Erfolgreich Lernen (German Edition)
dargestellt.
Kasten 1: Welche Informationen nehmen wir bevorzugt auf?
Dieser Sachverhalt kann auch noch auf eine andere Weise beschrieben werden. Lesen Sie dazu zunächst folgenden Text durch:
„Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass eine durchschnittliche Versuchsperson beim Lesen ca. 10 % der aufgenommenen Information behält. Wird die Information akustisch aufgenommen, so behält sie ca. 20 % davon. Kann man dargebotene Information sehen (nicht aber gleichzeitig hören), so werden ca. 30 % behalten. Kann man die dargebotene Information sehen und gleichzeitig hören, so erhöht sich die Behaltensleistung auf ca. 50 %. Wird die erworbene Information zusätzlich auch noch angewandt, erhöht sich die Behaltensleistung auf ca. 90 %.“
Wenn Sie also den obigen Text gelesen haben, werden Sie also nach einiger Zeit noch ca. 10 % der in ihm enthaltenen Information behalten. Wird die selbe Information dagegen wie z. B. in Abbildung 11 visualisiert, so werden Sie ca. 30 % davon behalten.
Abbildung 11: Visuelle Darstellung der selben Information
Wenn Sie das Diagramm ansehen und sich dabei den Text laut vorlesen, werden Sie später um die 50 % der darin enthaltenen Information erinnern.
Eine andere Darstellungsmöglichkeit der selben Information als Visualisierung zeigt Abbildung 12 .
Abbildung 12: Weitere Version der visuellen Darstellung der selben Information
4.2 Warum wird die visualisierte Information besser behalten?
Warum visualisierte Information besser als reine Textinformation behalten wird, wird in diesem Abschnitt erklärt.
Unser Großhirn besteht aus zwei Hemisphären, die durch den sogenannten „Balken“ (Korpus Kallosum) miteinander verbunden sind. In den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde bei Patienten, die an epileptischen Anfällen litten, eine Operation vorgenommen, bei der der die beiden Hemisphären verbindende „Balken“ chirurgisch durchtrennt wurde, um so ein Übergreifen eines epileptischen Anfalles auf die jeweils andere Großhirnhälfte zu verhindern. Die Forschung zu diesem Thema ist unter den Begriffen „Split-Brain“ bzw. „Spalthirn“ bekannt geworden (Sperry, 1969). Die Patienten profitierten von dieser Operation und hatten durch die Operation auch fast keine Funktionsausfälle. Mit einer sehr ausgeklügelten Versuchsanordnung gelang es jedoch unterschiedliche Informationen in jeweils nur eine Hemisphäre gelangen zu lassen. Eine Weitergabe der Information an die jeweils andere Hemisphäre war durch die Durchtrennung des Balkens ausgeschlossen. Dabei macht man sich eine anatomische Eigenheit des Sehnervs zu Nutze. Die linke Hälfte der Netzhaut des linken Auges und die linke Hälfte der Netzhaut des rechten Auges liefern ihre Information an die rechte Gehirnhälfte. Die rechte Hälfte der Netzhaut des linken Auges und die rechte Hälfte der Netzhaut des rechten Auges liefern ihre Information an die linke Hemisphäre. Normalerweise ist die gesamte Information der Netzhaut beider Augen für beide Hemisphären verfügbar, da beide mit dem „Balken“ verbunden sind. Ist der „Balken“ jedoch durchgetrennt, kann man eine Information z. B. dadurch ausschließlich in die rechte Hemisphäre schicken (vgl. Abbildung 13 ).
Normalerweise sind die Augen ständig in Bewegung, so dass sich die Netzhautbilder überlappen. Man muss daher den Gegenstand für die Person nur sehrkurzzeitig auf einem Bildschirm sichtbar halten. Dies geschieht durch eine so genannte tachistoskopische (nur einige Millisekunden dauernde) Darbietung. Mit Hilfe dieser Versuchsanordnung gelangte man nun zu interessanten Ergebnissen:
Abbildung 13: Verschiedene Funktionsweisen der beiden Hemisphären
Die in der rechten Gesichtshälfte gezeigten (ausschließlich in der linken Hemisphäre verarbeiteten) Gegenstände können benannt werden. Werden im rechten Gesichtsfeld Worte gezeigt, so können diese benannt und notiert werden. Es gibt keinen Unterschied zu normalen Versuchspersonen. In der linken Gesichtshälfte gesehene (und von der rechten Gehirnhälfte verarbeitete) Gegenstände können dagegen weder mündlich noch schriftlich wiedergegeben werden. Den Spalthirnpatienten gelingt es aber, diese Gegenstände aus anderen Gegenständen herauszufinden, ohne sie jedoch benennen zu können. Vor die linke Gesichtshälfte projizierte (und von der rechten Gehirnhälfte verarbeitete) Worte können nicht gelesen werden.
Die beiden Gehirnhälften haben also eine unterschiedliche
Weitere Kostenlose Bücher