Erfolgreiches Teamcoaching
Recht, dennoch am Spieltag eine andere Aufstellung zu wählen? Und riskieren Sie in diesem Falle den Unmut der Spieler? Die Übung bietet also eine interessante Möglichkeit, wenn die Voraussetzungen stimmen, wenn Ihre Beziehung zum Team stimmt und die Entscheidungsgewalt bei Ihnen bleibt. Wenn Ihr Verhältnis aber eher belastet ist, dann überlegen Sie gut, ob Sie sich damit einen Gefallen tun.
Denn die Perspektive des Trainers unterscheidet sich von der eines Spielers. Für den Trainer geht es immer um das Wohl der gesamten Mannschaft und erst in zweiter Linie um einzelne Personen. Das ist Ihr Job, das wird von Ihnen erwartet. Als Spieler ist das nicht so eindeutig, denn ein Athlet muss egoistischer sein als Sie.
Er muss zugleich auf das Wohl der Mannschaft und auf sein eigenes Wohl schauen. Wenn er nur an die Mannschaft denkt, verliert er seinen persönlichen Ehrgeiz und das schadet auf Dauer wiederum dem Ganzen. Eine gesunde Konkurrenz belebt das Geschäft. Wenn der Einzelne nicht heiß darauf ist, zu spielen, dann fehlt etwas Wichtiges. Aber Sie als Trainer können auf den persönlichen Ehrgeiz keine Rücksicht nehmen. Sie müssen die Mannschaft spielen lassen, welche langfristig den größten Erfolg verspricht.
13.2 Welche Entscheidung ist richtig?
Damit Sie auf Dauer erfolgreich sind, braucht es natürlich eine Abwägung zwischen kurzfristigen Vorteilen und langfristigen Auswirkungen. Der Einsatz des Spielers A mag im Moment vielleicht angebracht erscheinen, da er im nächsten Spiel eher ein Tor machen wird. Aber bringt das auch langfristig einen Vorteil? Wenn dieser Spieler zum Beispiel wenig Disziplin hat, also oftmals zu spät zum Training kommt und dann dabei nur geringes Engagement zeigt, so wäre sein Einsatz im Spiel ein schlechtes Signal für die Disziplin der anderen Spieler. Denn die lernen dann, dass es sich nicht lohnt, zuverlässig und engagiert zu sein, da man ja ohnehin im Team steht.
Die Abwägung zwischen lang- und kurzfristigen Vorteilen stellt aber nur eine der Überlegungen dar, welche es bei der Nominierung zu beachten gilt. Oftmals stellt sich auch die Frage, ob Sie eher einen mannschaftsdienlichen oder einen individuelleren Typ bevorzugen, ob ein unberechenbarer dem soliden Spieler vorzuziehen ist, ob Sie eher auf Jugend oder auf Erfahrung setzen oder ob Sie Ihren Kopf gegen die Forderungen des Umfelds (und der Presse) durchsetzen. Auf alle diese Fragen gibt es keine allgemein gültigen Antworten. Das hängt ganz stark von Ihrer jeweiligen Situation ab (im Abstiegskampf tendieren die meisten Trainer dazu, routinierte Athleten zu bevorzugen), aber auch von Ihrer Person. Wie risikofreudig sind Sie zum Beispiel?
Eines aber lässt sich grundlegend sagen: Treffen Sie Entscheidungen nicht nur auf Grund Ihres Kopfes, sondern auch vermittels Ihres Gefühls. Der analytische Verstand ist bei Entscheidungen sehr hilfreich, aber er ist nicht alles.
Vor ein paar Monaten nahm ich an einer interessanten Tagung in der Schweiz teil. Die Trainer der U 21-Fußballnationalmannschaft der Schweiz berichteten dort darüber, dass sie auf Grund jahrelanger Beobachtungen zu einer neuen Erkenntnis gekommen waren. Sie hatten in der Vergangenheit bei Entscheidungen zu wenig auf ihr Gefühl gehört. Seit sie ihre Strategie diesbezüglich geändert haben, hat sich ihr Erfolg erkennbar gewandelt. Als Krönung wurden sie im letzten Jahr überraschenderweise in dieser Altersklasse Europameister!
Auch ich selbst habe schon in beeindruckender Weise miterlebt, wie nützlich es sein kann, auf das eigene Gefühl zu hören. Vor der Hockey-WM stand beim abschließenden Lehrgang die Entscheidung für die letzten zwei freien Plätze im Kader an. Wir brauchten noch zwei Stürmer, wofür drei Athleten zur Auswahl standen.
Das Problem war unter anderem, dass der potenziell offensivstärkste Spieler noch an den Folgen eines Achillessehnenrisses litt und deshalb an seiner Turniertauglichkeit Zweifel bestanden. Nachdem er sich mit seinem Stab eingehend beraten hatte, verließ sich der Bundestrainer schließlich auf sein Gespür – mit Erfolg.
Die beiden ausgewählten Athleten (darunter der angesprochene Spieler) erzielten jeweils im Turnierverlauf drei Tore, darunter die entscheidenden Treffer im Halbfinale.
13.3 Der richtige Zeitpunkt, die beste Weise
Wenn Sie sich entschieden haben, stellt sich natürlich die Frage, wann Sie als Trainer am besten Ihre Entscheidung verkünden und in welchem Rahmen Sie das tun sollten. Ich
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