Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip

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Heer; die Leute von An tragen Waffen; von Kraal bis Anuin könnte der Erhabene ein Heer zusammenziehen. Ich verstehe nicht, warum er es nicht tut.«
    »Osterland könnte sich bewaffnen«, sagte Morgon, »Ymris, Anuin, selbst Caithnard. Aber diese Leute könnten Hed überschwemmen wie eine Springflut, und es wäre innerhalb eines Tages öde und ausgedörrt. Es muß ein besseres Mittel geben, sie zu bekämpfen.«
    »Bewaffnet Hed.«
    Morgons Becher klirrte, als er ihn auf den Tisch stellte.
    »Hed?«
    »Warum nicht? Ich finde, Ihr solltet die Leute dort wenigstens warnen.«
    »Wie? Die Fischer von Tol fahren jeden Morgen hinaus, und das einzige, was sie je im Meer gefunden haben, sind Fische. Ich glaube, die Bauern von Hed können sich nicht vorstellen, daß es zwischen Hed und dem Erhabenen noch mehr Dinge gibt. Von den sechs Königreichen ist Hed das einzige, wo niemals ein Zauberer Dienst gesucht hat - es gab dort nichts für sie zu tun. Der Zauberer Talies besuchte es einmal und sagte, es wäre unbewohnbar: Es wäre ohne Geschichte, ohne Lieder und völlig ohne Interesse. Der Friede von Hed geht wie die Landherrschaft von Herrscher zu Herrscher über; er ist an die Erde von Hed gebunden, und es ist Sache des Erhabenen, nicht meine, diesen Frieden zu brechen.«
    »Aber - «, rief Lyra eigensinnig.
    »Wenn ich je eine Waffe nach Hed hineintrüge und den Leuten Befehl gäbe, sich zu bewaffnen, würden sie mich ansehen wie einen Fremden - und ein Fremder wäre ich dann auch’, ein Fremder in meinem eigenen Land. Und die Waffe wäre wie eine Krankheit, die alle lebenden Wurzeln Heds absterben lassen würde. Und täte ich es ohne die Billigung des Erhabenen, so könnte er mir die Landherrschaft nehmen.«
    Lyras dunkle Brauen zogen sich über ihren Augen zusammen.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte sie. »Die Herren von Ymris kämpfen doch ständig gegeneinander; An und Aum und Hel haben in der Vergangenheit schreckliche Kriege ausgetragen. Die Edlen von Herun haben früher gegeneinander gekämpft; wieso ist Hed so anders? Weshalb sollte es den Erhabenen kümmern, ob es bewaffnet ist oder nicht?«
    »Es hat sich einfach so entwickelt. In den Jahren der Gründüng machte Hed seine eigenen Gesetze, und an diese Gesetze sind die Fürsten von Hed gebunden. Es gab nichts auf der Insel, was zum Kampf herausgefordert hätte; keine Bodenschätze, keine großen Ländereien, keine Stätten der Macht oder des Geheimnisses, es gab nur gutes Ackerland und gutes Wetter, und die Insel selbst ist so klein, daß sie nicht einmal die Könige von An in den Jahren ihrer Eroberungskämpfe reizte. Die Leute dort suchten sich die Herrscher, die sie haben wollten, um Frieden zu halten, und ihr Friedenswille senkte sich tief ins Land wie ein Samenkorn. Er ist auch in meinem Blut. Um das in mir zu ändern, würde ich meinen Namen ändern müssen. «
    Lyra schwieg. Ihre dunklen Augen ruhten auf Morgons Gesicht, während er trank. Als er den Becher absetzte, spürte er die leichte Berührung ihrer Hand auf seiner Schulter.
    »Nun gut, da Ihr selbst Euch nicht schützen wollt, werde ich mit Euch kommen und Euch bewachen«, erklärte sie. »Unter den Waffen der Morgol gibt es keine, die das besser könnte als ich; keine in ganz Herun.« Sie blickte zu El hinüber. »Habe ich deine Erlaubnis?«
    »Nein«, sagte Morgon. »Zweifelt Ihr an meinen Fähigkeiten?« Sie nahm ihr Messer und hielt die Klinge zwischen Zeigefinger und Daumen. »Seht Ihr dieses Seil am anderen Ende des Saals, an dem die Fackel hängt?«
    »Lyra, bitte setze nicht das Haus in Brand«, mahnte die Mor- gol.
    »Mutter, ich will ihm doch nur zeigen - «
    »Ich glaube Euch«, sagte Morgon.
    Er drehte sich um, die Hand, die das Messer hielt, in seine Hände zu nehmen. Ihre Finger waren schmal und warm. Sie zitterten sachte, wie ein Vogel in seinem Nest, und etwas, das er in den langen, harten Wochen beinahe vergessen hatte, berührte ihn unversehens. Mit Mühe hielt er seine Stimme ruhig und sanft.
    »Ich danke Euch. Aber wenn Ihr in dem Bemühen, mich zu schützen, verletzt oder getötet werden würdet, könnte ich mir das mein Leben lang nicht verzeihen. Meine einzige Hoffnung besteht darin, so rasch und so unauffällig wie möglich zu reisen; wenn mir das gelingt, dann bin ich sicher.«
    Er sah den Zweifel in ihren Augen, doch sie sagte nur: »Nun, in diesem Haus jedenfalls werde ich Euch bewachen. Und dem könnt selbst Ihr nicht widersprechen.«
    Nach dem Abendessen spielte Thod