Erfolgreiches Teamcoaching
die Welt als Ganzes aber entzieht sich diesem Wunsch. Allen Wetterprognosen und Astrologen zum Trotz, niemand weiß, was die Zukunft bringen wird. Das erzeugt Unsicherheit. Um diese Unsicherheit zu beseitigen, fangen wir an zu rechnen. Wer spielt wann gegen wen und wie viele Punkte müssen wir wo holen, um am Ende unser Ziel zu erreichen?
Ein kluger Mensch, ich weiß nicht wer, sagte dazu sehr treffend: „Wer viel rechnet, rechnet falsch.“ Genauso ist es. Sicher ist das ein Satz für das Sprücheschwein, aber er trifft den Nagel auf den Kopf. Wofür ist all das Rechnen gut? Die Basis meines Erfolgs ist, dass ich selbst gewinne. Wenn ich mein Spiel erfolgreich gestalte, dann habe ich alles Wichtige getan. Meistens reicht das dann auch zum großen Triumph. Denn erfahrungsgemäß lässt die Konkurrenz auch Federn. Und wenn nicht, dann hat sie auch verdient gewonnen! Aber dann kann ich wenigstens in den Spiegel schauen, ohne mich grün und blau zu ärgern.
Solange ich spekuliere, wer wann wo wie spielen wird, gebe ich ein Stück meiner Konzentration ab. Ich konzentriere mich nur noch zu 90 % auf meine Aufgabe, die anderen 10 % sind beim Gegner. Vielleicht sind es am Ende genau diese 10 %, welche mir fehlen.
Bei diesem Thema spreche ich aus leidvoller Erfahrung. Lassen Sie mich kurz erzählen. Das von mir betreute Team spielte in der Aufstiegsrelegation. Es kamen vor dem letzten Spieltag noch drei Mannschaften für den Aufstieg in Frage. Mein Team, unser Gegner im letzten Spiel und eine dritte Mannschaft. Unsere Ausgangslage war die Schlechteste, denn ein Sieg war notwendig und zugleich durfte das andere Team gegen den Tabellenletzten nicht gewinnen. Meine Mannschaft zeigt eine super Leistung und führte überraschend nach 30 Minuten mit 1:0. Diese Führung verteidigten sie über die reguläre Spielzeit, nach einem Platzverweis gegen den Gegner waren sie zum Schluss sogar in Überzahl.
In der 96. Minute des Spiels erfuhren sie über ein Handy, dass auf dem anderen Platz abgepfiffen wurde und der Konkurrent tatsächlich nicht über ein 0:0 hinausgekommen war. Sie hatten es also fast geschafft. Jetzt stand die Tür ganz weit offen. Erste Jubler waren zu hören. Keine 30 Sekunden später unterlief eine Unaufmerksamkeit und der Gegner kam zum Ausgleich. Aus, vorbei. Sie hatten es verpasst. Wäre es genauso gekommen, wenn man sich während des Spiels nicht für das andere Ergebnis interessiert hätte, sondern erst nach dem Abpfiff dort angerufen worden wäre? Die Antwort wird man nie erfahren, aber innerlich bin ich davon überzeugt, dass es ein Fehler war.
18 Die Bewältigung von Krisen und Konflikten
„Lehne es nicht ab, das Negative zur Kenntnis zu nehmen. Weigere dich lediglich, dich ihm zu unterwerfen.“
Norman Vincent Peale
18.1 Die Krise als Chance
Nicht immer läuft es im Sport so, wie wir uns das wünschen. Das ist natürlich nicht nur im Sport so, das gilt für das ganze Leben. Unser Weg ist ein Auf und Ab. Deshalb ist es unvermeidlich, dass ich früher oder später eine Krise erleben werde. Im Chinesischen bedeutet das Schriftzeichen für unser Wort „Krise“ zweierlei. Es meint sowohl „Risiko“ wie auch „Chance“. Das macht sehr schön den Charakter von Krisen deutlich. Krisen sind nicht nur bedrohlich, sie bieten immer auch eine Chance. Wenn es mir gelingt, aus einer Krise etwas zu lernen oder sie als Anstoß zu einer bedeutsamen Veränderung zu nehmen, dann kann ich aus Krisen gereift und gestärkt hervorgehen.
Im Sport begegnen uns verschiedene Krisen. Wir können in wirtschaftliche Engpässe geraten, private Probleme können uns ablenken, sportlich kann es schlecht laufen, wir können von Verletzungen geplagt sein oder das soziale Miteinander funktioniert nicht mehr. Oftmals treten auch mehrere Dinge gleichzeitig auf, da sie sich zum Teil bedingen. Zum Beispiel kann eine Mannschaft von vielen Verletzungen getroffen werden. Dadurch geht es sportlich bergab, was wiederum zu einer Verschlechterung der Stimmung im Team und Umfeld führt.
Welcher Natur auch immer die Krise ist, die mich und meine Mannschaft befällt, (siehe dazu auch das speziell auf dieses Thema ausgerichtete Buch von Kleinert, 2003) wichtig ist immer, dass ich sie nicht nur als Hindernis auf meinem Weg verstehe, sondern dass ich auch die Chance sehe, die sie mir bietet. Die Krise macht mir die Notwendigkeit bewusst, dass ich etwas ändern muss, weil es so wie bisher nicht weitergeht.
Eine Krise bietet immer eine Chance,
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