Erfolgreiches Teamcoaching
Aufnahmefähigkeit bei den Spielern zudem zu gering.
Wichtiger als der Inhalt scheint mir aber die psychologische Wirkung einer Auszeit zu sein. Eine Auszeit dient vor allem dazu, den Spielfluss zu unterbrechen. Ihre Athleten bekommen eine Atempause und zugleich die Möglichkeit, sich neu zu sammeln und zu finden. Die meisten Trainer wissen das und setzen deshalb ihre Auszeiten sehr gezielt.
Dabei fällt mir auf, dass häufig ein typischer Fehler gemacht wird. Von vielen Trainern werden die Auszeiten erst dann eingesetzt, wenn das Spiel schon erkennbar eine negative Entwicklung genommen hat. Dabei wäre es viel besser, sie so zu nutzen, dass eine sich abzeichnende Schwächeperiode schon im Ansatz gestoppt bzw. verhindert wird.
Ich will das wieder an einem Beispiel deutlich machen: Neulich schaute ich mir im Fernsehen das Spitzenspiel der Männerhandballbundesliga an. DieHeimmannschaft führte nach überlegenem Spiel sieben Minuten vor der Halbzeit mit fünf Toren Vorsprung. Im Gefühl der Überlegenheit begannen einzelne Athleten zu „zaubern“. Anstatt weiter konsequent die Angriffe abzuschließen, gab es zwei leichtfertig vergebene Angriffe. Nicht weiter schlimm, könnte man meinen. Aber für mich war sofort klar, dass jetzt ein kritischer Moment erreicht war. Und siehe da, der Gegner nutzte diese Entwicklung sofort aus, machte fünf Tore in Folge und glich noch vor der Halbzeit aus. Erst bei Gleichstand nahm der Trainer der Heimmannschaft eine Auszeit. Das aber war in meinen Augen ein Fehler. Es wäre viel klüger gewesen, dies schon früher zu tun, nämlich solange die eigene Mannschaft noch deutlich in Front lag.
Genau das Gegenteil habe ich beim Volleyball erlebt. Der Tabellenführer spielte bei seinem Verfolger und führte dort im dritten Satz (bei Satzgleichstand) mit einigen Punkten Vorsprung. Da nahm der Trainer der Heimmannschaft eine Auszeit. Prompt gelangen seinem Team zwei Punkte in Folge. Der Trainer des Tabellenführers aber war so clever, nicht darauf zu warten, dass die Serie bis zum Gleichstand anhielt, sondern er konterte direkt mit einer eigenen Auszeit. Sicher denken Sie sich schon, wie die Geschichte ausging. Umgehend punktete der Tabellenführer wieder selbst und wenig später feierte er den Satzgewinn.
Warten Sie also nicht darauf, bis die Auszeit unumgänglich ist, sondern setzen Sie sie gezielt an einem kritischen Punkt ein, wo das Spiel eine für Sie negative Entwicklung zu nehmen droht. Agieren Sie, anstatt erst nachträglich zu reagieren! Behalten Sie das Zepter des Handelns in der Hand. Das erfordert von Ihnen eine gewisse Sensibilität und Erfahrung für kritische Momente, aber das kann man mit gezielter Beobachtung schnell lernen. Wenn Sie das nächste Mal ein Spiel im Fernsehen oder als Zuschauer betrachten, dann versuchen Sie einfach, die Momente zu erahnen, wo für eins der beiden Teams das Spiel zu kippen droht, noch bevor es für alle Betrachter auffällig wird und überprüfen Sie anhand des weiteren Spielverlaufs, ob Ihre Beobachtung richtig war.
Grundsätzlich müssen Sie sich über eines im Klaren sein: Während der Woche im Training besteht Ihr zentrales Ziel darin, die Spieler auszubilden. Dazu arbeiten Sie an den Schwächen und Stärken Ihrer Mannschaft. Während des Spiels aber müssen Sie die Rolle des Ausbilders ganz ablegen. Jetzt sind Sie nicht mehr Trainer, sondern Coach, d. h., Sie nutzen Ihre Position am Spielfeldrand, um dem Team Unterstützung und hilfreiche Hinweise zu geben und um die Mannschaft zu führen. Das ist eine völlig andere Aufgabe. Machen Sie sich diesen Unterschied bewusst. Umso besser Sie die jeweilige Rolle annehmen, umso leichter wird Ihnen die Arbeit fallen und desto größer wird Ihre positive Wirkung auf die Mannschaft sein.
13 Die Nominierungssituation
Ein klassisches Problem, welches sich jedem Trainer früher oder später stellen wird , ist die Nominierung von Athleten für einen Wettkampf. Sich für den einen Spieler zu entscheiden, bedeutet immer auch, einen anderen zurückzusetzen. Die Beziehung zwischen Trainer und Spieler wird in starkem Maße durch diesen Aspekt beeinflusst.
Sie als Trainer bestimmen darüber, ob der Athlet am kommenden Sonntag auf der Tribüne zusehen muss, ob er auf der Ersatzbank Platz nimmt oder ob er von Anfang an spielen darf. Dadurch entsteht zwischen Ihnen und den Spielern ein Machtgefälle. Der Athlet ist in seiner Zielerreichung von Ihnen abhängig.
Wobei natürlich nicht vergessen werden darf,
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