Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
Vom Netzwerk:
meine Augen zu sehen. In ihr wohnt eine großartige, rastlose Kraft. Sie erinnert mich an jemanden, die Erinnerung eines Falken ist es.«
    Morgon streichelte die Krähe sachte, unsicher ob des Schweigens.
    »Sie wird es Euch sagen«, erklärte er schließlich, und der Ausdruck auf dem alten, stolzen Gesicht veränderte sich.
    »Hat sie Angst vor uns? Aus welchem denkbaren Grund? In Falkengestalt nahm ich Fleisch aus ihres Vaters nackter Hand.«
    »Ihr seid Talies«, sagte Morgon plötzlich, und der Zauberer nickte. »Der Geschichtskundige. In Caithnard habe ich gelesen, was Ihr über Hed geschrieben habt.«
    »Nun«, die scharfen Augen lächelten beinahe wieder, »ich habe das vor vielen Jahrhunderten geschrieben. Zweifellos hat Hed sich seitdem verändert, wenn es neben Ackergäulen und Bier den Sternenträger hervorbringen kann.«
    »Nein. Wenn Ihr zurückkehrtet, würdet Ihr es wiedererkennen.« Die Toten von An fielen ihm ein, und seine Stimme gehorchte ihm nicht mehr ganz. Er wandte sich dem Zauberer zu, der wie ein Krieger aus Ymris gebaut war. »Und Ihr seid Aloil. Der Poet. Ihr habt Liebeslieder für - « Wieder versagte ihm die Stimme, diesmal vor Verlegenheit.
    Doch Nun lächelte. »Man stelle sich vor, daß jemand sich dessen nach tausend Jahren und mehr noch erinnert. Ihr wurdet gut gebildet in dieser Schule.«
    »Die Schriften der Zauberer von Lungold - jene, die nicht hier zerstört wurden - bildeten die Grundlage der Rätselkunst.« Er verspürte eine plötzliche Frage in Aloils Geist und fügte hinzu: »Ein Teil Eures Werks ist in Caithnard, der Rest in der Bibliothek des Königs in Caerweddin. Astrin Ymris besaß den größten Teil Eurer Lieder und Gedichte.«
    »Lieder und Gedichte.« Der Zauberer fuhr sich mit knorriger Hand durch das Haar. »Sie hätten hier zerstört werden sollen. Mehr waren sie kaum wert. Ihr kommt hierher und bringt uns Erinnerungen aus einem Reich, das wir als Lebendige nie wiedersehen werden. Wir sind hierhergekommen, um Ghisteslohm zu töten oder zu sterben.«
    »Ich nicht«, entgegnete Morgon leise. »Ich bin hergekommen, um dem Gründer Fragen zu stellen.«
    Der nach innen gewandte Blick des Zauberers schien sich loszureißen von den Bildern der Erinnerung und wandte sich ihm zu.
    »Fragen!«
    »Das ist doch angemessen«, sagte Nun beschwichtigend. »Er ist ein Rätselmeister.«
    »Was hat die Rätselkunst mit alledem zu tun?«
    »Nun.«
    Ihre Zähne bissen wieder auf die Pfeife, und sie paffte einen Strom kleiner, hastig emporschießender Wölkchen in die Luft, ohne zu antworten.
    »Besitzt Ihr die Kraft?« fragte Iff, den Sinn auf das Praktische gerichtet.
    »Ihn zu töten? Ja. Um seinen Geist in Besitz zu nehmen und ihm all das Wissen zu entreißen, das ich brauche - ich weiß es nicht. Ich werde die Kraft finden. Tot hilft er mir nichts. Aber ich kann nicht gleichzeitig gegen die Gestaltwandler kämpfen. Und ich bin mir nicht sicher, wieviel Macht sie besitzen.«
    »Ich muß sagen, Ihr kompliziert die Dinge«, murmelte Nun. »Wir sind in so simpler Absicht hierhergekommen.«
    »Ich brauche Euch lebendig.«
    »Nun, es ist angenehm, gebraucht zu werden. Seht Euch um.« Das Licht des Feuers schien ihrer Hand zu folgen, als sie eine ausholende Bewegung machte. »Vor sieben Jahrhunderten haben hier neunundzwanzig Zauberer und über zweihundert Männer und Frauen mit großer Begabung studiert. Und von diesen begraben wir jetzt zweihundertvierundzwanzig. Zweihundertdreiundzwanzig, wenn wir Suth nicht zählen. Und Ihr wißt ja, wie er gestorben ist. Ihr seid durch dieses Haus gewandert. Es ist eine einzige große Totengruft der Zauberkunst. Noch immer wohnt Kraft in den ausgebleichten Gebeinen; das ist der Grund, weshalb wir sie begraben. In den kommenden Jahrhunderten sollen nicht kleine Hexen und Hexer des Reiches hier zusammenströmen, um nach Knochen und Knöchelchen zu suchen, die ihren Zaubersprüchen bindende Kraft geben. Die Toten von Lungold verdienen Frieden. Ich weiß, daß Ihr Ghisteslohm A Macht gebrochen habt, um uns zu befreien. Doch als Ihr an seiner Statt diesen Harfner verfolgtet, gabt Ihr ihm Zeit, seine Macht zu erneuern. Seid Ihr jetzt so sicher, daß Ihr eine zweite Zerstörung verhindern könnt?«
    »Nein. Ich weiß nichts mit Sicherheit. Nicht einmal meinen eigenen Namen, deshalb wandere ich von Rätsel zu Rätsel. Ghisteslohm erbaute und zerstörte Lungold wegen dieser Sterne.« Er strich sein Haar zurück. »Sie trieben mich aus Hed fort und in seine

Weitere Kostenlose Bücher