Erfindung der Violet Adams
Aufbau zusehe, doch Jess ist sehr traurig und musste erst aufgeheitert werden. Ein guter Freund von ihr liegt im Krankenhaus.« Jess war die Tochter ihrer Schwester, ein nettes Mädchen, das in der Spielzeugabteilung des Kaufhauses Whiteley arbeitete und ihnen oft kleine Spielzeuge für ihre Enkelin mitbrachte.
»Aber das ist ja furchtbar. Konntest du sie trösten?«
»Ich habe es versucht.«
Prism sah sich um. Niemand war in der Nähe oder beachtete sie, sodass er ihr schnell einen Kuss gab. Sie kicherte. »Lothario!«, protestierte sie und gab vor, geschockt zu sein, während sie mit dem Taschentuch winkte.
»Komm, Liebling«, sagte er. »Sehen wir, ob die Arbeiter alles korrekt aufgebaut haben dieses Jahr.«
Der Kristallpalast erstrahlte über ihnen, als sie Händchen haltend und lächelnd eintraten.
Der Kristallpalast erstrahlte auch in Violets Träumen. Seit der Rückkehr des Dukes hatte Violet nur süße Träume gehabt. Träume, in denen ihr Plan – auf der Ausstellung im Kristallpalast ihre wahre Identität preiszugeben – ein gutes Ende nahm; in denen sie wunderschön aus ihrer Maschine stieg, mit perfekt frisierten Haaren und in einem langen, weichen Purpurkleid; in denen der Duke sie nach ihrer Demonstration anstarrte und rief »Meine geliebte Violet!« und sie zu ihm hinrannte, und sie sich umarmten, weil er in diesem Moment wusste, wie alles zusammenhing und warum sie es getan hatte, und weil er sie nicht nur verstand, sondern auch für genial hielt. Danach ging der Traum oft zu ihrer Hochzeitsnacht über, das Licht hatte einen bronzenen Ton angenommen, und seine Finger streichelten über ihren Bauch, während sie die Handflächen gegen seine nackte Brust presste, und die Getriebe von Illyria drehten sich um sie und summten eine leise Melodie.
Sie hatte keine Schuldgefühle mehr, seit der Duke zurückgekehrt war. Er schien nichts von ihrem kleinen Betrug zu wissen, was sie vermuten ließ, dass sie sich demselben Phantom anvertraut hatte, das sich vom Astronomieturm gestürzt hatte. Sie wusste jetzt auch, dass sie ihr Geheimnis für sich behalten musste, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war, und dass dieser nicht um drei Uhr morgens in der Großen Halle war. Sie wusste nicht, wer oder was vom Dach gesprungen war, doch sie wusste, dass es ein Zeichen dafür sein sollte, dass sie ihr ursprüngliches Ziel, zu beweisen, dass sie Illyria würdig war, nicht erreichen würde, wenn sie dem Duke zu schnell die Wahrheit sagte. Es musste auf der Ausstellung passieren. Jeder frühere Zeitpunkt könnte verhängnisvoll sein.
Seine Rückkehr hatte sie mit Freude erfüllt. Sie hätte beinahe geweint, als er in den Speisesaal getreten war, und hatte gespürt, wie ihr Herz aus seiner Asche emporstieg, aus grauem Staub zu einem roten Muskel anschwoll, der härter schlug, als er es je getan hatte. Sie wäre gerne zu ihm hingelaufen, hätte ihn umarmt, ihm die Wange gestreichelt und ihr Gesicht an seiner Brust vergraben, doch sie war so schockiert, so sprachlos, dass sie sich nicht bewegen konnte, und als sie es wieder konnte, hatte sie sich genügend gefasst, um zu wissen, dass eine solche Zurschaustellung ihrer Gefühle ein Fehler wäre. Doch sie trug die Erinnerung an seine Rückkehr in ihrem Herzen, und abends ging sie mit dem Gedanken zu Bett, dass sie ihm eines Tages würde entgegenlaufen dürfen, wann immer sie wollte.
Alle freuten sich auf die Ausstellung. Jack, der seine diversen Experimente beendet hatte, hatte eine Arbeitstheorie über die Transplantation von Organen zwischen den Arten verfasst und beschrieben, wie er hoffte, irgendwann in der Zukunft durch Schimpansen menschliches Leben retten zu können, was sich natürlich nicht testen ließ, da es keine Menschen gab, die sich freiwillig die Organe eines Schimpansen implantieren ließen – und darüber hinaus waren Schimpansen sehr teuer. Als Beispiele hatte er ein Frettchen und einen Vogel genommen, denen er Herz und Lunge des jeweils anderen Tiers implantiert hatte, und die beide lebten und sich bester Gesundheit erfreuten. Er hatte auch Oscar als Teil seines Schlussprojekts vorführen wollen, doch Violet hatte ihm davon abgeraten, da die Königin möglicherweise Oscars Ausdruckweise nicht zu schätzen wissen würde, und Valentine hatte es eindeutig verboten.
Toby hatte wirklich ein Mittel gegen Kater entwickelt, ein seltsames blaues Gebräu, das wie das Meer roch und nach Honig schmeckte. Sie waren mehrere Abende hintereinander ausgegangen und
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