Erfolgreiches Teamcoaching

aber ist der große Moment des Trainers. Was wollen Sie Ihren Spielern noch mitgeben, mit welcher Stimmung wollen Sie sie in das Match entlassen? Gibt es Schlüsselpunkte, die Ihrer Meinung nach entscheidend sein werden?
    Jeder Trainer gestaltet solch eine Sitzung anders. Manche sind sehr emotional, andere eher sachlich. Manche konzentrieren sich auf taktische Anweisungen, andere betonen dagegen den Teamgeist, die Einsatzbereitschaft, das Herzblut usw., also eher emotionale und psychologische Merkmale. Es gibt kein festes Schema für eine solche Besprechung. Wichtig ist in meinen Augen etwas ganz anderes:
    Übertragen Sie in der Besprechung Ihre Vision und Ihren Glauben an den Erfolg auf das Team.
    Das scheint mir das Wesentliche zu sein. Die Spieler müssen spüren, was Ihnen wichtig ist. Sie müssen spüren können, dass ihr Trainer ganz hinter ihnen steht. Seien Sie als Führer da, gehen Sie voran, inspirieren Sie Ihr Team. Nichts anderes machten die großen Heerführer vor den Schlachten, wenn sie zu ihren Truppen sprachen.
    Es kann Sinn machen, vor dem Finale noch einmal das Ziel zu visualisieren. Es gibt eine Reihe schöner Vorstellungsübungen für solche Momente. Eine Möglichkeit, wie man das machen kann, habe ich in der Übung Der Moment des Abpfiffs ( s. hier ) beschrieben. Diese Übung habe ich übrigens auch mit dem Hockeyteam in der Besprechung vor dem WM-Finale durchgeführt.
    Manchmal hilft es auch, selbst gar nicht viel zu sprechen, sondern andere zu Wort kommen zu lassen. Bernhard Peters hatte zum Beispiel vor dem Finale der Hockey-WM die Größe, die Abschlussbesprechung von seinem Assistenten gestalten zu lassen. (Und, lieber Markus, das hast du riesig gemacht!) Oder Sie lassen die Spieler zu Wort kommen. Fordern Sie die Athleten auf, dass jeder sagt, was er in seinem Leben dafür investiert hat, heute hier zu sein und dieses Match zu spielen. Wenn Ihre Mannschaft sehr nervös ist, können Sie auch eine kleine Vertrauensübung machen, indem Sie jeden Spieler einmal von der gesamten Mannschaft halten lassen (einfach, indem er sich an die geschlossene Gruppe anlehnt und das Team sagt: „Wir stehen zusammen hinter dir.“).
    Sie sehen, es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie Sie diese Minuten gestalten können. Seien Sie kreativ. Folgen Sie Ihrer Eingebung. Am wirkungsvollsten ist das, was aus Ihrem Herzen kommt. Seien Sie mutig und entschlossen, dann ist es Ihr Team auch. In Verbindung mit dem nötigen Glück wird es Ihr großes Spiel werden.
    ÜBUNG 10: DER MOMENT DES ABPFIFFS
    Nehmen Sie eine entspannte Sitz- oder Liegeposition ein. Schließen Sie die Augen. Dann nehmen Sie sich zunächst ein paar Atemzüge Zeit, ganz im Augenblick anzukommen und alles, was Sie bisher noch beschäftigte, von sich abfallen zu lassen.
    Jetzt stellen Sie sich vor, Sie wären auf dem Spielfeld. Es sind noch 10 Sekunden zu spielen. Ihr Team führt, der Sieg ist greifbar nahe. Nehmen Sie sich Zeit, die Szenerie in allen Details zu sehen. Wo befinden Sie sich? Wo ist der Ball (bzw. Puck)? Wie ist das Wetter? Wie sind die Lichtverhältnisse? Was bekommen Sie vom Publikum mit?
    Dann lassen Sie langsam die letzten Sekunden in Zeitlupe ablaufen, bis der Schlusspfiff ertönt. Halten Sie das Bild in diesem Moment an. Was empfinden Sie innerlich, jetzt, da es geschafft ist? Wie fühlt es sich an, die Gewissheit zu haben, am Ziel angekommen zu sein? Kosten Sie dieses Gefühl einige Sekunden lang aus.
    Lassen Sie es jede Zelle Ihres Körpers erreichen. Speichern Sie dieses Gefühl in Ihrem Zellgedächtnis. Und dann lassen Sie den Film weiterlaufen. Nehmen Sie jetzt wieder die Außenwelt wahr: die Mitspieler, den Jubel, das Publikum. Schließlich kommen Sie wieder mit Ihrer Aufmerksamkeit zurück in den Raum. Nehmen Sie ganz bewusst Ihre Umwelt wahr. Sie sind jetzt bereit und gerüstet.
17.5 Selbst gewinnen statt rechnen
    Vor den letzten Spieltagen lässt sich immer wieder das gleiche Phänomen beobachten. Überall werden Überlegungen angestellt, wer gegen wen gewinnen muss, in welchem Spiel man sich vielleicht noch einen Punktverlust leisten darf und in welchem Spiel die Konkurrenz entscheidende Punkte lassen könnte. Gleichgültig, ob es um den Abstiegskampf oder das Duell um den Titel geht, egal, ob Volleyballkreisliga oder Badmintonbundesliga, fast alle Beteiligten erliegen dieser Versuchung.
    Ganz klar, wir Menschen haben ein Bedürfnis, Kontrolle über unser Leben zu gewinnen. In vielen Dingen gelingt uns das auch,