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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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spreche; das lenkt ab. Doch während ich mit Ohm in der Bibliothek der Großmeister war, drehte er sich einmal um, um in den Regalen nach einem Buch zu suchen, und als er es zur Hand nahm, schickte ich meinen Blick durch ihn hindurch, um den Titel zu sehen. Aber ich konnte nicht durch ihn hindurchblik- ken. Ich konnte die Mauern der Schule durchdrin-gen, ich konnte durch den Fels ins Meer hinabsehen; aber Ohm konnte mein Auge nicht durchdringen.«
    Morgon schluckte einen Bissen Essen hinunter, der plötzlich allen Geschmack verloren hatte.
    »Wollt Ihr sagen -?« Die Stimme stockte ihm. »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Ich brauchte Monate, mir einen Reim darauf zu machen, da ich, genau wie Ihr, lieber vorbehaltlos an die Unantastbarkeit der Großmeister von Caithnard glauben möchte. Jetzt aber, besonders seit Ihr gekommen seid und ich dieses Rätsel mit einem Namen und einem Gesicht verbinden kann, neige ich zu der Ansicht, daß Großmeister Ohm vielleicht Ghisteslohm ist, der Gründer der Zauberschule in Lungold, und daß er Lungold vernichtet hat.«
    Ein unartikulierter Laut drang aus Morgons Mund.
    »Mutter«, protestierte Lyra schwach, »wie soll einer essen, wenn du solche Dinge sagst? Weshalb hätte er Lungold zerstören sollen, nachdem er sich solche Mühe gemacht hatte, es zu gründen?«
    »Warum gründete er vor tausend Jahren die Schule?«
    Lyra zuckte die Achseln. »Um die Zauberer auszubilden. Er war der mächtigste Zauberer im Reich des Erhabenen, und die anderen Zauberer waren roh und ungebildet; sie waren unfähig, ihre Gaben in vollem Umfang zu gebrauchen. Weshalb also sollte Ohm sich bemüht haben, sie zu unterrichten, ihre Macht zu gebrauchen, wenn er nur ihre Macht zerstören wollte?«
    »Versammelte er sie dort, um sie zu lehren?« fragte die Mor- gol. »Oder versammelte er sie, um sie in seiner Gewalt zu haben?«
    Morgon fand seine Stimme wieder. Seine Finger umklammerten die rauhe Kante des Steintisches, als er leise fragte: »Was habt Ihr für Beweise? Auf welche Beweise stützt Ihr Eure Folgerungen?«
    Das Essen, das vor ihnen stand, wurde kalt. Thod saß mit gesenktem Kopf da und hörte ruhig zu; Morgon konnte sein Gesicht nicht sehen. Von den anderen Tischen wehte hin und wieder Gelächter zu ihnen herüber; das Feuer im Kamin knisterte und knackte.
    »Ich stütze meine Folgerungen auf eine Unwissenheit, die mir nicht geheuer ist«, antwortete sie und hielt seinem Blick stand. »Warum konnten die Großmeister Euch nichts über das Ster- nenmal in Eurem Gesicht sagen?«
    »Weil nirgends in ihren Schriften etwas davon erwähnt wurde.«
    »Warum nicht?«
    »Weil - nirgendwo wird seiner Erwähnung getan, nicht in der Geschichte und in den Sagen der Königreiche, nicht in den Liedern und nicht in der Dichtung. Die Bücher der Zauberer, die die Großmeister aus Lungold holten und die den Grundstock ihres Wissens bilden, berichten nichts darüber.«
    »Warum nicht?«
    Er schwieg, suchte nach einer einleuchtenden Antwort. Dann ging eine Wandlung in seinem Gesicht vor. »Iff zumindest wußte, welches Rätsel Rhu zu lösen suchte«, flüsterte er, »Er muß es gewußt haben. In jenen Büchern, die die Großmeister in Caithnard geöffnet haben, berichtet er von Rhu und seiner Suche; er führte jedes Rätsel auf, das Rhu zu lösen auszog, nur das eine nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich - ich weiß nicht, warum. Wollt Ihr sagen, daß Ohm - Ghisteslohm - sie unter sich versammelte, um ihr Wissen in Grenzen zu halten, um sie nur das zu lehren, was er sie wissen lassen wollte? Wollt Ihr sagen, daß er all jene Dinge, die mit dem Sternenmal zu tun haben, ihnen vorenthielt - daß er vielleicht sogar das, was sie darüber wußten, aus ihrem Geist löschte?«
    »Ich halte es für möglich. Nach dem, was ich heute von Thod über Euch erfahren habe, halte ich es für sehr wahrscheinlich.«
    »Aber warum? Zu welchem Ziel sollte er das getan haben?«
    »Das weiß ich nicht. Noch nicht.« Mit gesenkter Stimme fuhr sie fort: »Nehmt an, Ihr wäret ein Zauberer. Machthunger treibt Euch umher. Ohms Zauberkräfte und seine Verheißungen großer Kunst und hohen Wissens ziehen Euch nach Lungold. Ihr übergebt Euren Namen seinem Geist; Ihr vertraut seiner Kunst, Ihr habt vorbehaltlosen Glauben an seine Lehren. Ihr tut fraglos alles, was er von Euch verlangt, und dafür bündelt er Eure eigenen Kräfte zu einer Macht, die zu besitzen Ihr Euch nicht hättet träumen lassen. Und nehmt weiter an, daß Ihr eines Tages dann

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