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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Geist in sich das Gewirr seiner Gänge und Tunnel barg, all seinen Frieden und all seine Macht. Noch einmal glitten seine Gedanken langsam durch die Tür, bis er das Herz des Steines berührte, Danans Geist fand, der in dieses winzige Bruchstück des Berges eingebunden war. Er ließ sein Gehirn Stein werden, uralt und schwer von Erz und Edelsteinen. Er trank alles Wissen, das der Stein barg, in sich hinein, das Wissen um seine große Kraft, seine geheimsten Farben, seine verwundbarste Stelle, wo er ihn mit einem Gedanken hätte zertrümmern können. Das Wissen wurde eine Bindung, ein Teil seiner selbst, der tief in seinem eigenen Geist verankert war. Als er dann im Inneren des Steines Aforschte, fand er wieder das wortlose Wissen, das Gesetz, das König an Stein band, den Landherrscher an den winzigsten Teil seines Königreichs. Er umschlang dieses Wissen, brach es, und der Stein barg keinen anderen Namen als seinen eigenen.
    Er ließ sein Wissen um die Bindung in eine finstere Höhle tief in seinem Geist versinken. Langsam richtete er sich auf, schwitzend in der kühlen Luft. Seine Fackel war ausgegangen; er berührte sie, entzündete sie von neuem. Als er sich umdrehte, sah er Danan vor sich, so massig und still wie der Berg, die Züge ausdruckslos wie Felsgestein.
    Unwillkürlich spannten sich Morgons Muskeln. Die Frage durchzuckte ihn, ob es eine Sprache gab, das zu erklären, was er getan hatte, ehe die schwerfällige Urkraft von Danans Zorn Steine aus ihrem Schlaf erweckte, ihn neben der Gruft der toten Kinder zu begraben. Dann sah er, wie die schwere Faust des Königs sich löste.
    »Morgon.« Seine Stimme war voller Erstaunen. »Ihr wart es also, der mich hier heruntergezogen hat. Was tut Ihr?«
    Als Morgon ihm nicht antworten konnte, legte er ihm sanft die Hand auf den Arm.
    »Ihr habt Angst. Was tut Ihr, daß Ihr mich fürchten müßt?«
    Morgon fühlte sich so leer und schwer wie ein Stein.
    »Ich lerne Euer Landrecht.« Er lehnte sich an die feuchte Wand und hob Danan sein Gesicht entgegen, offen und ungeschützt.
    »Woher habt Ihr solche Macht? Von Ghisteslohm?«
    »Nein.« Er wiederholte das Wort leidenschaftlich. »Nein. Eher würde ich sterben, als Euch das anzutun. Nie wieder werde ich in Euren Geist eindringen - «
    »Ihr seid in ihm. Isig ist mein Herz - «
    »Ich werde Eure Bindungen nicht wieder zerreißen. Ich schwöre es. Ich werde ganz einfach meine eigenen bilden.«
    »Aber warum? Was wollt Ihr mit solchem Wissen um Bäume und Steine?«
    »Macht. Danan, die Gestaltwandler sind Erdherren. Ich kann nicht hoffen, gegen sie zu siegen, wenn ich nicht - «
    Die Finger des Königs klammerten sich wie die Wurzeln eines Baumes um sein Handgelenk.
    »Nein«, sagte er, wie Ghisteslohm gesagt hatte, als er sich der gleichen Erkenntnis gegenübergesehen hatte. »Morgon, das ist
    nicht möglich.«
    »Danan«, flüsterte er, »ich habe ihre Stimmen gehört. Die Sprachen, die sie sprachen. Ich habe die Kräfte gesehen, die hinter ihren Augen eingesperrt liegen. Es ist möglich.«
    Danans Hand glitt von seinem Arm. Langsam, schwerfällig ließ sich der König auf einen Haufen gesplitterter Felsbrocken sinken. Morgon, der auf ihn hinunterblickte, fragte sich plötzlich, wie alt er war. Seine Hände, die schwielig waren von Jahrhunderten harter Arbeit in den Steinen, machten eine ratlose Bewegung.
    »Was wollen sie?«
    »Den Erhabenen.«
    Danan starrte ihn an.
    »Sie werden uns vernichten.« Wieder griff seine Hand nach Morgon. »Und Euch. Was wollen sie von Euch?«
    »Ich bin ihr Bindeglied zum Erhabenen. Ich weiß nicht, wie ich an ihn gebunden bin oder warum - ich weiß nur, daß ich seinetwegen aus meinem eigenen Land vertrieben wurde, daß ich seinetwegen mit Gewalt und unter Qualen in die Macht hineingetrieben wurde, bis ich jetzt selbst die Macht an mich reiße. Die Kräfte der Erdherren scheinen durch irgend etwas gefesselt zu sein. Vielleicht hat der Erhabene ihnen diese Fesseln angelegt, vielleicht ist das der Grund, weshalb sie ihn so verzweifelt suchen. Wenn es ihnen gelingt, ihn zu finden, dann werden die Kräfte, die sie gegen ihn freisetzen, uns vielleicht alle vernichten. Mag sein, daß er auf ewig in seinem Schweigen erstarrt bleibt; es fällt mir schwer, mein Leben und Euer aller Vertrauen für jemanden aufs Spiel zu setzen, der niemals spricht. Doch wenigstens werde ich, wenn ich für ihn kämpfe, auch für Euch kämpfen.« Er machte eine Pause, den Blick auf die Lichtflecken gerichtet, die

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