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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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weiß nicht, was ich tun soll. Er besitzt größere Kräfte als jeder andere in diesem Reich. Ihr habt das geistige Band gespürt, das mich fesselt - «
    »Er hat Euren Geist immer in seiner Gewalt gehabt.«
    »Ich weiß. Und ich kann mich nicht gegen ihn wehren. Ich kann einfach nicht. Ihr habt gesehen, wie er mich auf der Handelsstraße zu sich zog. Mit nichts. Mit einer Harfe, auf der er kaum spielen konnte. Und ich ging zu ihm. In Anuin brachte ich es nicht über mich, ihn zu töten. Ich wollte es nicht einmal.
    Mehr als alles andere verlangte mich nach einem Grund, ihn nicht töten zu müssen. Und er gab mir einen. Ich glaubte, er wäre auf ewig aus meinem Leben verschwunden, da ich ihm im ganzen Reich keinen Ort gelassen hatte, wo er seine Harfe spielen konnte. Aber ich hatte ihm doch einen Ort gelassen. Er spielte für mich. Er verriet mich aufs neue, und ich sah ihn sterben. Aber er starb nicht. Er ersetzte nur eine Maske durch eine andere. Er machte das Schwert, mit dem ich ihn beinahe getötet hätte. Er lieferte mich Ghisteslohm aus und rettete mich am selben Tag vor den Erdherren. Ich verstehe ihn nicht. Ich kann ihn nicht herausfordern. Ich habe keinen Beweis, und er würde sich aus jeder Beschuldigung oder Anklage herauswinden. Die Macht, die er besitzt, macht mir angst. Ich weiß nicht, was er ist. Er gibt mir Schweigen, das wie das Schweigen der Bäume ist.«
    Seine Stimme verklang. Er merkte, daß er auf Hars Schweigen lauschte.
    Er hob den Kopf. Der König starrte noch immer ins Feuer, doch es schien Morgon, daß er es aus tiefer Vergangenheit heraus betrachtete. Er war sehr still; er schien kaum zu atmen. Sein Gesicht wirkte härter, als Morgon es je gesehen hatte, als wären seine Züge von den eisigen, erbarmungslosen Winden gemeißelt, die seinem Land das Gesicht gaben.
    »Morgon«, flüsterte er. »Seid vorsichtig.«
    Er war keine Warnung, sondern eine flehentliche Bitte.
    Der König ging in die Hocke, umfaßte sehr behutsam Morgons Schultern, so als legte er seine Hände auf etwas, das bisher nicht greifbar gewesen war und sich ihm entzogen hatte, jetzt aber unter seinen Händen Gestalt anzunehmen begann.
    »Har?«
    Der König nahm seine Frage nicht an. Durchdringend sah er Morgon an, blickte durch ihn hindurch in das Herz seiner Verwirrung.
    »Laßt den Harfner sich selbst zu erkennen geben. «

Kap. 13
     
    Das war das einzige, was der Wolfskönig ihm sagte. Doch etwas anderes verbarg sich hinter seinen Augen, wovon er nicht sprach. Morgon spürte es, und auch Yrth, der an dem Abend, ehe sie Yrye verließen, fragte: »Har, was denkt Ihr? Ich höre etwas unter all Euren Worten.«
    Sie saßen am Feuer. Die Winde heulten pfeifend über das Dach, rissen Rauchfetzen durch den Abzug. Durch flackernde Flammen blickte Har den Zauberer an. Sein Gesicht trug noch immer einen harten Abglanz dessen, was er gesehen hatte. Doch seine Stimme hatte den vertrauten Klang rauher Zuneigung, als er mit dem Zauberer sprach.
    »Es ist nichts, was Euch kümmern müßte.«
    »Wie kommt es, daß ich das nicht glauben kann?« murmelte Yrth. »Hier in diesem Saal, wo Ihr Euch jahrhundertelang mit Rätseln Euren Weg zur Wahrheit gebahnt habt?«
    »Vertraut mir«, gab Har zurück.
    Die Augen des Zauberers, blind und geheimnisvoll, wandten sich ihm zu.
    »Ihr reist nach Ymris.«
    »Nein!« rief Morgon scharf.
    Er hatte es aufgegeben, sich gegen Yrth aufzulehnen; er verhielt sich vorsichtig in der Gegenwart des Zauberers, als hätte er es mit einem mächtigen, unberechenbaren Tier zu tun. Doch die Worte des Zauberers, die dem Tonfall nach halb eine Feststellung einer Tatsache, halb ein Befehl zu sein schienen, trieben ihn zum Protest.
    »Har, was könnt Ihr denn in Ymris ausrichten? Ihr werdet höchstens getötet werden!«
    »Ich habe nicht die geringste Absicht«, entgegnete Har, »in Ymris zu sterben.«
    Er hielt eine Hand geöffnet ans Feuer, so daß die halb verblichenen Male seiner Macht und seiner geistigen Kraft zu sehen waren; die wortlose Geste traf Morgon tief.
    »Was habt Ihr dann für Absichten?«
    »Ich gebe Antwort für Antwort.«
    »Har, dies ist kein Spiel!«
    »Nein? Was befindet sich auf der Spitze des Turmes der Winde?«
    »Ich weiß es nicht. Wenn ich es weiß, dann komme ich hierher zurück und sage es Euch. Wenn Ihr geduldig sein wollt.«
    »Ich bin mit meiner Geduld am Ende«, erwiderte Har. Er stand auf und wanderte rastlos auf und nieder; seine Schritte führten ihn zum Stuhl des Zauberers. Er hob

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