Erfolgreich Lernen (German Edition)
nicht gewussten Vokabeln kommen zu „Neue Vokabeln“. Beim nächsten Mal Abhören kommen die gewussten Vokabeln aus der Rubrik „1. Wiederholung“ eine Stufe weiter, die nicht gewussten kommen zu den neuen Vokabeln. Auf diese Art und Weise durchlaufen alle Vokabeln mindestens vier Abfragen und werden dann abgelegt. Die widerspenstigen werden allerdings so lange wiederholt, bis sie im Gedächtnis verankert sind. Das Besondere an dieser Methode ist also, dass man nicht die gekonnten Vokabeln zu oft und die unbekannten Vokabeln zu selten wiederholt, was sehr häufig zu der falschen Annahme führt, man sei eben sprachunbegabt.
Sie können diese Methode auch für Geographie, Geschichte und andere Fächer nutzen: Sie schreiben sich die Aufgabe auf die eine Seite, die Antwort auf die Rückseite und können sich mit der oben geschriebenen Methode alles einprägen, was Sie sich merken wollen oder müssen.
2 Assoziationslernen und Verarbeitungslernen
Während in Kapitel 1 diejenigen Funktionsweisen des Gedächtnisses beschrieben wurden, die besonders für das Assoziationslernen (Vokabeln, Daten Fakten, Formeln etc.) von Bedeutung sind, geht es in diesem Kapitel um solche Gedächtnisfunktionen, die besonders für das Verständnis von geschriebenem oder im Falle eines Unterrichts oder eines Vortrags auch von gesprochenem Text relevant sind.
Im ersten Abschnitt wird dazu auf den Unterschied zwischen Assoziationslernen und Verarbeitungslernen eingegangen. Der zweite Abschnitt befasst sich mit der so genannten „Elaboration“ als einer sehr effizienten Verarbeitungsstrategie des Lernens. Im dritten Abschnitt werden dann verschiedenen Methoden der Elaboration von Texten vorgestellt. Im vierten Abschnitt wird die Anwendung der Elaboration speziell auf das Mit- und Herausschreiben thematisiert.
2.1 Zwei grundlegende Lernarten
Man kann prinzipiell zwei Arten von Lernsituationen unterscheiden: das Assoziationslernen und das Verarbeitungslernen. Das Assoziationslernen ist ein Auswendiglernen, z. B. Vokabeln in einer fremden Sprache, Jahreszahlen im geschichtlichen Zusammenhang, Formeln etc. Dieses eher mechanische Lernen ist die Grundvoraussetzung für das Verständnis vieler Zusammenhänge, so kann man z. B. eine Fremdsprache natürlich nicht verstehen, ohne die Bedeutung der einzelnen Worte zu kennen. Jedoch führt die alleinige Kenntnis der Worte einer Fremdsprache auch noch nicht dazu, eine Sprache wirklich zu verstehen. Für das Assoziationslernen gelten die Gesetzmäßigkeiten, die mit dem Drei-Speicher-Modell sehr gut beschrieben werden können.
Das Assoziationslernen hat seinen festen Platz innerhalb der Lernstrategien. Nur mit Hilfe des Assoziationslernens kann man Lerninhalte erwerben, die dann Voraussetzung für das tiefere Verständnis komplexerer Zusammenhänge sind.
Für das Verständnis und das Lernen komplexerer Sachverhalte dagegen eignet sich eher ein Gedächtnismodell, das sich mit der so genannten „Elaboration“ von Lernmaterial befasst. Dieses Modell und seine Anwendung wird nachfolgend beschrieben. Unter „Elaboration“ von Lernmaterial versteht man den Grad der Verarbeitung, den die zu lernende Information erfährt, dasjenige, was man mit der Information tut, wie sehr man die zu lernende Information be- und verarbeitet, wie viel gedankliche Kapazität man ihr widmet.
Man kann natürlich auch versuchen, sich komplexere Zusammenhänge, die eigentlich ein Verständnislernen erfordern würden, mittels Assoziationslernen anzueignen. Dies ist auch bis zu einem gewissen Grad möglich, indem manz. B. versucht, sich kurz vor einer Prüfung Zusammenhänge schnell anzueignen. Diese Art des Lernens hat jedoch auch eine ganze Reihe von Nachteilen.
Vorteile von Assoziationslernen von komplexen Zusammenhängen („Einpauken“)
man benötigt weniger Zeit
man braucht relativ wenig geistige Energie
die Antwort auf (die passenden) Fragen kommt wie aus der Pistole geschossen
Nachteile dieser Strategie
sie funktioniert nur bei eher einfacheren Themen
die Stoffmenge muss relativ genau eingrenzbar sein
das Gelernte wird schnell wieder vergessen
der längerfristige Nutzen ist eher gering
die Reproduktion dieses Wissens ist anfälliger für Störungen, z. B. bei unerwarteten Fragen
2.2 Elaboration als Gedächtnisstrategie
Die zentrale Rolle der Elaboration als Gedächtnisstrategie des Verständnislernens wird in diesem Abschnitt näher beschrieben. Auch dazu soll zunächst ein Experiment beschrieben
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