallen, seine Gedanken nach innen gekehrt. Als er fertig gegessen hatte, öffnete er die Tür, schloß sie wieder angesichts des peitschenden Regens. Die Katze hob miauend den Kopf. Astrins Bewegungen wurden rastlos. Seine Hände glitten über Bücher und öffneten sie nicht, legten Scherben von Glas aneinander, die nicht paßten, und ließen sie wieder fallen. Sein Gesicht war ausdruckslos, als lauschte er auf ein Geräusch jenseits des Rauschens des Regens. Mit schmerzendem Kopf, das verwundete Auge auf kühlen Stein gedrückt, hockte Morgon am Herd und beobachtete ihn. Astrins rastlose Wanderungen führten ihn schließlich zu Morgon hin; aus seinen weißen, geheimnisvoll verschlossenen Augen blickte er auf Morgon nieder, bis dieser wegsah.
    Mit einem Seufzer setzte ich Astrin neben ihn.
    »Ihr seid so sehr von Geheimnis umwittert wie der Turm des Windes«, bemerkte er unvermittelt. »Ich bin seit fünf Jahren hier, aus Caerweddin verbannt. Ich rede nur mit Xel, mit einem alten Mann, von dem ich in Loor Fisch kaufe, hin und wieder mit einem Händler und mit Rork, dem Ritter von Umber, der mich alle paar Monate aufsucht. Bei Tag ziehe ich aus und grabe aus Neugier in den Ruinen der großen versunkenen Stadt der Erdherren auf der Ebene des Windes. Des Nachts führt die Wißbegierde mich in andere Richtungen, manchmal zu Büchern der Zauberkunst, die zu öffnen ich gelernt habe, manchmal hinaus in die Finsternis am Meer oberhalb von Loor. Ich nehme Xel mit, und wir beobachten etwas, das sich im Schatten der Nacht an den Gestaden von Ymris zusammenbraut, etwas, wofür es keinen Namen gibt. Heute nacht aber kann ich nicht dort hinaus; bei diesem Sturm ist die Brandung rauh und

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