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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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in ihrem Geist wirbelte. »Ich führe die gesamte Wache aus Herun heraus und zur Ebene der Winde. Goh wird sie befehligen. Du hast selbst gesagt, du wolltest nie wieder einen Speer in die Hand nehmen, und ich war froh, daß du diese Entscheidung getroffen hattest. Es besteht keine Notwendigkeit für dich, in Ymris zu kämpfen; es besteht hingegen jede Notwendigkeit für dich, hierzubleiben.«
    »Für den Fall, daß du getötet werden solltest«, sagte Lyra scharf. »Ich verstehe nicht, weshalb du überhaupt dorthin willst, aber ich werde an deiner Seite reiten - «
    »Lyra - «
    »Mutter, das ist meine Entscheidung. Dir zu gehorchen, ist für mich nicht mehr Ehrensache. Ich werde tun, was ich beliebe, und es beliebt mir, mit dir zu reiten.«
    Die Finger der Morgol verkrampften sich um ihren Weinbecher. Sie schien selbst überrascht davon.
    »Nun«, entgegnete sie ruhig, »wenn du glaubst, in dieser Angelegenheit nach eigenem Belieben handeln zu können, so kann auch ich das tun. Du bleibst hier. So oder so.«
    Lyras Augen flackerten ein wenig.
    »Mutter«, protestierte sie unsicher.
    »Ja«, gab die Morgol zurück. »Und ich bin außerdem die Morgol. Herun schwebt in großer Gefahr. Wenn Ymris fällt, dann möchte ich, daß du hier bist, um das Land zu beschützen, soweit es in deiner Macht steht. Wenn wir beide in Ymris fielen, wäre das für Herun eine Katastrophe.«
    »Aber warum wollt Ihr überhaupt reisen?«
    »Weil Har sich nach Ymris begibt«, antwortete die Morgol ruhig, »und ebenso Danan und Mathom - die Landherrscher des Reiches, sie alle fühlen sich getrieben, in Ymris für das Überleben des Reiches zu kämpfen - , vielleicht treibt sie auch ein anderer, noch zwingenderer Grund. Im Herzen des Reiches liegt ein Gewirr von Rätseln verborgen; ich möchte es entwirrt sehen. Selbst unter Gefahr für mein Leben. Ich will endlich Lösungen.«
    Lyra schwieg. Die Gesichter von Mutter und Tochter waren im weißen Schein des Feuers beinahe nicht voneinander zu unterscheiden in ihrer feinen, ebenmäßigen Schönheit. Doch die goldenen Augen der Morgol verbargen ihre Gedanken, während Lyras Augen jedem Flackern von Feuer und Schmerz weit offen waren.
    »Der Harfner ist tot«, flüsterte sie. »Wenn das das Rätsel sein sollte, das du gelöst sehen möchtest.«
    Die Morgol senkte die Lider. Doch dann hob sie die Hand und berührte mit einer flüchtigen Bewegung Lyras Wange.
    »Es gibt noch andere ungelöste Fragen im Reich«, bemerkte sie, »und fast alle sind, glaube ich, wichtiger.« Doch ihre Brauen waren zusammengezogen wie von einem plötzlichen, unerklärlichen Schmerz. »Rätsel ohne Lösungen können schrecklich sein«, fügte sie nach einem Moment des Schweigens hinzu. »Aber es gibt einige, mit denen man leben kann. Andere. Yrth meint, daß das, was der Sternenträger auf der Ebene der Winde tun wird, für uns alle von lebenswichtiger Bedeutung sein wird.«
    »Und ist er der Meinung, daß auch du dort sein mußt? Wenn die Ebene der Winde von so entscheidender Bedeutung ist, wo ist dann der Erhabene? Warum ignoriert er den Sternenträger und das ganze Reich?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht kann Morgon - «
    Abrupt hob sie den Kopf und sah ihn ruhig im Schatten stehen, wo langsam seine eigenen Gedanken wieder in seinem Geist erwachten.
    Sie lächelte und streckte ihm willkommenheißend die Hand entgegen. Yrth drehte sich ein wenig und blickte, vielleicht durch ihre Augen, Morgon entgegen, als dieser sich langsamen Schrittes der Tafel näherte. Morgon sah ihn einen Moment lang auf seltsame „Weise, wie etwas, das den Nebeln und den Felsnadeln von Herun verwandt war, die sein Geist erkunden und verstehen konnte. Als er sich setzte, schien es, als wende der Zauberer sein Gesicht von ihm ab. Wortlos neigte Morgon den Kopf vor der Morgol.
    »Habt Ihr gefunden, was Ihr hier suchtet?« fragte sie.
    »Ja. Alles, was ich in mich aufnehmen konnte. Wie lange war ich fort?«
    »Beinahe zwei Wochen.«
    »Zwei.« Er formte das Wort lautlos. »So lange? Gibt es Neues?«
    »Sehr wenig. Es waren Händler aus Hlurle da, um alle Waffen, die wir entbehren können, nach Caerweddin zu bringen. Seit Tagen beobachte ich eine Nebelwolke, die sich von Osterland südwärts wälzt, und heute weiß ich endlich, was es ist.«
    »Eine Nebelwolke?« Er erinnerte sich, wie Har vor dem rotflackernden Licht des Feuers seine gezeichnete Hand geöffnet hatte. »Vesta? Bringt Har die Vesta nach Ymris?«
    »Hunderte. Sie ziehen im Schatten

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