Erfolgreich Lernen (German Edition)
wie in Abbildung 4 dargestellt.
Abbildung 4: Serieller Positionseffekt
Praktische Anwendung: Nutzung des Seriellen Positionseffektes beim Vokabel- und Faktenlernen
Man kann sich den seriellen Positionseffekt sehr gut beim Vokabel- und Faktenlernen nutzbar machen. In der nachfolgenden Abbildung ist ein optimales Vorgehen beim Vokabel- bzw. Faktenlernen dargestellt, das die Gesetzmäßigkeit derseriellen Position berücksichtigt. Dabei sollen auf Grund der begrenzten Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses nur jeweils sieben Inhalte in einem Block gelernt werden. Innerhalb eines jeden Blocks sollen die Inhalte, die man schon relativ gut gelernt hat, in der Mitte des Blocks stehen, die Inhalte, die man noch nicht so gut gelernt hat, am Anfang und am Schluss des jeweiligen Blocks. Die einzelnen Siebenerblocks sollten auch so angeordnet sein, dass die Blocks mit bereits gut gelernten Inhalten in der Mitte stehen, die Blocks mit eher weniger gut gelernten Inhalten am Anfang oder am Schluss ( Abbildung 5 ).
Abbildung 5: Nutzung des seriellen Positionsefektes
1.2.3 Der Gedächtniszerfall im Kurzzeitgedächtnis
Die jeweiligen Gedächtnisinhalte sind im Kurzzeitgedächtnis, wie der Name schon sagt, nur für eine kurze Dauer, in der Regel für einige Minuten, präsent. Wenn sie innerhalb dieser Zeit nicht in das Langzeitgedächtnis gelangen, sind sie für das Gedächtnis verloren. Aber durch welchen Prozess gehen sie verloren? Dies soll wiederum anhand eines Experimentes verdeutlicht werden.
Experiment 2 zum Kurzzeitgedächtnis
Bei diesem Experiment werden Zahlen unter drei verschiedenen Bedingungen gelernt.
1. Bedingung:
Lernen Sie die nachfolgenden Zahlen in einer Minute auswendig. Sehen Sie sich dann fünf Minuten lang diese Liste nicht mehr an, prägen Sie sich aber die Zahlen aus dem Gedächtnis heraus weiter ein. Schreiben Sie danach die erinnerten Zahlen auf.
484
342
456
876
919
543
152
745
084
2. Bedingung:
Lernen Sie wieder in einer Minute die nachfolgenden Zahlen auswendig. Zählen Sie dann unmittelbar danach von der Zahl 872 beginnend in 3er Schritten rückwärts (max. fünf Minuten lang). Schreiben Sie danach die erinnerten Zahlen auf.
129
623
998
427
543
789
231
654
291
3. Bedingung:
Lernen Sie wiederum die nachfolgenden Zahlen eine Minute lang auswendig. Lesen Sie dann fünf Minuten irgendeinen Text. Schreiben Sie danach die erinnerten Zahlen auf.
438
143
654
241
935
627
948
391
672
Auswertung:
Errechnen Sie die Anzahl der richtig erinnerten Zahlen unter den jeweiligen Bedingungen.
Anzahl der richtig erinnerten Zahlen unter Bedingung 1: …
Anzahl der richtig erinnerten Zahlen unter Bedingung 2: …
Anzahl der richtig erinnerten Zahlen unter Bedingung 3: …
Vergleichen Sie die Anzahl der richtig erinnerten Zahlen unter Bedingung 1 und unter Bedingung 2. Vergleichen Sie dann die Anzahl der richtig erinnerten Zahlen unter Bedingung 2 und unter Bedingung 3.
Sehr wahrscheinlich werden Sie wesentlich mehr Zahlen unter Bedingung 1 richtig erinnert haben als unter Bedingung 2. Unter der Bedingung 3 werden Sie wahrscheinlich weniger Zahlen richtig erinnert haben als unter der Bedingung 1, aber immer noch mehr als unter der Bedingung 2. Wie ist das zu erklären? Wie wir im vorherigen Experiment gesehen haben, ist unsere Gedächtnisspanne im Kurzzeitgedächtnis auf ca. sieben Einheiten begrenzt. In der Bedingung 1 hatten Sie Gelegenheit dazu, die Zahlen im Kurzzeitgedächtnis durch Wiederholen präsent zu halten. In der Bedingung 2 war dies dagegen nicht möglich, da das Wiederholen durch das Rückwärtszählen gestört war, es kam zu einer Überlagerung und Durchmischung der gelernten Zahlen mit den zu errechnenden Zahlen. Dieser Prozess der Überlagerung und Durchmischung wird „Interferenz“ genannt ( Abbildung 6 ). Die Interferenz ist dabei besonders groß, wenn sich das Gedächtnismaterial stark ähnelt. Dies war z. B. in der Bedingung 2 der Fall, da das Gedächtnismaterial beidesmal aus Zahlen bestand. In der Bedingung 3 bestand das neue Gedächtnismaterial aus einem Text, der das zuvor gelernte Zahlenmaterial weniger störte. Daher ist bei der Bedingung 3 das Reproduktionsergebnis in der Regel besser als in der Bedingung 2.
Der größte Teil des Vergessens im Kurzzeitgedächtnis ist durch Interferenz hervorgerufen, nur ein sehr kleiner Teil durch ein Verblassen der Inhalte, durch so genannten „Spurenzerfall“, der nur durch die vergangene Zeit seit der
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