Erfuellung
Hoffnungen, was unsere Beziehung betraf, war Brett jemand, der mir in der Vergangenheit viel bedeutet hatte und mit dem ich wenn möglich gerne befreundet bleiben wollte.
Aber ich stellte mir ständig vor, was Gideon wohl gerade denken und fühlen mochte, und war entsprechend unaufmerksam.
Ich stocherte lustlos in meinem Essen, und als Arnoldo Ricci, der in seinem weißen Chefkochkittel eine blendende Figur abgab, bei uns vorbeischaute, um Hallo zu sagen, tat es mir leid, dass noch so viel von seinem exzellenten Essen auf meinem Teller lag.
Der Starkoch war ein Freund von Gideon. Ich hatte für diesen Abend gezielt das Tableau One ausgewählt, weil Gideon stiller Teilhaber an diesem Restaurant war. Sollte er irgendwelche Zweifel haben, wie das Abendessen mit Brett verlief, kannte er hier vertrauenswürdige Leute, die er fragen konnte.
Natürlich hoffte ich, Gideons Vertrauen würde ausreichen, um mir zu glauben, aber unsere Beziehung hatte, wie ich wusste, ihre wunden Punkte, und unsere wechselseitigen Besitzansprüche waren nur einer davon.
»Schön, Sie zu sehen, Eva«, sagte Arnoldo mit seinem reizenden italienischen Akzent. Er drückte mir einen Kuss auf die Wange, rückte sich einen der freien Stühle an unserem Tisch zurecht und nahm Platz.
Arnoldo streckte Brett die Hand entgegen. »Willkommen im Tableau One.«
»Arnoldo ist ein Fan von Six-Ninth«, erklärte ich. »Er hat Gideon und mich auch zu deinem Konzert begleitet.«
Brett lächelte reumütig, als die beiden sich die Hände schüttelten. »Freut mich, Sie kennenzulernen. Haben Sie damals beide Auftritte von mir gesehen?«
Er spielte auf die Schlägerei mit Gideon nach dem Konzert an. Arnoldo verstand sofort. »Hab ich. Eva bedeutet Gideon sehr viel.«
»Mir bedeutet sie auch sehr viel«, sagte Brett und griff nach seinem Glas Nastro-Azzurro-Bier.
»Tja, dann.« Arnoldo lächelte. » Che vinca il migliori . Möge der Bessere gewinnen.«
»He, ihr beiden.« Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück. »Ich bin doch keine Jagdtrophäe.«
Arnoldo warf mir einen raschen Seitenblick zu. Schließlich wusste er, dass Gideon mich nicht so sah. Er hatte mitbekommen, dass ich Brett geküsst hatte, und war Zeuge von Gideons Reaktion darauf gewesen.
»Gibt’s irgendein Problem mit Ihrem Essen, Eva?«, erkundigte sich Arnoldo. »Wenn es Ihnen geschmeckt hätte, wäre der Teller leer.«
»Ihre Portionen sind aber auch beachtlich«, warf Brett ein.
»Und Eva ist sonst eine beachtliche Esserin.«
Brett sah mich an. »Bist du das?«
Ich zuckte mit den Achseln. Kapierte er allmählich, wie wenig wir doch im Grunde voneinander wussten? »Eine meiner vielen Schwächen.«
»Nicht in meinen Augen«, sagte Arnoldo. »Wie lief denn die Videopräsentation heute?«
»Ich denke, ganz gut.« Brett beobachtete genau meinen Gesichtsausdruck, während er antwortete.
Ich nickte, da ich diesen für die Band so wunderbaren Moment nicht trüben wollte. Was geschehen war, war geschehen. Seine Absichten machte ich Brett noch nicht mal zum Vorwurf, nur die gewählte Umsetzung. »Sie sind auf bestem Weg, Megastars zu werden.«
»Und ich kann behaupten, ein Fan der ersten Stunde gewesen zu sein.« Arnoldo lächelte Brett an. »Ich habe nämlich eure erste Single auf iTunes gekauft, als es noch eure einzige Single überhaupt war.«
»Vielen Dank für die Unterstützung«, sagte Brett. »Ohne unsere Fans hätten wir es niemals geschafft.«
»Sie hätten es niemals geschafft, wenn Sie nicht so gut wären.« Arnoldo sah mich an. »Aber einen Nachtisch nehmen Sie doch noch, oder? Und etwas Wein?«
Als Arnoldo sich gemütlich in seinem Stuhl zurücklehnte, wurde mir klar, dass er hier offenbar die Rolle der Anstandsdame zu erfüllen gedachte. Ein kurzer Blick auf Bretts ironisches Lächeln verriet mir, dass er es ebenfalls bemerkt hatte.
»Also«, begann Arnoldo, »erzählen Sie doch mal, wie es Shawna geht, Eva.«
Ich seufzte innerlich. Wenigstens war Arnoldo ein Babysitter, der eine amüsante Gesellschaft abgab.
Bretts Fahrer setzte mich um kurz nach zehn an meiner Wohnung ab. Ich lud Brett ein, noch mit nach oben zu kommen, weil ich keine Möglichkeit sah, dies zu umgehen, ohne unhöflich zu sein. Ein wenig überrascht registrierte er die eindrucksvolle Fassade des Gebäudes sowie den Türsteher und den Empfang.
»Du musst ja einen fetten Job haben«, sagte er auf dem Weg zu den Fahrstühlen.
Das Klackern von Stöckelschuhen verfolgte uns. »Eva!«
Beim Klang von
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