Erfolgreich Lernen (German Edition)
gestaltet sein, dass die Menge der Information insgesamt begrenzt ist und die jeweilige Information zu möglichst vielen Assoziationen anregt, also praktisch nur eine Art Stichwort für andere Gedächtnisinhalte ist. Wenn er diese Funktion nicht erfüllt, ist er sowieso wertlos, da man erstens mit einem zu umfangreichen Spickzettel Gefahr läuft, erwischt zu werden, und zweitens von zu viel Information auf dem Spickzettel eher verwirrt wird. Die Informationsmenge auf dem Spickzettel muss daher stark begrenzt werden. Das zwingt geradezu dazu, die Informationen auf ihm in Form von Chunks zu organisieren, sie zu bündeln. Der gut gemachte Spickzettel enthält nur noch Informationen, die die notwendigen Assoziationen für andere Gedächtnisinhalte beinhalten. Genau auf diese Assoziationen jedoch kommt es an. Ohne die entsprechenden Assoziationen zu den jeweiligen Schlüsselbegriffen sind die Schlüsselbegriffe wertlos, ähnlich einem Schlüssel, zu dem das zugehörige Schloss fehlt. Daher ist das ERSTELLEN eines Spickzettels eine gedächtnispsychologisch sehr sinnvolle Tätigkeit, da es automatisch zum effektiven Chunking führt. Ist dies gelungen und die Information stark verdichtet und gebündelt als Auslöser für weitere Gedankengänge auf einem kleinen Spickzettel konzentriert, kann man ihn aus zwei Gründen getrost wegwerfen: Erstens ist dann die Informationsmenge so gering, dass sie gut in das Kurzzeitgedächtnis passt und zweitens ist das Erstellen der Schlüsselworte eine derart tiefe Verarbeitung (vgl. Kapitel 2 ), dass die gesamten Inhalte sowieso im Langzeitgedächtnis vorhanden sind. Wenn man ihn wegwirft, entgeht man natürlich auch der Gefahr, erwischt zu werden. Der eigentliche Effekt des Spickzettels ist also nicht das „Produkt“ Spickzettel, sondern der Prozess seiner Erstellung. Man schafft sich beim Erstellen eines Spickzettels so viel Hintergrundinformationen und Assoziationen, dass das Papier selbst überflüssig wird. Allein die Arbeit, die man mit der Erstellung des Spickzettels hat, ist also gedächtniswirksam. Daher ist es auch nutzlos, mit Spickzetteln andererPersonen zu arbeiten, da genau diese geistige Arbeit dazu dann fehlt. Ansonsten gäbe es mit Sicherheit schon längst Verlage, die die besten Spickzettel für alle Fächer anbieten würden.
Merke: Das ERSTELLEN eines Spickzettels ist sehr sinnvoll, das BENUTZEN dagegen riskant und (bei einem gut gemachten Spickzettel) auch völlig unnötig.
1.2.2 Serieller Positionseffekt im Kurzzeitgedächtnis
Eine weiterer, für das Funktionieren des Kurzzeitgedächtnisses unmittelbar relevanter Mechanismus besteht im so genannten „Seriellen Positionseffekt“. Um diesen zu demonstrieren, betrachten Sie in einem zweiten Auswertungsschritt noch einmal das Ergebnis zum Experiment 1.
Experiment 1 (Fortsetzung)
Analysieren Sie dabei nun die Position, an der sich die Begriffe, die Sie richtig reproduziert haben, in der zu lernenden Liste befunden haben. Zählen Sie dazu aus, wie viele Begriffe der Position eins bis vier der Lernliste Sie richtig reproduziert haben, wie viele der richtig reproduzierten Begriffe auf der Position fünf bis acht und wie viele Begriffe auf der Position neun bis zwölf in der Lernliste standen.
Anzahl der richtig reproduzierten Begriffe auf der Position 1 bis 4 …
Anzahl der richtig reproduzierten Begriffe auf der Position 5 bis 8 …
Anzahl der richtig reproduzierten Begriffe auf der Position 9 bis 12 …
der Lernliste für das Experiment 1
Tragen Sie die Anzahlen dann im nachfolgenden Diagramm ein:
Sehr wahrscheinlich ist die Anzahl der behaltenen Begriffe nicht über alle Positionen gleich verteilt, sie wird sehr wahrscheinlich an den Positionen am Anfang und am Ende der Lernliste höher sein als an den Positionen in der Mitte der Liste.
Die „Haftfähigkeit“ von Gedächtnisinhalten hängt zu einem guten Teil von der Reihenfolge ab, in der man sie auswendig lernt. Dabei werden die Einheiten, die am Anfang und am Schluss stehen, besonders gut gelernt. Dieser Effekt erstreckt sich gewöhnlich über ca. vier Begriffe. Die Einheiten, die in der Mitte stehen, werden in der Regel am relativ schlechtesten gelernt. Die Tatsache, dass die Einheiten am Anfang gut behalten werden, bezeichnet man als „Primäreffekt“, das gute Behalten am Ende einer Liste als „Rezenseffekt“ (McCrary, 1953).
Wenn man das obige Experiment unter kontrollierten Bedingungen mit vielen Personen durchführt, erhält man eine Kurve,
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