Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
Lage, die täglichen Pflichten zu bewältigen und sich um ihre Töchter zu kümmern. „Ich habe Cecil bereits vor einigen Wochen geschrieben, als ich einsehen musste, dass es mit Sir William zu Ende geht“, sagte sie. „Ich wusste, dass mein Schwiegervater ihn wiederzusehen wünschte, bevor er starb, obwohl sie einander fremd geworden waren. Leider sollte es nicht mehr dazu kommen, aber ich gehe davon aus, dass Cecil längst auf dem Weg nach England ist. Bis er in Parson’s End eintrifft, werde ich mich wie gehabt um alles kümmern. Vielleicht ist es ihm recht, dass wir unser gewohntes Leben in Easterley Manor fortführen.“
„Und wenn es ihm nicht recht ist? Haben Sie keine Familie, zu der Sie zurückkehren könnten?“
„Nein, abgesehen von Lord Falconer, den ich persönlich nicht kenne. Er ist der Onkel meiner Mutter. Als sein Bruder, mein Großvater, verstarb, erbte er den Titel. Er und Mama haben sich zerstritten, als sie und Papa heiraten wollten, und er verkündete, er breche den Kontakt zu ihr ab.“ Charlotte lächelte flüchtig. „Seine grässlichen Warnungen, sie werde es bitter bereuen, einem völlig unbedeutenden irischen Kapitän das Jawort zu geben, entbehrten jeder Grundlage. Meine Eltern waren sehr glücklich miteinander, bis zu dem Tag, an dem Papa in der Schlacht von Trafalgar ums Leben kam. Meine Mutter erkrankte an einem Fieber und folgte ihm weniger als ein Jahr später ins Grab. Lord Falconer hat uns damals nicht einmal sein Beileid ausgesprochen, und das, denke ich, besiegelte den Bruch. Ich war bereits mit Grenville vermählt …“ Sie verstummte betrübt, entsann sie sich doch lebhaft, wie verzweifelt und verzagt sie gewesen war, als sie vor acht Jahren die Nachricht erhalten hatte, ihr Mann habe in Spanien sein Leben für das Vaterland gelassen. Da ihre Eltern noch nicht lange verschieden waren, traf sie die Kunde umso schwerer. Zum Glück hatte Sir William sie und die Kinder väterlich unter seine Fittiche genommen und ihnen über die schwere Zeit hinweggeholfen. Und jetzt weilte auch er nicht mehr unter den Lebenden. Niemals zuvor hatte Charlotte sich so einsam gefühlt wie in den letzten Tagen.
„Ich verstehe Sie, Madam, dennoch bitte ich Sie inständig, Ihrem Verwandten zu schreiben. Die vielen Jahre, die vergangen sind, mögen ihn versöhnlich gestimmt haben, und es könnte sein, dass Sie auf seine Hilfe angewiesen sind.“
Charlotte lächelte müde. „Ich danke Ihnen für Ihre Sorge und Anteilnahme, Reverend, aber ich werde nicht mit der Mütze in der Hand bei jemandem vorsprechen, der mein Dasein bis zum heutigen Tag nicht zur Kenntnis nehmen will. Übrigens möchte ich Parson’s End nicht verlassen, denn mich binden Verpflichtungen an diesen Ort. Und ich kann Easterley Manor nicht einfach den Rücken kehren, wenn unsere Dienstboten keine Aussicht auf einen neuen Posten haben. Außerdem vertrauen meine Schüler darauf, dass ich sie weiterhin unterrichte.“
Um nach Grenvilles Tod nicht in Schwermut zu versinken, hatte Charlotte den Entschluss gefasst, eine Schule für die Dorfkinder zu gründen, und was sie als Trost für ihr trauerndes Herz begonnen hatte, war bald zu einer Aufgabe geworden, der sie mit Leidenschaft nachging. Es beglückte sie zu sehen, welch große Fortschritte ihre kleinen Schüler im Unterricht machten und wie bereitwillig sie lernten.
„Das mag so sein.“ Mr. Fuller lächelte nachsichtig. „Wenn allerdings die Dinge eine unerträgliche Wendung nehmen, sollten Sie weniger an andere als an sich selbst denken, meinen Sie nicht auch?“
„Es gibt keinen Anlass, so schwarzzusehen, nur weil mein Schwager sein Erbe antritt und nach Easterley Manor zurückkehrt. Überdies sind Fanny und Lizzie durch den Verlust ihres Großvaters so aufgewühlt und fassungslos, dass es eine Zumutung für sie wäre, ihnen das einzige Zuhause zu nehmen, das sie haben.“
Der Reverend hatte Mrs. Hobart seinen Standpunkt dargelegt, und angesichts ihrer Reaktion blieb ihm nur noch, sich zu verabschieden. Er würde weiterhin väterlich auf sie achtgeben, mehr vermochte er vorerst nicht für sie zu tun.
Easterley Manor war ein altes Gemäuer mit unregelmäßig geschnittenen Räumen, unebenen Fußböden und schweren, wuchtigen Möbeln, die seit Generationen ihren festen Standort im Hause hatten. Einige Zimmer indes, so etwa Charlottes Boudoir und der große Salon, waren mit hellem, modischem Mobiliar und farbenfrohen Stoffen ausgestattet. Charlotte liebte das
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