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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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habt mir Eure Hilfe angeboten«, sagte er dann, und seine Stimme klang milde und leise im Lärmen rundum. »Wäret Ihr ein anderer, so würde ich die Einlösung Eures Versprechens nicht von Euch verlangen; aber Ihr seid ein Fürst von Hed, diesem phantasielosesten aller Lande. Was ich von Euch verlange, wird schwer werden, aber es ist von hohem Wert. Ihr sollt Suth finden.«
    »Suth? Har, wie kann er noch am Leben sein? Wie kann er nach siebenhundert Jahren noch am Leben sein?«
    »Morgon, ich habe Suth gekannt.« Die Stimme war noch immer sanft und freundlich, doch eine Schärfe schwang in ihr wie Kälte im Wind. »Wir waren zusammen jung, vor langer Zeit. Wir lechzten nach Wissen, und es kümmerte uns nicht, wie wir es uns erwarben, wie sehr wir uns dafür verausgaben mußten, wie einer den anderen gebrauchte. Wir trugen schon Rätselkämpfe aus, ehe es Caithnard überhaupt gab, Kämpfe, die sich über Jahre hinzogen, während wir nach den Lösungen suchten. In jenen wilden Jahren verlor er ein Auge; er selbst zeichnete meine Hände mit den Vestahörnern, lehrte mich, die Gestalt zu wechseln. Als er zusammen mit der Schule der Zauberer verschwand, glaubte ich ihn tot. Doch vor drei Jahren, als sich eine Vesta vor meinen Augen in einen Jungen verwandelte, und als ich in die Tiefen der Seele dieses Jungen blickte, sah ich den Mann, den er als seinen Vater kannte, und das Gesicht war mir so vertraut wie mein eigenes Herz: Suth. Er lebt. Seit siebenhundert Jahren ist er auf der Flucht und hält sich versteckt. Als ich ihn einmal fragte, wie er sein Auge verloren hätte, lachte er und sagte nur, es gäbe nichts, das man nicht ansehen dürfte.
    Und doch hat er etwas gesehen, hat ihm den Rücken gewandt und ist geflohen, untergetaucht wie eine Schneeflocke im Schneetreiben. Er hat wohl daran getan, sich zu verstecken. Er kennt mich. Seit drei Jahren bin ich ihm wie ein Wolf auf der Fährte, und ich werde ihn finden.«
    Gedankenbilder zerschlugen sich und veränderten sich in Morgons Geist, so daß er blind suchend zurückblieb.
    »Die Morgol von Herun meinte, Ghisteslohm, Gründer von Lungold, müßte auch noch am Leben sein. Doch das war reine Mutmaßung, es gibt keine Beweise dafür. Wovor ist er auf der Flucht?«
    »Was treibt Euch zum Erlenstern-Berg?«
    Morgon stellte seinen Becher nieder. Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar und streifte es nach hinten, so, daß die drei Sterne blutrot auf seiner bleichen Haut leuchteten.
    »Das hier.«
    Har machte eine kurze Handbewegung, die Ringe an seinen Fingern blitzten. Aia saß reglos da und hörte zu, die Augen nachdenklich.
    »Das Wellenspiel dieses gewaltigen Machtkampfes geht also von Hed aus«, sagte der König. »Wann erkanntet Ihr das das erste Mal?«
    Er dachte zurück. »In Ymris. Ich fand eine Harfe mit drei Sternen, die zu dem Sternenmal auf meinem Gesicht paßten. Keiner außer mir konnte sie spielen. Ich traf die Frau, mit der Heureu von Ymris verheiratet ist, und sie wollte mich aus keinem anderen Grund als um dieser drei Sterne willen töten. Sie sagte, sie wäre älter als das erste Rätsel, das jemals gestellt wurde.«
    »Wie trug es sich zu, daß Ihr nach Ymris kamt?«
    »Ich wollte die Krone von Aum nach Anuin bringen.«
    »Ymris«, stellte Har fest, »liegt in der entgegengesetzten Richtung.«
    »Har, Ihr müßt wissen, was geschehen ist. Selbst wenn alle Händler des Reiches mit der Krone von Aum auf dem Grund des Meeres versunken wären, würdet Ihr wahrscheinlich dennoch wissen, was geschehen ist.«
    »Ja, ich weiß, was geschehen ist«, antwortete Har ruhig. »Aber Euch kenne ich nicht. Seid geduldig mit mir, einem alten Mann, und beginnt am Anfang.«
    Morgon begann. Als er schließlich zum Ende seines Berichts kam, hatte sich der große Saal geleert. Nur der König, Aia, der Harfner, der leise die Saiten zupfte, und Hugin, der sich, den Kopf an den Knien des Königs, zu Füßen Hars niedergelassen hatte, waren noch auf. Die Fackeln waren heruntergebrannt; die Tiere seufzten im Schlaf.
    Als Morgon verstummte, stand Har auf und blickte lange Zeit schweigend ins Feuer. Morgon sah, wie seine Hände sich zu Fäusten ballten.
    »Suth...«:
    Hugins Gesicht wandte sich ihm zu beim Klang dieses Namens.
    »Weshalb sollte gerade er etwas wissen?« fragte Morgon müde. »Die Morgol meint, daß das Wissen um die Bedeutung der Sterne aus dem Geist der Zauberer ausgelöscht worden ist.«
    Langsam öffneten sich Hars Hände wieder. Er drehte sich um und

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