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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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zwei kleine Scheite Holz auf und kniete nieder, sie ins Feuer zu legen. »Wenn Ihr sterbt«, sagte er, »dann wird es wohl kaum von Wichtigkeit sein, wo ich bin. Richtig?«
    Morgon schwieg. Yrth beugte sich vor, stützte eine Hand auf Hars Schulter, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und fing einen glühenden Span ein, der ihnen über den Boden entgegenrollte. Er warf ihn wieder ins Feuer.
    »Es wird schwierig werden, zum Turm der Winde vorzustoßen. Aber ich glaube, Astrins Heer wird es uns ermöglichen.«
    Er ließ Har los und wischte sich Asche von den Händen. Der König stand auf. Morgon, der sein grimmiges Gesicht betrachtete, schluckte alle Widerreden hinunter, bis nichts mehr in seinem Geist war als eine grimmige, geheime Entschlossenheit.
    Beim Morgengrauen am folgenden Tag bot er Har Lebewohl; und die drei Krähen brachen zu der langen Reise nach Süden auf, die sie nach Herun, ins Reich der Morgol, führen sollte. Die Luft war grau und schwer von Regen. Der Zauberer führte sie mit erstaunlicher Kundigkeit über das eintönige, flache Weideland von Osterland und die Wälder an den Ufern der Öse. Erst nachdem sie den Winter überquert hatten und das weite Niemandsland zwischen Osterland und Ymris sich vor ihnen dehnte, wechselten sie wieder die Gestalt.
    Am Abend des dritten Tages ihrer Reise versiegte der Regen endlich, und in nahezu stummem Einverständnis ließen sie sich zur Erde herabfallen, um in ihrer natürlichen Gestalt Rast zu machen.
    »Wie«, fragte Morgon Yrth, noch ehe der Zauberer einen
    Haufen regennassen Holzes zu Feuer angefacht hatte, »in Hels Namen, könnt Ihr uns auf diese Weise führen? Ihr habt uns in gerader Linie zum Winter gelotst. Und wie seid Ihr innerhalb von zwei Tagen von Isig nach Hed und wieder zurück gekommen?«
    Yrth wandte seine Augen Morgons Stimme zu. Als die Flammen am Holz emporzüngelten, leckten sie an seinen Händen, und er wich zurück.
    »Instinkt«, erwiderte er. »Ihr denkt zuviel beim Fliegen.«
    »Vielleicht.«
    Er ließ sich am Feuer niedersinken. Rendel sog tief die feuchte, nach Fichten duftende Luft ein und blickte sehnsüchtig zum Fluß.
    »Morgon, kannst du nicht einen Fisch fangen? Ich bin so hungrig, und ich will mich nicht erst wieder in eine Krähe verwandeln, um zu essen - ich weiß nicht einmal genau, was Krähen eigentlich fressen. Wenn du uns einen Fisch fängst, dann suche ich ein paar Pilze.«
    »Ich rieche Äpfel«, verkündete Yrth und stand auf, dem Geruch nachzugehen. Morgon blickte ihm mit leichter Ungläubigkeit nach.
    »Ich rieche keine Äpfel«, murmelte er. »Und ich denke kaum, wenn ich fliege.« Auch er stand auf, beugte sich nieder, um Rendel zu küssen. »Riechst du Äpfel?«
    »Ich rieche Fisch. Und Reh. Morgon.« Sie drückte plötzlich ihren Arm auf seine Schulter, so daß er sich nicht aufrichten konnte. Er sah, daß sie nach Worten suchte.
    »Was ist?«
    »Ach, ich weiß auch nicht.« Sie strich sich mit der freien Hand über das Haar. In ihren Augen lag eine tiefe Verwirrung. »Er bewegt sich über die Erde wie ein Herr. «
    »Ich weiß.«
    »Ich möchte ihm so gern - ich möchte ihm so gern vertrauen. Bis mir einfällt, wie weh er dir getan hat. Dann bekomme ich Angst vor ihm und vor dem Weg, den er uns führt, und vor seiner Geschicklichkeit. Aber ich vergesse meine Angst zu leicht.« Ihre Finger zupften zerstreut in seinem feuchten Haar. »Morgon.«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht.« Mit einer heftigen Bewegung sprang sie auf, ungeduldig mit sich selbst. »Ich weiß überhaupt nicht, was ich denke.«
    Sie lief über die Lichtung zu einem Stand bleicher Pilze, während Morgon zum breiten Fluß hinunterschritt. Er watete in das seichte Wasser und stand so still wie ein alter Baumstumpf, während er nach Fischen Ausschau hielt und sich bemühte, nicht zu denken. Zweimal bespritzte er sich über und über mit Wasser, während die Forellen, die er fangen wollte, ihm zwischen den Fingern hindurchschlüpften. Schließlich machte er seinen Geist zu einem Schleier aus Grau, der das Wasser und den Himmel spiegelte, und begann zu denken wie ein Fisch.
    Er fing drei Forellen und nahm sie, da er kein anderes Gerät hatte, ungeschickt mit seinem Schwert aus. Als er sie zum Feuer zurücktrug, hatten sich auch Yrth und Rendel wieder eingefunden und blickten ihm entgegen. Rendel lächelte. Der Gesichtsausdruck des Zauberers war unergründlich. Morgon gesellte sich zu ihnen. Er legte die Fische auf einen flachen Stein und säuberte

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