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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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bemerkte Har.
    »Ich weiß. Auch ich habe einiges von Euch gehört. Ich bin bereit, Euch alle Hilfe zu geben, die Ihr braucht.«
    Har lächelte. Flüchtig legte er seine Hand leicht auf Morgons Schulter.
    »Gegen Sturm und Schneegestöber habt Ihr Euch Schritt um
    Schritt die Öse hinaufgekämpft und an dieser Harfe festgehalten, als wäre sie Euer Leben. Ich bin geneigt, Euch zu glauben. Die Bauern von Hed sind bekannt für ihre Starrköpfigkeit.«
    »Vielleicht.« Morgon lehnte sich zurück. Im heißen Atem des Feuers schloß er die Augen. »Aber ich trennte mich in Herun von Thod, um nach Hed zurückzukehren. Statt dessen bin ich hierhergekommen.«
    »Was veranlaßte Euch zu dieser Sinnesänderung?«
    »Ihr habt aus Osterland ein Rätsel ausgesandt, um mich zu finden.« Seine Stimme verklang in der Stille. Er hörte, wie Har etwas sagte; die Worte schienen mitten aus dem Feuer zu kommen; dann sah er wieder den Schneesturm, formlos, ein wilder Flockenwirbel, der immer dunkler wurde.
    Er erwachte in einem kleinen, reich ausgestatteten Gemach, in dem schon das Dunkel des Abends sich ausbreitete. Ohne einen Gedanken im Kopf lag er da, den Arm über den Augen, bis ein metallisches Kratzen am Kamin ihn veranlaßte, den Kopf zu drehen. Jemand stocherte im Feuer herum. Ein weißer Kopf hob sich, und Morgon rief verdutzt: »Thod!«
    Der Kopf drehte sich herum.
    »Nein. Ich bin’s. Har hat mir befohlen, Euch zu dienen.«
    Ein Junge stand auf und näherte sich, um eine Fackel an Morgons Bett zu entzünden. Er war einige Jahre jünger als Morgon, grobknochig, mit milchweißem Haar. Sein Gesicht war still und unbewegt, doch Morgon spürte Scheu und Wildheit dahinter. Die Augen leuchteten im Fackelschein in einem glänzenden, vertrauten Violett. Während Morgon den Jungen noch verwirrt betrachtete, sprach dieser weiter, wobei hin und wieder seine Stimme ein wenig brüchig wurde, als würde sie nicht häufig gebraucht.
    »Er sagte - Har sagte, ich soll Euch meinen Namen nennen. Ich bin Hugin. Suths Sohn.«
    Morgon war wie vor den Kopf geschlagen.
    »Suth ist tot.«
    »Nein.«
    »Alle Zauberer sind tot.«
    »Nein. Har kennt Suth. Har fand - er fand mich vor drei Jahren in einer Herde von Vestas. Er blickte in meine Seele und sah dort Suth.«
    Morgon starrte ihn wortlos an. Er dehnte seine schmerzenden Muskeln und Glieder und richtete sich mühsam auf.
    »Wo sind meine Kleider? Ich muß mit Har sprechen.«
    »Er weiß es«, erwiderte Hugin, »er erwartet Euch.«
    Wenig später folgte Morgon dem Jungen in den großen Saal. Er war angefüllt mit Menschen, reichen Männern und Frauen aus der Stadt, Händlern, Fallenstellern, Musikanten, eine Handvoll einfach gekleideter Bauern; sie alle saßen beim Feuer, tranken heißen Wein, plauderten, spielten Schach oder lasen. Die Zwanglosigkeit erinnerte Morgon an Akren. Har saß neben Aia, die einen Hund an ihrer Seite kraulte; er saß in seinem Sessel am Feuer und lauschte dem Spiel eines Harfenspielers. Als Morgon sich näherte, hob der König den Blick und sah ihm lächelnd entgegen.
    Morgon ließ sich auf einer Bank neben dem Paar nieder. Der Hund erhob sich, um ihn neugierig zu beschnuppern, und da sah Morgon etwas verdutzt, daß es ein Wolf war. Andere Tiere lagen zusammengerollt am Feuer: ein Rotfuchs, ein plumper Dachs, ein graues Eichhörnchen, zwei Wiesel, die so weiß wie Schnee waren.
    Während er vorsichtig den Wolf hinter den Ohren kraulte, sagte Aia ruhig: »Der Winter hat sie hereingetrieben. Sie sind Hars Freunde. Manchmal bleiben sie den ganzen Winter hier, manchmal kommen sie nur vorbei, um uns Nachricht von Menschen und Tieren in Osterland zu bringen. Manchmal auch werden sie von unseren Kindern geschickt, wenn uns diese nicht selbst besuchen können - der weiße Falke, der dort oben in den Dachbalken schläft, ist ein Bote von unserer Tochter.«
    »Könnt Ihr mit ihnen sprechen?« fragte Morgon.
    Lächelnd schüttelte sie den Kopf.
    »Ich kann nur in Hars Seele eintauchen, und dann nur, wenn er seine eigene Gestalt hat. Es ist besser so; sonst hätte ich viel mehr Angst um ihn gehabt, als ich noch jünger war und er oft lange Tage abwesend war, um sein Königreich zu durchstreifen.«
    Das Lied der Harfe verstummte; der Harfner, ein hagerer, dunkler Mann mit einem düsteren Lächeln, stand auf, sich Wein zu holen. Der Wolf trottete zu Har hin, als der König nach seinem eigenen Becher griff. Har schenkte Morgon Wein ein, sandte eine Magd fort, Speisen zu holen.
    »Ihr

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