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Erfolg

Erfolg

Titel: Erfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Landsbergs beschäftigt. Auch ein Flugzeug wurde ihm zur Verfügung gestellt. Kurze Zeit später wurdeer von einer vom Staate subventionierten Gesellschaft in eine führende Stellung berufen.
    Im Gefolge der Ermordung jenes Mannes Eisner übernahm in München eine linksgerichtete Regierung die Macht. Sie wurde von den Konservativen mit Waffengewalt niedergeworfen. Als die Nachrichten sich mehrten, daß die anrückenden konservativen Soldaten alle Gefangenen der roten Armee an die Wand stellten, erschossen als Repressalie die roten Truppen in München ohne Urteil sechs Angehörige der nationalistischen Thule-Gesellschaft, verhaftet, weil sie Stempel der roten Regierung gefälscht hatten, sowie vier andere Gefangene. Die einrückenden konservativen Regierungstruppen ihrerseits töteten in München anläßlich der sogenannten Befreiung der Stadt nach den amtlichen Angaben fünfhundertsiebenundvierzig Menschen. Die Sozialisten erklärten diese Zahl für zu niedrig und errechneten aus ihren Akten eine Zahl zwischen achthundertzwölf und tausendsiebenhundertachtundvierzig. Von den Soldaten der Regierung fielen achtunddreißig. Nach den amtlichen Angaben sind bei den Kämpfen in München hundertvierundachtzig Zivilpersonen tödlich verunglückt . Eine große Zahl der Erschossenen, Erschlagenen, tödlich Verunglückten wurde ihrer Habe und ihrer Kleider beraubt.
    Das Jahr darauf übernahm in Berlin eine Rechtsregierung unter der Führung eines gewissen Kapp die Macht. Dieser Rechtsputsch mißglückte ebenso wie der bayrische Linksputsch ein Jahr vorher. Gegen siebenhundertfünf amtlich bekanntgewordene Hochverräter des Rechtsputsches wurde eine Gesamtstrafe von fünf Jahren Haft ausgesprochen. Gegen die hundertzwölf amtlich bekanntgewordenen Hochverräter des bayrischen Linksputsches wurde eine Gesamtstrafe von vierhundertachtzig Jahren und acht Monaten Einsperrung sowie von zwei Erschießungen verhängt. Daß die Zahl der prozessierten Hochverräter des bayrischen Linksputsches so verhältnismäßig niedrig ist, rührt daher, daß die meisten während der Kämpfe erschossen, erschlagen oder tödlichverunglückt waren. Von den Teilnehmern des Rechtsputsches war bei Übernahme der Macht keiner umgekommen.
    Unter den tödlich Verunglückten anläßlich der Befreiung Münchens durch die Konservativen befand sich auch der Sozialist Gustav Landauer, einer der ersten Schriftsteller seiner Zeit. Über die Art, wie er zu Tode kam, liegen mehrere Berichte von Augenzeugen vor. Der pazifistische Schriftsteller Landauer wurde außerhalb Münchens verhaftet, zunächst in das Amtsgericht Starnberg gebracht, dann auf einem Lastauto durch den Forstenrieder Park nach dem bei München gelegenen Gefängnis Stadelheim. In Stadelheim wurden Landauer und seine Mitgefangenen von einem Trupp Soldaten in die Mitte genommen. Der Schriftsteller äußerte einiges über Militarismus, den Militarismus von links wie von rechts verurteilend. Daraufhin wurde Landauer von den Soldaten geschlagen, ein Major, ein gewisser von Gagern, schlug ihm mit umgekehrter Reitpeitsche ins Gesicht. Ein Soldat, dessen Name unbekannt ist, sowie ein gewisser Soldat Digele schossen daraufhin Landauer mit einer Pistole in den Rücken, so daß er vom Boden wegschnellte. Da er noch zuckte, wurde er zu Tode getreten. Als sein Freund den Leichnam ermittelte, fehlten Rock, Hose, Stiefel, Mantel, Uhr. Dem Major von Gagern wurde vom Amtsgericht München ein Strafbefehl über dreihundert Mark gleich achtundvierzig Goldmark zugestellt. Der Soldat Digele, der geschossen und sich die Uhr angeeignet hatte, wurde von dem Kriegsgericht in Freiburg, da er nur einen Befehl seines Vorgesetzten ausgeführt habe, von der Anklage des Totschlags freigesprochen, wegen der Sache mit der Uhr zu fünf Wochen Gefängnis verurteilt, verbüßt durch die Untersuchungshaft; er war nach der Tötung Landauers zum Unteroffizier befördert worden.
    Ein gewisser Dr. Karl Horn, Professor für Mathematik und Physik, wurde von zwei Soldaten der Konservativen verhaftet, erhielt dann einen Passierschein, diese Verhaftung sei irrtümlich erfolgt. Andern Tages wurde er abermals von zwei Bewaffneten verhaftet, zu einer Befehlsstelle des Stabs gebracht,von dem diensttuenden Leutnant Dingelreiter ohne Verhör mit den Worten »Ab nach Stadelheim« drei Soldaten zum Transport übergeben. Er versuchte umsonst, seinen Passierschein vorzuzeigen. Auf dem Weg nach Stadelheim, auf einer Wiese, wurde er von der Begleitmannschaft

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