Erfindung der Violet Adams
kontrolliert. Und deshalb genieße ich es. Ich denke, ich habe Sie vom Mittagessen abgehalten, Mr Adams.«
»Oh, das macht nichts, Sir.«
»Unsinn. Jeder muss essen. Kommen Sie mit herein, ich lasse den Küchenchef etwas Einfaches für uns machen.«
Der Speisesaal war fast leer, als sie eintraten, da das Mittagessen so gut wie vorbei war. Nur Cecily und Miriam waren noch da.
Cecily lachte, als Ernest Ashton zum Tisch der Professoren mitbrachte. »Hast du Ashton eingestellt, Ernest?«, fragte sie.
»Er hat mir im Garten geholfen und deshalb das Mittagessen verpasst«, erklärte Ernest. »Ich dachte, er sollte etwas essen.«
»Ich denke, Ashton würde einen guten Professor abgeben«, sagte Cecily. »Du hättest ihn die Stunden von Professor Bunburry übernehmen lassen sollen statt diesem mysteriösen Professor Forney. Er raucht in der Klasse, hast du das gewusst?«
»Tut er das?«, fragte Ernest.
»Das tut er«, antwortete Cecily. »Jedenfalls haben die Schüler das beim Mittagessen erzählt.«
»Nun, wir alle haben unsere Marotten.« Ein Diener näherte sich, und nach einem gemurmelten Gespräch mit dem Duke verschwand er zurück in die Küche.
»Wie waren Ihre Osterferien, Ashton?«, fragte Cecily.
»Sehr schön«, sagte Violet. »Und Ihre?«
»Nun, Ernest hat die meiste Zeit über gearbeitet, aber Miriam und Tante Ada haben mir Gesellschaft geleistet.«
»Feiern Sie Ostern, Mrs Isaacs?«, fragte Violet.
»Nein«, sagte Miriam, »aber ich male gern Eier an.«
Der Diener brachte ein paar Sandwiches für den Duke und Violet, die sie vergnügt aßen. Violet war ganz zufrieden, mit dem Duke und Miriam und Cecily zu essen, zu trinken und zu plaudern. Sie fühlte sich angenehm ungezwungen, als wüssten alle, dass sie Violet war und nicht Ashton. Sie empfand Cecily wie eine Schwester, Miriam wie eine Freundin und Ernest … Das Wort Ehemann war ihr zu gewichtig, befrachtet mit Implikationen wie Besitz und Gefangenschaft, doch wenn man jemanden so bezeichnen konnte und es etwas anderes meinte – wie Partner, Gleichheit – , dann war das Ernest. Violet hätte gerne nach seiner Hand gegriffen und ihm die Wahrheit gesagt und nicht nur die Wahrheit, was ihr Geschlecht anging, sondern auch, dass sie ihn anbetete. Stattdessen biss sie in ihr Sandwich.
Nach dem Essen begleitete Ernest Ashton ins Mechaniklabor hinunter, um Forney seine Verspätung zu erklären, der wirklich rauchte, während er die Arbeit der selbstständig arbeitenden Schüler beaufsichtigte.
»Äh? Nein, kein Problem«, sagte Forney. Er beugte sich gerade über Motorenpläne.
»Sie sind Matthias Forney?«, fragte Ashton. »Der amerikanische Zugkonstrukteur?« Ernest lächelte. Er war stolz, dass dieser Schüler internationale wissenschaftliche Persönlichkeiten kannte.
»Ja, das bin ich. Und Sie sind Ashton Adams, richtig?« Ashton nickte. »Schön, Sie kennenzulernen. Wenn Sie wollen, dass ich auf das, was immer Sie bauen, einen Blick werfe, würde mich das freuen, doch wenn Sie möchten, dass ich mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmere, ist das auch in Ordnung.«
Ashton lachte. »Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie sich meine Pläne ansehen würden, Sir.«
»Gerne«, sagte Forney und nahm seine Zigarre aus dem Mund.
»Aber der Duke muss erst gehen«, sagte Ashton mit einem pfiffigen Blick. Ernest sah Ashton mit großen Augen an. »Es wäre mir lieber, wenn Sie es erst sehen, wenn es fertig ist, Sir«, erklärte Ashton.
Ernest zuckte die Schultern. »Nun gut. Wir sehen uns zum Abendessen, Matthias. Mr Adams.«
Ernest verließ das Labor und schüttelte den Kopf. Andere Schüler wären bei der Gelegenheit, Ernest ihre Arbeit in diesem frühen Stadium zeigen zu dürfen, vor Freude in die Luft gesprungen. Ashton war selbstbewusst wie seine Schwester, der er einen Brief schuldete. Er würde ihr heute Abend schreiben, doch jetzt musste er an dem Raumschiff arbeiten, und dann musste er nach diesem verdammten Schlüssel suchen. Obwohl der Schlüssel ihn gedanklich nicht so sehr beschäftigte. Er hatte das Gefühl zu wissen, wo er war und was er war, und dass es ihm, wenn er sich entspannte, einfallen würde wie eine alte Erinnerung. Deshalb arbeitete er an dem Raumschiff und dachte währenddessen darüber nach, was er am Abend Violet schreiben wollte und was sie sagen würde, wenn sie ihren Namen an dem Exponat auf der Ausstellung sah.
Kapitel 35
V iolet mochte Forney. Bis zum Mai waren sie ganz gute Freunde geworden, und Violet hatte in
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