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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Laufsteg. Langsam ging sie hinauf, traf oben Bri und Tristan an, deren Blicke auf die blitzenden Speere in der Ferne gerichtet waren. Bri seufzte.
    »Das wird eine stille Reise, wenn plötzlich keine Pfeile mehr über das Deck sausen. Wir nehmen hier noch Vorräte auf und segeln dann direkt an Ymris vorbei nach Caithnard. Wobei wir«, fügte er grimmig hinzu, »einen möglichst weiten Bogen um Ymris schlagen. Lieber möchte ich dem König von Aum persönlich in die Augen sehen, als Astrin Ymris.«
    Sie sahen weder den einen noch den anderen auf der langen Fahrt nach Caithnard, nur hin und wieder ein Handelsschiff, das so vorsichtig wie sie selbst die unruhigen Gewässer vor Ymris mied. Manchmal kamen die Schiffe dicht an sie heran, um Nachrichten auszutauschen, denn das Gerücht von dem umherschweifenden Königsschiff aus An hatte sich von einem Ende des Reichs zum anderen verbreitet. Die Nachrichten waren immer die gleichen: Der Krieg in Ymris hatte sich bis nach Tor hinauf und in den Osten von Umber ausgedehnt; keiner wußte, wo Morgon war; keiner hatte irgend etwas von Mathom von An gehört; und dann noch eine bestürzende Neuigkeit aus Caithnard - die alte Schule der Rätselmeister hatte ihre Schüler fortgeschickt und ihre Tore geschlossen.
    Die lange Reise fand schließlich ihr Ende, als das müde Schiff von der trägen Nachmittagsflut in den Hafen von Caithnard hineingetragen wurde. Von den Docks flogen Rufe und Bemerkungen herüber, als die dunklen Segel schlaff wurden und in sich zusammenfielen, und Bri das Schiff zu seinem Anlegeplatz manövrierte.
    Bri überhörte geflissentlich die lauten Stimmen und sagte zu Rendel: »Wir haben ein kleines Leck; das muß geflickt werden, und wir müssen Vorräte aufnehmen, ehe wir nach Anuin weiterfahren. Das wird einen Tag oder vielleicht auch zwei dauern. Soll ich Euch Unterkunft in der Stadt suchen?«
    »Es spielt keine Rolle.« Mit einer Anstrenung sammelte sie ihre Gedanken. »Ja, bitte. Und ich brauche mein Pferd.«
    »Gut.« Tristan räusperte sich. »Ich brauche meines auch.«
    »Ach?« Er musterte sie. »Wozu? Willst du über das Wasser nach Hed reiten?«
    »Ich habe beschlossen, nicht nach Hed zu reisen.« Sie widerstand ruhig seinem skeptischen Blick. »Ich reite in diese Stadt - die Stadt der Zauberer. Lungold. Ich weiß, wo sie ist; ich habe auf Euren Karten nachgesehen. Die Straße führt direkt aus -«
    »Bei den Hauern von Hegdis-Tag, Kind, hast du auch nur einen Funken Vernunft im Leib?« explodierte Bri. »Das ist eine Reise von sechs Wochen, die durch Niemandsland führt. Nur dem Leck im Laderaum kannst du es danken, daß ich dich nicht direkt nach Tol gebracht habe. Lungold! Wenn Thod und Morgon dort zusammentreffen und der Gründer und weiß der Himmel wieviel Zauberer, die wie die Geister aus den Grabhügeln von Hel aus der Vergangenheit emporgetaucht sind, wird diese Stadt in Trümmer gehen wie ein wurmzerfressener Schiffsbauch.« »Das ist mir gleich. Ich -«
    »Du -«
    Sie brachen beide ab, als Tristans Blick plötzlich an Bri vorbeiglitt und sie einen Schritt nach rückwärts trat. Rendel drehte sich um. Ein junger Mann mit einem dunklen, müden, irgendwie bekannten Gesicht kam die Rampe herauf. Seine schlichte Kleidung, sein zaghaftes Näherkommen weckten eine Erinnerung in ihr. Seine Augen wanderten zu ihrem Gesicht, dann an ihr vorbei zu Tristan.
    Er blieb stehen, schloß die Augen und seufzte.
    »Tristan«, sagte er dann, »willst du nicht heimkommen, ehe Eliard aus Hed fortzieht, um dich zu suchen.«
    Der rebellische, trotzige Blick ihrer Augen trübte sich ein wenig.
    »Das würde er nie tun.«
    »Doch, er würde es tun. Er wird es tun. Ein Händler, der von Kraal herunterkam, sichtete dieses Schiff in Hlurle und sagte, du wärst auf der Fahrt nach Süden. Schon da war Eliard drauf und dran auszuziehen, aber - ich siegte in einem Ringkampf mit ihm, und er sagte, wenn ich ohne dich zurückkäme, würde er aus Hed fortreisen. Die Sorge sitzt ihm Tag und Nacht in den Knochen, und er ist so giftig wie ein gereizter Puter. Er ist ungenießbar, gleich ob er betrunken oder nüchtern ist.«
    »Ich wollte ja nach Hause kommen, aber -«
    Meister Cannon stellte sich breitbeinig aufs Deck.
    »Ich habe dich sehr höflich gebeten, und ich werde dich nochmals bitten. Aber das dritte Mal werd’ ich nicht mehr bitten.«
    Tristan hob herausfordernd den Kopf und starrte ihn an. Bri Corvett gestattete sich ein Lächeln höchster Befriedigung. Tristan

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