Erfindergeist
Pressesprecher hatte sie mit Getränken und Essen versorgt.
Dietmar Becker saß nervös auf einem Besucherstuhl.
»Der Park schließt zwar erst in einer halben Stunde, aber mit dem Fahrdienstleiter der Burg Falkenstein habe ich vereinbart, dass die letzte Fahrt heute bereits um 17:30 Uhr stattfindet. Das war vor fünf Minuten. Wir können uns also langsam auf den Weg machen.
So, als würden wir drei nur rein zufällig den Wirtschaftsweg nehmen, schlenderten wir in Richtung Burg. Ein letzter prüfender Blick und wir verschwanden in ihrem Innern. Becker war ebenso verblüfft, wie ich es gestern gewesen war, als Herr Schleicher den Pfeil des Bogenschützen nach oben geschoben und damit den Zugang zur Wendeltreppe offen gelegt hatte.
Jacques war wieder der Alte, inklusive seines grauen Kittels und seiner Einsteinfrisur. »Da seid ihr ja endlich«, begrüßte er uns.
»Nur nicht so ungeduldig«, grüßte ich zurück. »Dein Labor liegt schließlich nicht an der Autobahnabfahrt.«
»Kommt mit, ich zeig euch alles!« Mein Freund konnte es gar nicht erwarten. Er winkte uns in den zweiten Teil des Labors. Hinter der Tür befand sich, wie ich vermutet hatte, eine Campingliege und eine Toilette mit Waschgelegenheit. In einer Ecke stand ein kleiner Schreibtisch und an der Wand hingen fünf Flachbildschirme. Sie zeigten verschiedene Örtlichkeiten der Burg Falkenstein. Manche Aufnahmen waren allerdings etwas lichtschwach. Ich vermutete, dass sie von einer Infrarotkamera stammten.
»Werft einmal einen Blick auf diese Box.« Er deutete auf den Schreibtisch, auf dem ein Blechkasten in Schuhkartongröße stand und aus dem ein ganzer Strang Drähte herausschaute. »Seid bitte vorsichtig, ich habe alles nur provisorisch verdrahtet. Nicht, dass noch jemand einen Stromschlag bekommt. Mit den Schaltern eins bis zehn könnt ihr die Kameras auswählen. Man kann auf den Monitoren jeweils fünf Aufnahmen gleichzeitig sehen. Dort neben dem Steuergerät liegt eine Liste mit den verschiedenen Kamera-Positionen. Damit kann man alle Zugänge inklusive der Wendeltreppe überwachen. Überraschungen dürften damit ausgeschlossen sein.«
Herr Schleicher unterbrach den Erfinder. »Wir schlagen vor, dass Herr Becker und ich in diesem Raum bleiben, um die Steuerung der Kameras zu bedienen. Im Labor sollten besser nur zwei Personen sein. Sie, Herr Palzki, und Jacques natürlich. Mehr Leute wären nur verdächtig.«
»Ganz recht, Werner. Pass also gut auf. Die Kamerabilder werden zusätzlich per Funk in den Raum, in dem sich die Polizeibeamten befinden, übertragen. Sie greifen erst ein, wenn jemand auf diesen roten Alarmknopf drückt.«
»Und wofür sind diese verschiedenfarbigen Schalter?«, fragte ich der Vollständigkeit halber nach.
»Mit dem linken können, so, wie wir es besprochen haben, sämtliche Türen gleichzeitig geschlossen werden. Und mit dem rechten Schalter startet die Überraschung. Ein zweites Mal umlegen und sie wird gestoppt. Ich habe zur Sicherheit noch eine Notabschaltung eingebaut. Wir wollen ja schließlich niemanden umbringen.«
»Nein, wir nicht«, antwortete ich mit leichtem Unbehagen.
Mit einem Blick auf seine Uhr beendete Jacques seine Erklärungen: »Ich denke, wir haben alles besprochen, jetzt können wir noch ein wenig verschnaufen.«
Doch das war uns nicht vergönnt. Im gleichen Moment fing ein Warnlicht an zu blinken. Jacques legte einen der Schalter um und auf dem Monitor erschienen zwei arabisch anmutende Gestalten, die eben den Technikraum der Burg betraten.
»Der Geheimdienst scheint es ja eilig zu haben. Die sind viel zu früh dran. Zum Glück haben wir bereits alles Notwendige veranlasst. Lasst uns unsere Plätze einnehmen. Viel Glück allerseits.«
Zusammen mit Jacques lief ich in den vorderen Teil des Labors.
Mein Freund stellte sich mit einer Gelassenheit an seinen Pseudo-Versuchsaufbau, die mich verblüffte. Mir dagegen schlug das Herz bis zum Hals. Wir mussten zum Glück nicht lange warten, bis die Tür aufging. Amal Al-Morany und sein Kollege betraten das Labor und starrten mich an.
»Guten Abend, Herr Palzki«, begrüßte Al-Morany mich nach einer Schrecksekunde überaus freundlich. »Sie hätten wir hier nicht erwartet. Doch nachdem wir herausgefunden haben, dass Ihr Freund noch lebt …«
Er wandte sich an Jacques und mir fiel auf, dass weder er noch sein stummer Kollege eine Waffe in der Hand hielten.
»Es freut uns, dass Sie noch am Leben sind. Und das meine ich ernst. Immerhin wollen
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