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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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plötzlich erkennt, daß dieser Zauberer, dessen Geist den Euren so geschickt lenken kann, seinen Lehren untreu ist, untreu Euch, untreu jedem Manne, König, Gelehrten, Bauern, dem er je diente. Was würdet Ihr tun, wenn Ihr entdecktet, daß er gefährliche Pläne und schreckliche Ziele hat und daß die Grundlagen selbst seiner Lehren nichts als Lügen sind? Was würdet ihr tun?«
    Morgon schwieg. Er hielt den Blick gesenkt und sah unbeteiligt, als gehörten sie einem anderen, wie seine Hände sich auf dem Tisch zu Fäusten ballten.
    »Ohm«, flüsterte er. Dann schüttelte er hastig den Kopf. »Ich würde fliehen. Ich würde so weit fliehen, daß kein Mensch oder Zauberer mich finden könnte. Und dann würde ich anfangen, nachzudenken.«
    »Ich würde ihn töten«, erklärte Lyra schlicht.
    Morgons Hände öffneten sich.
    »Ihr würdet ihn töten? Wie? Er würde sich auflösen wie Nebel, ehe Euer Speer ihn berühren könnte. Rätsel löst man nicht, indem man Menschen tötet.«
    »Aber wenn dieser Großmeister Ohm Ghisteslohm ist, was wollt Ihr dann tun? Irgend etwas müßt Ihr tun.«
    »Warum ich? Der Erhabene kann sich mit ihm befassen - und die Tatsache, daß er es nicht getan hat, ist guter Beweis dafür, daß Großmeister Ohm nicht der Gründer von Lungold ist.«
    Thod hob den Kopf.
    »Ich erinnere mich, daß Ihr das gleiche Argument in Caer- weddin gebrauchtet.«
    Morgon seufzte. »Es paßt, nehme ich an«, sagte er widerstrebend, »aber ich kann es nicht glauben. Ich kann nicht glauben, daß Ohm oder Ghisteslohm böse sind, wenngleich damit vielleicht sowohl das seltsame, plötzliche Verschwinden der Zauberer erklärt wäre als auch die Berichte über die Gewaltsamkeit, die mit ihrem Verschwinden einhergingen. Aber Ohm - ich lebte drei Jahre mit ihm zusammen. Niemals - er be- gegnete mir mit großer Güte. Es ergibt keinen Sinn.«
    Die Morgol betrachtete ihn gedankenvoll.
    »Nein, das ergibt keinen Sinn. All dies erinnert mich an ein Rätsel aus An. Re von Aum.«
    »Wer war Re von Aum?« fragte Lyra, und als Morgon stumm blieb, antwortete die Morgol ruhig: »Re von Aum er-zürnte einst den Herrn von Hel und bekam darüber so große Angst, daß er rund um sein Haus eine hohe Mauer bauen ließ, der Rache zu entgehen. Er beschäftigte einen Fremden, sie zu bauen, und der versprach ihm eine Mauer, die kein Mensch je zerstören oder erklimmen könne, sei es durch Gewalt oder durch Zauberei. Die Mauer wurde gebaut; der Fremde nahm sein Entgelt; und Re fühlte sich endlich sicher. Eines Tages, als er meinte, der Herr von Hel hätte die Fruchtlosigkeit der Rache eingesehen, beschloß er, sich aus seinem Gebiet herauszuwagen. Und da wanderte er dreimal um seine Mauer herum, aber er fand kein Tor, das ihn hinausgelassen hätte. Und langsam wurde ihm klar, daß der Herr von Hel selbst diese Mauer gebaut hatte.« Sie schwieg. »Den Lehrsatz habe ich vergessen.«
    »Erlaube niemals einem Fremden, um dich herum Mauern zu bauen«, riet Lyra. »Dann baute also Ghisteslohm eine Mauer der Unwissenheit um Caithnard und um Lungold, und das ist der Grund, weshalb Morgon nicht weiß, wer er ist. Sehr kompliziert ist das. Mir sind Aufgaben lieber, die ich mit dem Speer lösen kann.«
    »Und was ist mit Eriel?« fragte Morgon unvermittelt. »Hat Thod Euch von ihr erzählt?«
    »Ja«, antwortete die Morgol. »Das jedoch, glaube ich, ist eine ganz andere Geschichte. Wenn Ohm Euch tot sehen wollte, hätte er Euch mit Leichtigkeit töten können, während Ihr noch an der Schule wart. Er reagierte nicht so auf das Sternenmal in Eurem Gesicht wie diese - diese namenlosen Leute.«
    »Diese Frau«, entgegnete Morgon, »hat einen Namen.«
    »Wißt Ihr ihn?«
    »Nein. Ich habe nie von einer Frau wie ihr gehört. Und ich fürchte ihren verborgenen Namen mehr als den Mann, dessen Namen ich weiß.«
    »Vielleicht hat Ohm auch ihren Namen verborgen«, meinte Lyra. »Morgon, ich finde, Ihr solltet mir erlauben, Euch zu zeigen, wie man sich verteidigt. Thod, sagt es ihm.«
    »Es ist nicht meine Sache, mit dem Fürsten von Hed zu streiten«, versetzte Thod müde.
    »Aber heute nachmittag habt Ihr mit ihm gestritten.«
    »Ich habe nicht gestritten. Ich machte ihn lediglich auf das Unlogische seiner Argumente aufmerksam.«
    »Oh! Ja, also, warum tut der Erhabene nichts? Es ist doch seine Sache. Seltsame Leute treiben sich an den Küsten seines Reiches herum und versuchen, den Fürsten von Hed zu töten - wir könnten gegen sie kämpfen. Ymris hat ein

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