Erfolgreiches Teamcoaching
schon auf der einfachsten Ebene, also z. B. direkt auf der Netzhaut des Auges, die Informationsmenge drastisch reduziert. Bevor überhaupt ein Impuls beim Gehirn ankommt, sind schon mehrere Prozesse der Zusammenfassung und Auswertung vorangegangen. Auch im Gehirn finden auf der unterbewussten Ebene weitere Vorgänge statt, die die Welt für Sie vereinfachen, damit Sie sich am Ende auf das für Sie Bedeutsame konzentrieren können.
Machen wir uns das an zwei Beispielen deutlich. Wenn ich Sie jetzt auffordere, sich auf das Gefühl in Ihrem linken Ohr zu konzentrieren, dann fällt Ihnen das leicht. Aber mal ehrlich: Haben Sie eine Sekunde zuvor dieses Gefühl wahrgenommen? Wohl kaum. Und wie ist es mit dem Wärmegefühl im rechten Oberschenkel? Oder mit dem leisen Geräusch Ihrer Halogenlampe? Sie sehen, wenn Sie sich auf das Lesen des Buchs konzentrieren, blenden Sie ganz viele andere Sinneseindrücke aus. Und das ist gut so. Denn diese Sinnesreize befinden sich in einem normalen Toleranzrahmen. Anders wäre das, wenn Ihre Füße ganz kalt wären oder Sie plötzlich einen Schmerz im Ohr empfänden.
Bedeutsame Reize mit einem starken Aufforderungscharakter dringen umgehend zu uns durch. Sie müssen wir beachten. Das andere aber können wir vernachlässigen, da es derzeit für uns unwichtig ist.
Ein anderes Beispiel: Was sehen Sie in Abbildung 2 ? Antworten Sie spontan und ohne nachzudenken.
Abb. 2: Das optische Quadrat
Fast alle Menschen antworten auf diese Frage: ein Quadrat. Genau, das ist es auch. Oder etwa nicht? Wenn Sie genau hinsehen, bemerken Sie vielleicht, das nur vier Striche abgebildet sind. Warum sehen Sie dann ein Quadrat? Weil es für Sie mehr Sinn macht! Was bedeuten für Sie schon vier Striche, die irgendwo im Raum herumstehen?
Ein Quadrat aber ist eine wesentlich interessantere Form. Sie kann vielerlei Bedeutungen haben, etwa die eine Hälfte eines Spielfelds, eine Schachtel, ein Rahmen ... Wir organisieren unsere Wahrnehmung also nach dem Kontext, nach ihrer möglichen Bedeutung im Zusammenhang.
Die Psychologen sagen dazu: Wir formen unsere Wahrnehmung nach „Gestalten“. So ist es auch mit der Sprache, wenn Sie diesen Text lesen. Sie sehen direkt die Worte und nicht die einzelnen Buchstaben. Weil die Worte einen Sinn für Sie haben, eine „Gestalt“ ergeben.
Diese beiden Beispiele haben Ihnen hoffentlich deutlich gemacht: Wahrnehmung ist niemals umfassend und niemals objektiv. Immer ist das Bild, welches sie gerade sehen, die Folge von Vereinfachungen, Zusammenfassungen und Interpretationen. Und das alles geschieht, ohne dass Sie es überhaupt mitbekommen oder dass Sie es verhindern könnten.
5.2 Der Einfluss von Stress auf die Wahrnehmung
Es stimmt aber nicht nur, dass wir ständig ein subjektives Bild von der Realität haben. Außerdem haben verschiedene Umstände starke Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung. Das fängt schon mit ganz einfachen Dingen an.
Wenn Sie z. B. gerade einen blauen VW-Golf kaufen wollen, stellen Sie plötzlich überrascht fest, wie viele davon über unsere Straßen fahren. Das war Ihnen vorher gar nicht aufgefallen. Schwangere Frauen sehen plötzlich überall um sich herum andere Schwangere usw. Der Grund für dieses Phänomen liegt darin, dass wir vor allem das sehen, was gerade für uns von Bedeutung ist.
Körperliche Faktoren wie Müdigkeit, Hunger oder Schmerzen beeinflussen ebenfalls unsere Wahrnehmung. Genauso verhält es sich mit der Einnahme von Alkohol und anderen Drogen (was ja häufig auch dabei beabsichtigt wird).
Oftmals spüren wir Veränderungen gar nicht bewusst. Wir können uns subjektiv ganz normal fühlen, doch objektiv hat sich schon etwas verändert. (Bekannt geworden ist dieses Phänomen zum Beispiel im Falle des Alkohols und seiner Wirkung auf unser Reaktionsvermögen im Straßenverkehr.)
Für den Sport spielt es eine große Rolle, wie sich Stress auf das, was wir sehen und hören, auswirkt. Im Sport werden wir immer wieder Stress erleben. Fast jedes Spiel spitzt sich gegen Ende zu, entweder weil man einen knappen Vorsprung verteidigt oder weil man zurückliegt und doch noch den Ausgleich erzielen will. Abstiegskampf und Aufstiegsduell bieten gleichermaßen Stress pur, gleichgültig, um welche Liga es sich handelt.
Grundlegend lässt sich folgende Aussage machen: Unter Stress verengt sich unsere Wahrnehmung. Wir nehmen einfach vieles nicht mehr bewusst wahr. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Ihr Team würde in einem entscheidenden
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