Erfolgreiches Teamcoaching
genommen wäre es für Sie als Trainer langfristig sogar viel problematischer, wenn Sie mit einer Nichtnominierung keinen Ärger heraufbeschwören, denn das lässt in vielen Fällen auf fehlenden Ehrgeiz auf Seiten des Athleten schließen.)
Bleibt noch eine dritte Frage, nämlich die nach dem passenden Zeitpunkt. Sollten Sie Ihren Spielern schon am Vortag sagen, wer spielt und wer nicht, oder warten Sie damit bis kurz vor dem Spiel? Auch hier verfolgt jeder Trainer seine eigene Strategie. Mir fällt eine eindeutige Antwort zu diesem Punkt auch schwer. Ich glaube, es gibt vor allem zwei Dinge abzuwägen.
Wenn ich die Entscheidung schon früh mitteile, führt das unweigerlich zu einem Spannungsverlust. Der nichtnominierte Spieler distanziert sich innerlich, anstatt am Team dranzubleiben. Das aber ist wichtig, denn es kann der Fall eintreten, dass er doch noch in den Kader rutscht, wenn ein Mitspieler kurzfristig ausfällt. Auch die Nominierten verlieren ein Stück ihrer Spannung. Ralph Krueger erzählt dazu in seinem Buch (Krueger, 2001) sehr anschaulich, dass am ersten Tag nach der Nominierung seines endgültigen WM-Kaders immer eine kritische Stimmung herrscht, weil die Nominierten sich erleichtert entspannen und dadurch die Qualität der Vorbereitung leidet.
Auf der anderen Seite erreiche ich durch eine frühzeitige Verkündung meiner Entscheidung, dass die Betroffenen sich länger auf die Situation einstellen können. Oftmals reagieren Spieler ärgerlich, wenn sie erst sehr spät von ihrer Nichtberücksichtigung erfahren, weil sie sich nicht offen behandelt fühlen. Auch dem Nominierten hilft es, sich schon am Vortag auf seine spezielle Aufgabe zu konzentrieren. Beides birgt also Vorteile. Und in der Praxis wird es dann noch einmal komplexer. Für einen Neuling mag es von Vorteil sein, wenn er erst spät von seinem Einsatz erfährt, da er sich dann nicht mehr verrückt machen kann. Es sei denn wiederum, er ist nervlich ein sehrrobuster Typ. Sie sehen also, dass es keine allgemein gültige Regel für diese Situation gibt. Hier ist sicher Ihr Fingerspitzengefühl gefragt.
13.4 Die Einbindung der Nichtnominierten
Ich habe oben schon gesagt, dass Sie sich mit Ihren Entscheidungen nicht nur Freunde machen. Jede Entscheidung für einen Spieler bedeutet eine Absage für einen anderen Athleten. Das tut dem Betroffenen weh. Wenn Sie einen Spieler nicht nominieren, so wird er das wahrscheinlich als Ablehnung empfinden und Ablehnung ist für uns Menschen eines der am schwierigsten auszuhaltenden Gefühle. Es empfiehlt sich deshalb, auf solche Athleten ein besonderes Auge zu haben.
Unzufriedene Reservespieler bilden ein großes Risiko für die gesamte Mannschaft. Besonders eklatant wird das bei Stars, die plötzlich auf der Bank Platz nehmen müssen (man denke nur an den Konflikt zwischen Trapattoni und Klinsmann bei den Bayern) und bei Torhütern.
Außer im Handball, wo der Keeper fliegend gewechselt wird, bedeutet das Dasein des Ersatztorwarts in der Regel eine langfristige Wartezeit auf der Bank. Die betroffenen Spieler sind um ihre Position nicht zu beneiden. Aber wenn sie anfangen, Unruhe zu stiften, schaden sie der gesamten Mannschaft. Eines der extremsten Beispiele war Uli Stein, den Franz Beckenbauer 1986 sogar aus dem WM-Kader schmiss, weil er zu vehement seinen Einsatz gefordert hatte.
Damit ein Reservespieler förderlich für das Team bleibt, ist es wichtig, ihn in das gesamte Geschehen einzubinden. Er muss immer das Gefühl behalten, dass er eine Chance besitzt und dass er vollwertig dazugehört. Viele Trainer geben den Ergänzungskräften deshalb Einsatzzeiten bei weniger bedeutsamen Spielen. Aber dabei darf es nicht alleine bleiben. Es ist auch wichtig, dass Sie mit diesen Athleten genauso viel im Training arbeiten wie mit den Stammkräften, dass Sie immer wieder das Gespräch mit den Athleten suchen und dass Sie ihnen Aufgaben geben.
Spieler, die auf der Tribüne sitzen, sollten nicht nur tatenlos zusehen. Sie können sehr gut als Spielbeobachter dienen. Eine einfache Beobachtungsaufgabe besteht im Erstellen von Spielstatistiken. Aber das alleine wird auf Dauer eher als Strafe empfunden. Wieso geben Sie deshalb einem solchen Spieler nicht die Aufgabe, nach Lösungen gegen den Deckungstyp des Gegners zu suchen? Oder er soll beobachten, wo in der eigenen Abwehr die größten Schwachpunkte liegen. Dann muss er mitdenken.
In der Woche nach dem Spiel können Sie die Ergebnisse gemeinsam besprechen. So ist
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