Erfindung der Violet Adams
gewesen! Er war ein Narr, dass er das nicht bemerkt hatte. Sein Verstand summte wie ein elektrischer Draht. Liebe war eine Krankheit, die blind machte, und von der er jetzt geheilt war. Es war ein Streich, den ihm diese Hexe Miriam und ihre idiotischen Männer gespielt hatten.
Die einzige Lösung war die, ihr Leben endgültig zu beenden.
Und dann konnte er sich Cecily einfach nehmen.
Es mochte schon sein, dass nicht Cecily diese Briefe geschrieben hatte, aber sie hätte sie geschrieben haben können. Er konnte gut und nett und liebevoll sein, und sie würde das begreifen, wenn sie die Gelegenheit dazu bekäme, doch diese Gelegenheit würde sich nicht ergeben, es sei denn, er erzwang sie. Ja. Es würde nicht schwer sein. Er würde Miriam töten und Cecily dazu bringen, ihn zu lieben. Und wenn sie das nicht tat, konnte er sie ebenfalls töten. Bis dahin würde er Miriams Spiel mitspielen, Briefe schreiben und davon träumen, wie Miriams Blut über kalte Bronze floss.
Volio riss den Brief langsam in kleine Streifen, dann ging er zum Fluss und öffnete seine Hand. Die Streifen flogen über das Wasser, einige hinein, doch die meisten nahm der Wind mit. Er würde seine Rache bekommen, und er würde bekommen, was er sich wünschte. Er musste es sich nur nehmen.
Kapitel 40
E s gab nur wenig, das Lothario Prism mehr liebte als den Kristallpalast. Seine Frau natürlich und seine Kinder und seine neugeborene Enkeltochter, die er noch mehr liebte als seine Kinder, was ihn mitunter zu Schuldgefühlen veranlasste. Doch der Kristallpalast kam gleich nach ihnen. Er liebte seinen Glanz und dass er ihn trotz seiner Sehschwierigkeiten würdigen konnte wie jeder andere auch. Denn das Glas des Kristallpalasts war ungefärbt; er bestand nur aus Licht und Luft. Aus Linien, die die Konturen der großen Konstruktion zeichneten, einer Reihe von Bögen, die eine Pyramide mit einem großen gebogenen Dach bildeten, und Fahnen, die hoch in der Luft flatterten. Er war groß und lang wie ein Zug und so hoch, dass darinnen Bäume wuchsen und Brunnen plätscherten. Die Innenbalkone hatten Samtvorhänge, sodass er ein Lustgarten und eine orientalische Opiumhöhle zugleich war. Er war wie Drinnen und Draußen zugleich, wie Licht und Wasser, Luft und Eisen, und alles wand sich ineinander, als entspränge er einem Märchen. Obwohl er wusste, wie er gebaut war und zusammengehalten wurde, kam er ihm wie ein Wunder vor.
Er stand im Abendlicht davor und betrachtet seine wunderschönen komplexen ineinandergreifenden Glaselemente. Er klappte die rote Linse und zwei klare Linsen über das rechte Auge, sodass er die Flaggen besser sehen konnte.
Ohne seine farbigen Linsen sah er den Unterschied zwischen Rot und Grün sowie zwischen Blau und Gelb oft nicht. Seine Augen waren immer schon schwach gewesen. Inzwischen brauchte er sowohl für die Ferne als auch für die Nähe Linsen, und oft stellte er fest, dass auch die Vergrößerungslinsen recht hilfreich waren, wenn er sehr kleine Löcher in die Metallplatten der Rechenmaschinen stanzen musste. Er wusste, dass das verrückte Gerät in seinem Gesicht seltsam aussah, doch das war ihm gleichgültig, und wenn er seine kleine Enkeltochter im Arm hielt, streckte sie oft die Hände aus und schnippte eine Linse nach der anderen hinunter und gluckste vor Lachen. Allein deshalb und um ihr Lächeln sehen zu können, waren die Linsen es wert, getragen zu werden.
Prism hatte ein paar Arbeiter bei sich, die ungeduldig wurden, als er den Palast anstarrte – er spürte, wie sie mit den Füßen scharrten und hinter ihm seufzten, sodass er sie vorwärtswinkte. Es oblag seiner Verantwortung, den Aufbau des Ausstellungsbereichs zu leiten, eine Aufgabe, für die er sich immer anbot.
»Lottie!«, hörte er jemanden rufen, als sie sich dem großen Torbogen näherten, der in den Palast führte. Er drehte sich um. Seine Frau eilte auf ihn zu, sie ging so schnell, wie das Alter es ihr erlaubte. Er staunte über ihre mollige, wackelnde Gestalt und ihre großen Augen, die noch immer so schön waren. Sie waren grau, hatte sie ihm versichert, als sie sich das erste Mal begegnet waren, von dem gleichen Grau, das er fähig war zu erkennen.
»Lottie«, wiederholte sie und winkte mit einem Taschentuch. Er winkte zurück, und sie holte ihn ein.
»Hallo, mein Liebling«, sagte er und griff fest nach ihrer Hand.
»Es tut mir leid, dass ich so spät bin«, entschuldigte sie sich. »Ich weiß, wie sehr du es schätzt, wenn ich dir beim
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