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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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sprachen miteinander in schrillen Stimmen; der dritte, der sie hörte, blieb stumm. In Falkengestalt machten sie Jagd; schliefen und erwachten und blickten mit klaren, wilden Augen zur Sonne auf. Wenn es regnete, flogen sie als Krähen, kämpften sich mit stetigem Flügelschlag durch den strömenden Regen. Endlos trieben die Bäume unter ihnen dahin; es war, als flögen sie wieder und wieder über dasselbe Gelände. Doch während Regen auf sie hinunterprasselte und wieder versiegte, während die Sonne geisterhaft bleich durch die Wolken spähte, verdichtete sich ein bläulicher Schleier vor ihnen am Horizont langsam zu einer fernen Kette von Hügeln. Für ein paar Augenblicke kam unversehens die Sonne hervor, ehe sie in Nacht versank. Lichtstrahlen fielen über das weite Land, spiegelten sich in den silbernen Bändern von Flüssen und funkelten auf Seen, die wie kleine Münzen auf der grünen Erde lagen. Die Falken flogen müde, in einer gestaffelten Linie, die sich über eine halbe Meile erstreckte. Der zweite, verzaubert, wie es schien, vom Licht, schoß plötzlich aufwärts, mitten in die Sonne hinein und jagte dann in geradem, überschwenglichem Flug durch Licht und Schatten ihrem Ziel zu. Sein Überschwang riß Morgon aus seinem eintönigen Rhythmus. Er flog schneller, schoß vorbei an dem führenden Falken, um den dunklen Blitz einzuholen, der durch die Himmel raste. Er hatte nicht gewußt, daß Rendel so schnell fliegen konnte. Auf den Strömungen des Nordwindes jagte er dahin, doch noch immer hielt der Falke seinen Abstand. Mit aller Kraft setzte er ihm nach, bis er das Gefühl hatte, seine Gestalt hinter sich gelassen zu haben und nur noch Geschwindigkeit zu sein, die auf einer Welle von Licht durch die Luft getragen wurde. Langsam näherte er sich dem Falken und sah die Spannweite seiner Schwingen und erkannte, daß es Yrth war.
    Er behielt seine Geschwindigkeit bei, getrieben von dem Verlangen, den Falken in der ganzen stolzen Herrlichkeit seiner Macht und seiner Kraft einzuholen und zu übertrumpfen. Er warf alle seine Energien in seinen pfeilschnellen Flug, und ihm war, als pfeife der Wind durch ihn hindurch. Die Wälder wogten wie ein Meer unter ihm. Schnabellänge um Schnabellänge schloß er zu dem anderen Falken auf, bis er wie sein Schatten im goldenen Licht hinter ihm herflog. Und dann war er neben ihm, hielt seine Geschwindigkeit, während seine Schwingen seinem Rhythmus folgten. Er konnte ihn nicht überholen. Er raste durch Luft und Licht, bis er selbst sein wütendes Verlangen abwerfen mußte wie Ballast, um seine Geschwindigkeit zu halten. Der Falke ließ ihn nicht vorbei, doch er trieb ihn zu immer schnellerem Flug an, bis all seine Gedanken und ein Schatten über seinem Herzen von ihm abgestreift wurden und er das Gefühl hatte, daß er im Wind verbrennen müßte, wenn er noch einen Herzschlag schneller flog.
    Er stieß einen Schrei aus, als er von der Seite des Falken wich und abwärts glitt, den sanften Hügelketten unter sich entgegen. Er konnte kaum noch seine Schwingen bewegen; er ließ sich von den Luftströmungen abwärts tragen, bis er die Erde berührte. Dort wechselte er die Gestalt. Das hohe Gras fing ihn auf. Mit ausgestreckten Armen blieb er liegen, die Hände in die
    Erde gekrallt, bis das schreckliche Dröhnen seines Herzens nachließ und er wieder Luft statt Feuer zu atmen begann. Langsam rollte er sich auf den Rücken und stand auf. Der Falke schwebte über ihm. Reglos betrachtete er ihn, bis das wilde Gefühl seiner eigenen Kraft wieder über ihn hereinbrach. Sehnsüchtig hob sich seine Hand dem Falken entgegen. Wie ein Stein fiel der Vogel zu ihm hinunter. Er ließ ihn kommen. Er landete auf seiner Schulter, blieb dort sitzen, die blinden Augen verhüllt. Er war noch immer in seiner grimmigen Umklammerung, in seiner Macht und in seinem Stolz gefangen.
    Drei Falken schliefen in dieser Nacht in den Hügeln von Herun. Drei Krähen flogen beim Morgengrauen nach Westen, über Dörfer und steiniges Weideland, wo wirbelnde Winde hier und dort einen knorrigen Baum oder eine einsame Felsspitze enthüllten. Die Dunstschleier verschmolzen zu sanftem Regen, der sie bis nach Kronstadt begleitete.
    Die Morgol, deren Augen sonst alles sahen, hatte sie nicht kommen sehen. Doch der Zauberer Iff stand in geduldiger Erwartung im Hof, und die Morgol gesellte sich dort zu ihm. Neugierig blickte sie auf die drei schwarzen, regennassen Vögel, die vor ihrem Haus landeten. Und die Neugier

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