Erfindergeist
wir mit Ihnen noch ein paar Geschäfte abwickeln, die ganz bestimmt von Interesse für Sie sind.«
»Mit Mördern verhandele ich nicht«, antwortete Jacques und betätigte einen Schalter seines Versuchsaufbaus. Eine rote Flüssigkeit fing an zu blubbern.
»Mörder? Wir? Ich glaube, ich höre nicht richtig. Ich versichere Ihnen, wir sind nicht im Auftrag unseres Königs nach Deutschland gereist, um zu morden. Durchsuchen Sie uns ruhig.« Er öffnete mit beiden Händen demonstrativ sein Jackett.
In der Tat, es waren keine Waffen zu sehen. Dennoch hatte das nicht allzu viel zu bedeuten; er konnte sie schließlich am Körper versteckt haben. Ich ging auf Al-Morany zu und tastete ihn nach Polizeimanier ab. Dabei ging ich so sorgfältig vor, dass ich Waffen in normaler Größe mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit entdecken musste. Auch sein Kollege öffnete bereitwillig das Jackett. Fehlanzeige, musste ich mir nach einer knappen Minute eingestehen. Gleichzeitig war mir klar, dass ich keine Ahnung hatte, welche Waffen in welcher Größe ein Geheimdienstmitarbeiter unauffällig bei sich tragen konnte.
»Das überzeugt uns nicht«, entgegnete ich ihm. »Sie waren auf der Suche nach diesem Labor, nun haben Sie es gefunden. Deshalb mussten drei Menschen sterben! Hat der Liliputaner Sie bei Ihrer Recherche behindert?«
Die beiden lachten. »Herr Palzki, selbstverständlich stehen wir Ihnen für eine nähere Untersuchung gerne zur Verfügung. Nehmen Sie uns, wenn es sein muss, vorübergehend fest. Ich versichere Ihnen, wir haben mit diesen Ereignissen nicht das Geringste zu tun. Im Gegenteil, diese drei Morde haben uns ebenfalls sehr verunsichert. Offensichtlich müssen weitere Personen etwas gegen die Erfindung einzuwenden haben.«
Im Hintergrund knackte es plötzlich. Al-Morany und sein Kollege drehten sich blitzartig herum. Dass sie auch jetzt keine Waffen zogen, unterstrich Al-Moranys Behauptung, sie seien unbewaffnet. In der Tür standen Pawlow und Petrow. Die beiden hatten Pistolen in ihren Händen.
»Wir stören Ihre Versammlung nur ungern«, begann Igor Pawlow. »Ein kleiner Vogel hat uns zugezwitschert, dass wir bei Ihnen etwas finden werden, wonach wir schon lange suchen. Los, Fjodor, tu deine Arbeit.«
Fjodor Petrow tastete die Geheimdienstler ab, ohne etwas zu finden. Danach waren Jacques und ich an der Reihe. Auch wir waren selbstverständlich unbewaffnet.
»Sie waren ganz schön unvorsichtig«, sprach Pawlow nun den Araber an. »Wir haben Sie observiert, Al-Morany, selbst heute Abend. Ja, da staunen Sie: Wir kennen sogar Ihren Namen. Mit Ihrem kleinen Geheimdienst können Sie uns Russen, mit unserem über Jahrzehnte gewachsenen Netzwerk bei Weitem nicht das Wasser reichen. Selbst wenn Ihr König nur laut gähnt, kriegen wir das sofort mit. Und doch wollen wir im Prinzip alle das Gleiche.«
Pawlow stellte sich vor den imposant wirkenden Versuchsaufbau und schlug mit dem Griff seiner Pistole wahllos auf die Apparatur ein. Ich konnte mir trotz dieser gefährlichen Situation ein Grinsen kaum verkneifen. Jacques hatte dafür gesorgt, dass aus den verschiedenen Röhrchen bunte Nebelschwaden aufstiegen. Mit Ausnahme von Pawlow traten wir alle erschrocken ein paar Schritte zurück.
»Das haben Sie prima gemacht«, lobte ich ihn, mit Blick auf den Scherbenhaufen. »Sie haben damit einige Erfahrung. Der Einbruch in der Halle ging sicherlich ebenfalls auf Ihr Konto? Warum sind Sie in Jacques’ Wohnhaus eigentlich so behutsam vorgegangen?«
»Manchmal kann ich mein Temperament nicht zügeln, Herr Kommissar. Es macht mir bisweilen richtig Spaß, den Zerstörer zu spielen. In Schifferstadt mussten wir wegen der Nachbarschaft ein bisschen vorsichtiger sein. Leider fanden wir nicht das, was wir suchten.«
»Die Pläne, nicht wahr? Diese Unterlagen haben Sie bei Ihrem Einbruch bei dem Notar in Oggersheim auch gesucht.«
Igor Pawlow nickte. Sie hatten inzwischen wieder die Waffen auf uns gerichtet. »Genau deswegen sind wir hier. Also, darf ich bitten?«
Jacques wusste, dass nun sein Einsatz begonnen hatte. »Die gibt es nicht mehr. Ich habe alles verbrannt. Meine Erfindung wird niemandem in die Hände fallen.«
»Das sollen wir Ihnen glauben? Davon abgesehen wollen wir selbstverständlich ebenfalls nicht, dass Ihre Erfindung in die falschen Hände gerät.«
»Sie sind wie die Leute vom GID , auch die wollen alles für sich haben.«
»Ich glaube, Sie verstehen nicht!«, brüllte Pawlow. »Wir wollen Ihre
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