Erfuellung
Deannas Stimme fuhr ich zusammen. »Reporteralarm«, flüsterte ich, bevor ich mich umdrehte.
»Was ist daran so schlimm?«, fragte er und wandte sich ebenfalls um.
»Hi, Deanna.« Ich begrüßte sie mit einem erzwungenen Lächeln.
»Hallo.« Ihre dunklen Augen musterten Brett von Kopf bis Fuß, dann hob sie ihm schwungvoll ihre Hand entgegen. »Brett Kline, richtig? Deanna Johnson.«
»Freut mich, Deanna«, sagte er betont freundlich.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte ich, während sie sich die Hände schüttelten.
»Entschuldigen Sie, dass ich so in Ihr Date platze. Ich habe erst mitbekommen, dass Sie beide wieder zusammen sind, als ich Sie heute gemeinsam auf der Veranstaltung von Vidal Records sah.« Sie lächelte Brett an. »Ihr Zusammenstoß mit Gideon Cross hat also keine schwerwiegenden Spuren hinterlassen, ja?«
Brett machte ein verständnisloses Gesicht. »Ich kann Ihnen gerade nicht folgen.«
»Wie ich hörte, sind Sie und Cross bei einem Streit mit den Fäusten aufeinander losgegangen.«
»Da muss aber jemand über eine blühende Fantasie verfügen.«
Hatte Gideon mit ihm gesprochen? Oder hatte Brett beim Medientraining gelernt, solche Klippen zu umschiffen?
Ich hasste den Gedanken, dass Deanna schon nachmittags in meiner Nähe gewesen war und mich beobachtet hatte. Oder besser gesagt: dass sie Gideon beobachtet hatte. Auf ihn war sie fixiert, aber an mich kam sie leichter heran.
Sie lächelte kühl zurück. »Unzuverlässige Quelle, schätze ich.«
»Kann passieren«, konterte er lässig.
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder mir zu. »Ich hab heute Gideon an Ihrer Seite gesehen, Eva. Mein Fotograf hat ein paar großartige Aufnahmen von Ihnen geschossen. Eigentlich bin ich hier, weil ich Sie um einen kurzen Kommentar bitten wollte, aber da ich Sie beide gerade hier so erwische, könnten Sie vielleicht den aktuellen Stand Ihrer Beziehung zu Brett beschreiben?«
Die Frage war an mich gerichtet, doch Brett mischte sich ein und schenkte ihr sein verführerisches Grübchenlächeln. »Ich denke, Golden sagt alles. Wir kennen uns von früher und sind gut befreundet.«
»Das Zitat kann ich hervorragend gebrauchen. Vielen Dank.« Deanna musterte mich kritisch. Ich erwiderte ihren Blick. »Okay. Ich will Sie beide nicht länger aufhalten. Schönen Dank für Ihre Zeit.«
»Klar doch.« Ich ergriff Bretts Hand und zog daran. »Gute Nacht.«
Rasch dirigierte ich ihn in den Fahrstuhl und wurde erst wieder ruhiger, als die Türen sich schlossen.
»Kannst du mir erklären, warum eine Reporterin so daran interessiert ist, mit wem du ausgehst?«
Ich sah ihn an. Er stand gegen den Handlauf gelehnt, die Hände rechts und links der Hüfte auf dem Messingrohr. Die Haltung war lässig, und er wirkte unbestreitbar sexy, aber meine Gedanken waren bei Gideon. Ich wollte unbedingt zu ihm und mit ihm reden.
»Sie ist eine nachtragende Ex von Gideon.«
»Und da schrillen nicht die Alarmglocken bei dir?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht aus dem Grund, den du wahrscheinlich meinst.«
Der Fahrstuhl erreichte mein Stockwerk, und ich ging mit einem unguten Gefühl an Gideons Haustür vorbei zu meiner Wohnung. Hatte er bei seinem Treffen mit Corinne ähnlich empfunden? Hatten ihn Schuldgefühle und Angst ebenso erdrückt?
Ich schloss die Tür auf und sah mit Bedauern, dass Cary nicht auf der Couch herumhing. Wie es schien, war mein Mitbewohner überhaupt nicht zu Hause. Das Licht war aus, was ein sicheres Anzeichen für seine Abwesenheit war. Ansonsten ließ er nämlich stets alle Lampen brennen.
Ich drückte den Schalter und drehte mich zu Brett um, als das indirekte Deckenlicht gerade den Raum erhellte. Es war mir immer irgendwie unangenehm, wenn die Leute zum ersten Mal bemerkten, dass ich Geld hatte.
Er sah mich erstaunt an. »Ich sollte meine Berufswahl noch mal überdenken.«
»Von meinem Gehalt kann ich mir das nicht leisten. Mein Stiefvater kommt dafür auf, zumindest einstweilen noch.« Ich ging in die Küche und warf meine Handtasche und die Tasche mit den Wechselsachen auf einen Barhocker.
»Du und Cross, ihr verkehrt wohl in den gleichen Kreisen, wie?«
»Manchmal.«
»Weiche ich für deinen Geschmack zu stark davon ab?«
Die Frage irritierte mich, obwohl sie durchaus berechtigt war. »Ich beurteile die Menschen nicht nach ihrer Brieftasche, Brett. Möchtest du etwas trinken?«
»Nein, danke, alles bestens.«
Ich machte eine einladende Handbewegung in Richtung Couch, und wir setzten
Weitere Kostenlose Bücher